22.03.2009 –  Wir brauchen weiterhin einen örtlichen flächendeckenden Brandschutz

20090322_kfv_bued01Wetteraukreis – Die Willi-Zinnkann-Halle in Büdingen war am Samstag Austragungsort der 37. Ordentlichen Mitgliederversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Wetterau, den der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Büdingen feierlich eröffnete. Für den verhinderten Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann konnte sein Vize Michael Kinnel, 138 Abordnungen von 147 im Wetteraueraukreis vertretenen Feuerwehren begrüßen. Die Anwesenheit zahlreicher Kreis-, Landes- und Bundespolitiker zeugt von der hohen Wertschätzung, die den Wetterauer Feuerwehren entgegengebracht wird. So konnte Kinnel Landrat Joachim Arnold, den Kreisbeigeordneten Ottmar Lich, den Bürgermeister der Stadt Büdingen Erich Spamer, die MdB Nina Hauer, die MdL Klaus Dietz, Tobias Utter, Lisa Gnadl und die Mitglieder des Kreistages Ekkehard Kehm, Michael Rückl und Klaus Fischer, herzlich begrüßen. Weiterhin Polizeidirektor Alexander König, den Leiter des Fachdienstes Gesundheit, Rettungsdienst, Katastrophen- und Brandschutz, Dr. Reinhold Merbs, den Vizepräsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Gert Battenfeld und den Vertreter der Notfallseelsorge Joachim Michalik.

Nach der Totenehrung, die der Musikzug Büdingen unter der Leitung von Patrick Günther musikalisch begleitete, überbrachte Bürgermeister Spamer die Grüße des Magistrates, stellte die Stadt Büdingen in launigen Worten vor und fand abschließend Worte des Dankes und der Anerkennung für die Leistungen der Wetterauer Feuerwehrmänner und -frauen. In einem Rückblick auf die leidvollen Brände in Stornfels und Friedberg, stellte Landrat Joachim Arnold in seiner Ansprache die Frage: "Bin ich mit meiner Familie sicher im Wetteraukreis?" Er beantwortete sie mit einem klaren „Ja!“ Dafür sorgen 4247 Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, die in vorbildlicher Arbeit den Menschen im Wetteraukreis im Notfall, ehrenamtlich bei Tag und Nacht, 24 Stunden am Tag zur Seite stehen. Brandschutzdezernent Otmar Lich fand ebenfalls anerkennende Worte für die Arbeit der Feuerwehren und verwies auf die Anstrengungen die der Kreis für die stetige Verbesserung des Brand- und Katastrophenschutzes unternimmt. So wird die Atemschutzstrecke in Bad Nauheim grundlegend saniert und aus den Erkenntnissen der Unwetter in 2008 der Einsatzleitwagen (ELW 2) in Echzell mit einem enormen finanziellen Aufwand technisch aufgerüstet. Als vorbildlich bezeichnete Lich auch die Zusammenarbeit der Wehren. Dies zeigte sich im Besonderen bei den Bränden in Friedberg und bei den Unwettereinsätzen im Mai, als beispielhaft die Feuerwehr Ortenberg ihre Kameraden in Florstadt unterstützte.

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Nina Hauer dankte den Feuerwehren für ihre hervorragende Arbeit und hob hierbei besonders die Präsens der Brandschutzerzieher und -erzieherinnen in Schulen und Kindergärten hervor.

 

„Uns verbindet der Dienst am Bürger, wir gewährleisten die Sicherheit der Wetterauer Bürgerinnen und Bürger“, sagte Polizeidirektor Alexander König in seiner Ansprache. Er berichtete weiter von besten Kontakten zur Leitstelle Wetterau und dankte im Namen aller Kolleginnen und Kollegen für die hervorragende Zusammenarbeit. Der Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen, Gert Battenberg, hielt Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate und bescheinigte den Wetterauer Feuerwehren eine enorme Professionalität. Als besorgniserregend bezeichnete er den Abwärtstrend bei den Jugendfeuerwehren. Hier müssen neue Wege beschritten werden um Kinder an die Jugendfeuerwehr heranzuführen. Dem Trend Feuerwehrstandorte aus Kostengründen zu zentralisieren, erteilte Battenfeld eine klare Absage. Sein Statement lautete: „Wir brauchen weiterhin einen örtlichen flächendeckende Brandschutz!“ Von zahlreichen Einzel- und Gruppengesprächen nach schwierigen und bedrückenden Einsätzen berichtet Notfallseelsorger Joachim Michalik. Er wünschte allen Helfern, dass sie stets wohlbehalten nach jedem Einsatz nach Hause kommen.

Den Bericht des verhinderten KBI Hartmann verlas sein Vize, Michael Kinnel. Daraus war zu entnehmen, dass die Zahl der Aktiven nach einem 15-jährigen Abwärtstrend, erstmals wieder leicht steigend ist. Auch der Frauenanteil in den Wetterauer Feuerwehren ist von 427 auf 451 gestiegen. Gestiegen sind auch die Einsatzzahlen. Zu verzeichnen waren: 812 Brandeinsätze und 2247 Hilfeleistungen. Dazu kamen 568 Alarme durch Barndmeldeanlagen, Fehl- und böswillige Alarme. Die Verbesserung der Ausbildung liegt dem Kreisbrandinspektor besonders am Herzen. „Die Welt dreht sich, die Technik ändert sich und wir werden jeden Tag aufs Neue von den Aufgaben überrascht, aber wir dürfen nicht unvorbereitet sein“, schrieb Hartmann. Abschließend bedankte sich der KBI bei der Kreisbrandmeisterin, den Kreisbrandmeistern, bei den Leitern der Feuerwehren, den Kreisausbildern, den Mitarbeitern des Fachdienstes und bei der Kreisspitze für die angenehme und kameradschaftliche Zusammenarbeit.

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Mit der Plakette „Partner der Feuerwehr“ wurde anschließend der Geschäftsführer der Behindertenhilfe Wetterau, Reinhold Medebach, ausgezeichnet. Medebach beschäftigt in seinen Betrieben mit 800 Beschäftigten, zwölf Einsatzkräfte, die im Alarmfall jederzeit für Einsätze freigestellt werden. Kinnel und Lich überreichten die Plakette, verbunden mit Dankesworten an Medebach und sein Team.

20090322_kfv_bued04Ein Novum bei einer Kreisverbandsversammlung war der Vortrag von Bruder Paulus, der das Kapuzinerkloster in Dieburg bei Darmstadt leitet. Bekannt durch seine Kolumnen, Vorträge und Diskussionsbeiträge in TV-, Politik- und Talk-Runden bezog er Stellung zu Fragen der Ethik in Gesellschaft und Wirtschaft. In lebendiger Sprache verstand es Bruder Paulus das alltägliche, auf Gebet und Meditation, Stille und seelsorgerische Aktivität gerichtete Leben seines Klosters erfahrbar zu machen. Provokant bezeichnete er die anwesenden Feuerwehren als „Verrückte“. „Ihr könntet es euch so schön machen. Ihr seid Sonderexemplare unsere Gesellschaft.“ Tiefsinnig und nachdenklich machend beleuchtete Bruder Paulus auch die Seite des Ehrenamtes und schloss mit dem Satz: „Schön, dass Sie es machen. Wie schön für uns, dass Sie nicht weglaufen!“

In Vertretung für den verhinderten Rechner Thorsten Eberhard verlas Robert Winkler den Kassenbericht. Die Kassenprüfer Klaus Merz und Dieter Rehberg (Feuerwehr Büches) bescheinigten dem Rechner eine einwandfreie Kassenführung und beantragten die Entlastung des Kreisvorstandes, dem die Versammlung bei einer Enthaltung zustimmte.

Kreisjugendwart Marco Reis verwies auf 134 Jugendfeuerwehren und den erfreulichen Umstand, dass trotz besorgniserregendem Mitgliederschwund sich die Jugendfeuerwehren Büdingen – Diebach am Haag und Büdingen – Calbach wieder neu gegründet haben.

Kreisstabführer Paul-Heinz Eckhardt verwies auf zurzeit zwölf aktive musiktreibende Züge. Die Förderung der Jugendorchester ist zu einer festen Einrichtung geworden. Für das Jahr 2008 fiel die Wahl auf das Orchester des Musikzuges der Feuerwehr Bönstadt. Für 2009 kündigte Eckhardt ein Kreisfreundschaftsspielen an. In Stammheim wird am 6. und 7. März 2010 die Landesfeuerwehrmusikveranstaltung durchgeführt.

Kreissprecherin der Frauen, Edelgard Ludwig, sprach von einem eher ruhigen Jahr im Bezug auf die Veranstaltungen für Feuerwehrfrauen. Sie berichtete von einem Ausflug in das Erlebnisbergwerk nach Merkers und einem Abschlussessen in Alsfeld. Bei einem Treffen der Frauensprecherinnen in Melsungen wurde angeregt ein Internet-Netzwerk aufzubauen. Die Vorbereitungen hierzu laufen jetzt an.

Als Sprecher der Alters- und Ehrenabteilung berichtete Heinz-Willi Lindt erstmalig an die Versammlung. Dankesworte fand er für seinen Vorgänger Dieter Röder, der ihm eine bestens bestellte Abteilung übergeben habe. Das Treffen der Alters- und Ehrenabteilung anlässlich des 75-jährigen Jubiläumsfestes der Feuer Ockstadt bezeichnet Lindt als einen Höhepunkt seines noch jungen Vorsitzes. Die damals 350 Teilnehmer waren begeistert vom Festprogramm und freuen sich bereits auf das nächste Treffen am 3. Oktober in Limeshain.

Einstimmig wurde von der Versammlung anschließend der Haushaltsplan für 2009 genehmigt. Nach dem Rücktritt von Joachim Krämer als Beisitzer im Kreisvorstand wurde Peter Dietz aus Bad Nauheim in einer Ergänzungswahl als Beisitzer in den Vorstand berufen. Für den Kreisverbandstag 2012 lagen keine Bewerbungen vor. Hier muss der Kreisvorstand neue Wege beschreiten, um diese Veranstaltungen wieder attraktiver für den ausrichtenden Verein zu machen. Die Mitgliederversammlung wird 2010 in Stockheim stattfinden. Die Feuerwehr Gedern erhielt den Zuschlag für 2011.

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Bruder Paulus hatte mit seinem Vortrag voll ins Schwarze getroffen. So suchten anschließend
viele Feuerwehrangehörige und Politiker das Gespräch mit ihm, wie hier im Bild MdL Klaus Dietz,
Dieter Röder und Pressesprecher Robert Winkler.

Text: Robert Nolte
Bilder: Alexander Hitz, Redaktion KFV-Wetterau.de