01.03.2009 - Reichelsheim - "Wenn wir positiv zur Einführung des Digitalfunks eingestellt sind, wird es einfacher damit umzugehen", sagte Stadtbrandinspektor Michael Paulencu.

20090301_feuerwehr040209
Kreisausbilder Jens Christiansen informierte seine Feuerwehrkameraden in Reichelsheim über den Digitalfunk, der 2010 kommt.


Ein Grund dafür, warum Digital-Funkfachmann Jens Christiansen vor 100 Reichelsheimer Feuerwehrleuten während ihrer Jahreshauptversammlung sprach. Der Feuerwehrmann aus Bad Nauheim ist als Kreisausbilder für den Funk zuständig, beruflich ist er mit der im Hessischen Innenministerium mit dem Thema befasst. Mit der nötigen Portion Humor geht er den Wechsel an: "Die Sprachqualität wird sich verbessern, entweder man hat Empfang oder keinen." Denn der Digitalfunk, der 2010 für alle Hilfsorganisationen von der Polizei bis zur Feuerwehr einheitlich für Deutschland eingeführt wird, ist vergleichbar mit dem Mobilfunknetz. "Die Sicherheit wird größer sein." Der Grund dafür: Die Einführung werde von der Polizei dominiert, die bestünde auf besonders sicherer Technik, so dass die Informationen verschlüsselt würden. Der Vorteil des neuen Systems: Bei Großeinsätzen wie beispielsweise beim Unwetter am 30. Mai vergangenen Jahres, ist es möglich die zum Einsatz gehörenden Funkgeräte als Gruppe zusammenzufassen. "Das entlastet die Leute an den Funkgeräten." Weitere Vorteile: Es kann bundesweit über das Netz gefunkt werden, von Sylt bis Garmisch, auch Kontakte ins Ausland sind möglich. Selbst das Telefonieren funktioniert, allerdings müssen dann die Gespräche bezahlt werden. Geht eines der neuen Geräte verloren, kann es gesperrt werden. "Dann ist es für immer nicht mehr zu nutzen." Im Zuge der Umstellung müssen sich die Feuerwehrleute an neue Namen ihrer Funkgeräte gewöhnen. HRT steht für Handgerät, MRT für das mobil im Fahrzeug eingebaute, FRT ist die Feststation und die heutigen Piepser, die jeder aktive Feuerwehrmann hat, um alarmiert zu werden, heißen in der neuen Technik Pager. Fürs Sprechen ist er nicht ausgelegt. Ein weiterer Vorteil ist, dass Texte auf die Funkgeräte gesendet werden können. Beispielsweise könne die Leitstelle direkt auf das Funkgerät senden, wo die Einsatzstelle liegt oder bei Gefahrgut die nötigen Informationen schriftlich abgeben. "In erster Linie ist das neue Funknetz zum Sprechen da", sagte Christiansen. "Der Digitalfunk hat auch Grenzen, im dritten Untergeschoss eines Stahlbetonbaus wird unmöglich sein den Angriffstrupp zu erreichen, das ist physikalisch einfach so." Zukünftig ist es möglich über die Pager eine Antwort zu geben, ob die Feuerwehrleute sich zum Einsatz aufmachen. "Das erfordert Disziplin", meinte Christiansen. Termine, wann und ob das analoge Funknetz abgeschaltet wird, gibt es nicht. "Wir behalten die Frequenzen", sagte der Fachmann. Inzwischen haben alle hessischen Kommunen zugestimmt auf den Digitalfunk umzustellen, so dass Hessenweit rund 117 000 Geräte angeschafft werden müssen. Vorgesehen ist zuerst Frankfurt auf die Digitaltechnik umzustellen, dann Wiesbaden, später die Wetterau, zuletzt werden die Einsatzkräfte in Nordhessen den Digitalfunk nutzen können.

Text und Bild: Ines Dauernheim (freie Journalistin)