31.03.2008 - Investition von 20000 Euro - Einweihung erfolgte mit zentraler Atemschutzfortbildung

Hirzenhain - Wie viele andere Feuerwehren hatte auch die Gemeinde Hirzenhain das Problem, dass der Hersteller Dräger Safety die Ersatzteilproduktion und -lieferung für die in der Kommune verwendeten Atemschutzgeräte aus den 80er Jahren zum Jahresende 2007 einstellte. Bereits frühzeitig machte man sich Gedanken wie eine Ersatzlösung aussehen sollte. Hierzu wurde ein Arbeitskreis rund um Gemeindebrandinspektor Dieter Krapp und dem Leiter des Atemschutzes Klaus Henke gebildet. Zu klären galt es vor allem, welches Drucksystem in Zukunft verwendet werden sollte (in Hirzenhain waren Über- und Normaldruckgeräte vorhanden) und ob man für alle Geräte Ersatz beschafft oder eine Upgrade Lösung des Herstellers wählen sollte.

Im Vorfeld wurden verschiedene Hersteller eingeladen, die ihre Produkte zu den definierten Eckpunkten vorführten. Auch wichtige, bisher fehlende Ausrüstungsgegenstände wie Notsignalgeber und Fluchthauben wurden vorgestellt. Nach reiflicher Überlegung entschied man sich, trotz anderer Geräte in den umliegenden Kommunen, für Überdrucktechnik und MSA Auer als Lieferant. Vor allem die Single Line Pneumatik und die damit verbundenen geringeren Kosten während der 6 Jahres Grundüberholung, der vorhandene 2. Steckanschluss und der nur im Überdruck erhältliche ESA-Anschluss überzeugten und wurden als zukunftsweisende Technologien angesehen.

Beschafft wurden nun:
- 12 Pressluftatmer Auer AirGo mit Single Line Pneumatik und 2. Anschluss
- 12 Lungenautomaten ESA (Einheitssteckanschluss)
- 12 Masken Auer Ultra Elite
- 4 Lungenautomaten ESA, zur Nachrüstung an vorhandene Atemschutzgeräte BD 88
- 16 Notsignalgeber Auer Motion Scout S+R
- 6 Fluchtsysteme Auer Respi Hood
- Sets zur ESA-Umrüstung der vorhandenen Überdruckmasken

Da die Einführung der neuen Geräte mit einigen Neuerungen in der Handhabung verbunden war, entschied man sich die theoretische Pflichtunterweisung für Atemschutzgeräteträger zentral an zwei Terminen zu Jahresanfang durchzuführen. Bei den Terminen wurden neben der wichtigen Geräteeinweisung, vor allem das Vorgehen im Innenangriff behandelt. Hierzu wurden verschiedene praktische Übungen absolviert, um z.B. das richtige Anlegen der Schutzkleidung, das Fortbewegen im Innenangriff, die Öffnung von Brandraumtüren oder den Umgang mit Hohlstrahlrohren zu üben. Auch der Punkt persönliche Schutzausrüstung war einer der wichtigsten, dabei ging es nicht nur um Kleidung, sondern auch um Werkzeuge und sonstiges Zubehör, das vom Angriffstrupp unter Atemschutz mitzuführen ist.

Nach einem Mittagessen ging es dann in den praktischen Teil über. Unter realitätsnahen Bedingungen wurden die neuen Geräte ausführlich getestet. Hier fanden auch Rettungsübungen statt, bei denen es galt Personen im Haus zu finden und zu retten. Auch Notfälle mit verunglückten Atemschutzgeräteträgern wurden simuliert.

Um auch Einblicke in technische Neuerungen zu bekommen, wurden als Gastdozenten Kameraden der Feuerwehr Büdingen eingeladen. Sie brachten den mobilen Rauchverschluss und die Wärmebildkamera mit. Diese Geräte sind in vielen Feuerwehren bereits Standard und tragen einen großen Teil zur schnellen Rettung von Menschenleben bzw. Verhinderung der Schadensausbreitung bei. Eindrucksvoll lauschten die Beteiligten den Ausführungen der Kameraden aus Büdingen zu den Einsatzerfolgen und Vorteilen. Noch eindrucksvoller war allerdings der praktische Umgang mit den Gerätschaften. Leider sind gerade Wärmebildkameras sehr teuer und müssen sich immer wieder gegen Vorurteile in kleinen Feuerwehren stellen.

Zum Ende der Veranstaltung zeigten sich alle Feuerwehrangehörigen zufrieden mit der Fortbildung. Positiv wurde über den Umgang mit den neuen Geräten berichtet, die am 26. März in Dienst gehen und die Ära des legendären PA 80 beenden werden. Angeschafft wird im laufenden Jahr ein mobiler Rauchverschluss, da Umgang und Nutzen dieses Gerätes unwiderlegbar auf der Hand liegen. Die Einführung des so genannten Schlauchpakets wird in den kommenden Übungen beraten.

Besonders erfreut waren die Organisatoren über die Beteiligung von Führungskräften aus den umliegenden Feuerwehren. So war mancher angereist um sich die Neuanschaffung anzusehen oder auch einmal zu sehen wie die Pflichtfortbildung zentral abgehalten wird. Auch Mitglieder der gemeindlichen Gremien waren zu Gast und verschafften sich einen Überblick über die Investition. Bei der praktischen Ausbildung am Mittag konnte ihnen eindrucksvoll gezeigt werden, welche Möglichkeiten sich durch eine Wärmebildkamera ergeben und welchen bedeutenden Einfluss ein solches Gerät auf die Menschenrettung aber auch auf die Sicherheit der eigenen Einsatzkräfte hat. Erklärt wurde auch warum es aus zeitlichen Gründen und der damit verbundenen hypoxischen Hirnschädigung (unzureichende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff) bei den in Not geratenen nicht ausreicht ein solches Gerät nur in vereinzelten Feuerwehren vorzuhalten.

Dank sagen die Verantwortlichen den Kameraden aus Büdingen, allen voran Riccardo Bortolotti, der bereit war die Hirzenheimer Kollegen zwei Tage zu schulen. Er verstand es die angesprochenen Themen sehr interessant und innovativ zu präsentieren. Absolut zufrieden zeigte sich Referent Klaus Henke über den Verlauf der beiden Fortbildungen. Das Zusammenspiel aller drei Ortsteilwehren war hervorragend. Die Motivation der Teilnehmer war auch nach acht Stunden Unterricht noch vorhanden. Dementsprechend fiel auch das Ergebnis, wie von der Führungsriege beabsichtigt, aus.

Text: Klaus Henke, FF Hirzenhain
Bilder: FF Hirzenhain


Rauchverschluss an der Tür.


Atemschutzüberwachung


Atemschutzersteinsatz


Person in der Wärmebildkamera