17.04.2008 - Echzell (arc). Seit 100 Jahren bilden Kameradschaft und Pflichtgefühl den Grundstock für die ehrenamtliche Hilfeleistung vor Ort: Am 18. März 1908 fanden sich in Echzell 67 Männer zusammen, um die erste Freiwillige Feuerwehr des Ortes zu gründen.

"Wer steckt hinter dem Wort Feuerwehr?", fragte Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann. Eine gute Gelegenheit, die Menschen dahinter zu zeigen, seien Ehrungen verdienter Mitglieder, sagte er und zeichnete Thorsten Roos, Frank Hornung (beide Feuerwehr Echzell), Matthias Schunk (Bisses) und Volker Hinkel (Bingenheim) mit dem Brandschutzehrenzeichen in Silber für 25-jährigen Dienst aus.

Eine besondere Ehrung erfuhr Erno Schäfer. Am 20. April 1948 war er in die Wehr eingetreten, und seither ist sein Name fest mit der Echzeller Feuerwehr verbunden, sagte Wehrführer Frank Hornung. Auch wenn das langjährige Mitglied aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv sein kann, sei es zu jeder Gelegenheit bei der Feuerwehr anzutreffen. Da Schäfer nicht mehr im Brandschutz tätig ist, war keine offizielle Ehrung möglich, doch erhob sich die Versammlung und applaudierte minutenlang, als der Vorsitzende Michael Stoll einen Präsentkorb überreichte und eine vereinsinterne Ehrung vornahm.

Trotz gestiegener Bevölkerungszahl ist die Einsatzstärke der Brandschützer geschrumpft. Doch ist das für die Einsatzkräfte unter Wehrführer Frank Hornung und Vorsitzendem Michael Stoll nur ein Ansporn, sich noch stärker im Dienst für die Allgemeinheit zu engagieren und um neue Mitglieder zu werben. So feierte die Feuerwehr Echzell in der Horlofftalhalle stolz ihr 100-jähriges Bestehen mit vielen Bürgern sowie Gästen aus Politik, Gewerbe, Vereinen und befreundeter Wehren.

Bürgermeister Dieter Müller dankte nicht nur den Aktiven, sondern auch deren Angehörigen. Denn neben den Übungen und vielfältigen Fortbildungen belaste auch die stete Alarmbereitschaft die Familie. Die große Anzahl der Gäste zeige die hohe Wertschätzung, die der Dienst der Freiwilligen in der Gemeinde genieße, betonte er.

"Feuerwehr genießt hohe Wertschätzung"
Gemeindebrandinspektor Jan Rudel sprach das Problem der Mitgliederzahlen an. Die mangelnde Technik sei früher von der hohen Zahl der Helfer ausgeglichen worden. Doch auch wenn die Technik heute ständig besser werde, könne sie die fehlenden Kräfte nie ganz ersetzen. War früher jeder Hausbesitzer zumindest passives Mitglied einer Feuerwehr, sei das heute längst nicht mehr so. Doch sei die Erwartungshaltung der Bürger gegenüber den freiwilligen Helfern stark gestiegen.

Kreisbrandinspektor Hartmann verteidigte das Prinzip der Freiwilligen Feuerwehren. Von vielen oft als zu teuer verpönt, sei sie eine sehr gute Idee, die man so lange wie möglich am Leben erhalten solle. So seien in Griechenland die flächendeckenden Wehren aufgelöst und zentrale Stützpunkte eingerichtet worden. Nachdem aber vor einigen Jahren Waldbrände gewütet hatten, gäben sich heute griechische Delegationen hier die Klinke in die Hand, um vom deutschen System zu lernen.

Der Brandschutzdezernent des Wetteraukreises, Ottmar Lich, hob besonders er die Auszeichnung zur "Feuerwehr des Monats" hervor, welche die Echzeller hessenweit bekannt gemacht habe. Man habe hier die Zeichen der Zeit erkannt. Als das Orkantief "Emma" die Leitstelle beschädigt hatte, konnte sich Lich von der "vorzüglichen und schnellen Koordination des Krisenstabs und der Feuerwehr Echzell" überzeugen. Diese hatte den in Echzell stationierten Einsatzleitwagen 2 des Kreises besetzt und die Aufgaben der Leitstelle übernommen, bis diese wieder funktionsfähig war.

Für kurzweilige Unterhaltung zwischen den Wortbeiträgen sorgte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Blofeld, der Gesangverein Einheit Echzell und die Tanzgruppe Blue Beasts, die als sexy Stewardessen über die Bühne wirbelten. Am 16. Mai feiert die Freiwillige Feuerwehr Echzell ihren 100. Geburtstag mit einer Blaulichtfete am Gerätehaus in der Römerstraße.


Ehrungen verdienter Mitglieder: (vorn v. l.) Matthias Schunk, Frank Hornung, Volker Hinkel, Thorsten Roos
(hinten v. l.) mit KBI Otfried Hartmann, Bürgermeister Dieter Müller, Ortsbrandinspektor Jan Rudel und Brandschutzdezernent Ottmar Lich. Bild: Marc Stephan

Quelle: Wetterauer Zeitung online vom 17.04.2008