26.03.2009 - Bruder Paulus vom Kapuzinerkloster Dieburg hält gesellschaftskritischen Vortrag bei Kreisfeuerwehrverbandsversammlung

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Bruder Paulus aus dem Kapuzinerkloster Dieburg

BÜDINGEN - „Ich sehe eine Halle voller Verrückter. Sie könnten heute die Sonne genießen, aber Sie sind so blöd und kommen hier zu ´ner Vereinsversammlung zusammen. Somit sind Sie zu Sonderexemplaren unserer Gesellschaft geworden“, begann Bruder Paulus vom Kapuzinerkloster Dieburg seinen Vortrag zum Thema „Einsatz lohnt sich anders - Wie wir uns Bürger wieder in Bewegung bringen“.

Auf Einladung von Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann gastierte der Kapuzinermönch in der Büdinger Willi-Zinnkann-Halle und gab während der Kreisfeuerwehrverbands-versammlung seine Gedanken zum Besten. In seiner bekannt-legeren Art und verpackt in einen komödiantischen Touch mit viel Mimik, Gestik und schauspielerischem Talent nahm der Braunkuttenträger aus Dieburg die Gesellschaft und das Ehrenamt ins Visier.

„Deutschland lebt in eine großen Pause. Alle warten darauf, dass es irgendwann mal besser wird“, sagte er und fügte ungeniert hinzu: „Wir sind eine Gesellschaft von misepampeligen Leuten, die sich aus der Verantwortung stehlen und sich der Gemeinschaft entziehen, aber ständig Rechte aus der Gemeinschaft einfordern. Wir leben in einer Egomanie. Warum soll man respektvoll sein?“, fragte er in die Runde. Kritisch merkte er an: „Wir leben in einer Zeit, in der Menschen vergessen haben, was Menschsein bedeutet. Der Demokratie geht das Personal aus. Dabei müssen wir begreifen, dass es keine besseren Menschen gibt, als die, die wir haben. Wir müssen aufwachen aus dem Himmelstraum, in dem  Superhyperfamilien mit zweieinhalb Kindern und einem Viertelhund im Grünen aufwachsen“, so Bruder Paulus. „Raus aus dem Schlafwagen - rein in die Tretmühlen der Gesellschaft“, rief er auf und monierte im gleichen Atemzug: „Überall ist die Kacke am Dampfen. Flucht ist ein Zeichen von Unreife. Das Menschenbild ist zu einem dunstigen Götzenmenschenbild geworden mit überzogenen Erwartungen und vorprogrammierter Bruchlandung.“

Bruder Paulus appellierte, der Jugend Platz zu machen und ihr Gelegenheit zu geben, Verantwortung zu übernehmen. „Vieles geht auch deswegen in unserer Gesellschaft nicht weiter, weil wir so gerne immer älter werden in unseren Posten, die wir schon seit Jahren inne haben. Wann hören Sie endlich mal auf?“, schlug Paulus Terwitte den Vorstandsmitgliedern des Kreisfeuerwehrverbandes auf die Schulter. Am Ende seines Vortrags versicherte er mit Blick auf die Wehrleute in der Zinnkann-Halle: „Es ist schön, dass es Sie gibt und Sie ihr Leben dem Ärger, aber auch der Freude der Kameradschaft widmen und sich für ihre Mitmenschen einsetzen mit der Hoffnung im Herzen, dass Sie nach einem Einsatz mit Erfüllung heim gehen können.“

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An Gestik kaum zu überbieten: Bruder Paulus bei seinem Vortrag auf der Kreisverbandsversammlung in Büdingen.

Text: Andrea Hennecke
Bilder:
Andrea Hennecke, Alexander Hitz (Redaktion KFV-Wetterau.de)