07.06.2010 – Migranten und Vielfalt Thema beim 28. Deutschen Feuerwehrtag

Leipzig – Ein zentrales Thema in den Gremien des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF) ist die Vielfalt der Feuerwehrmitglieder. Ziel ist es, möglichst vielfältige Zielgruppen wie weibliche Feuerwehrmitglieder oder Migranten für das Ehrenamt zu gewinnen. In verschiedenen Projekten wie etwa „Frauen am Zug“ oder „Unsere Welt ist bunt“ wurden Ergebnisse entwickelt, die den einzelnen Feuerwehren vor Ort als Leitplanken und Entscheidungshilfen dienen können.

Der Kongress „Vielfalt in der Feuerwehr“ befasste sich anlässlich des 28. Deutschen Feuerwehrtages mit den Themen Migration und Integration. Zbignew Kozlowski von der Feuerwache Berlin-Hellersdorf berichtete von mehreren Einsätzen in seinem Bereich, bei dem es zu tödlichen Verletzungen kam. Diese Todesfälle wären nach seinen Worten zu vermeiden gewesen, wenn ein sprachkundiger Feuerwehrangehöriger im Einsatz gewesen wäre, der die in Gefahr geratenen Personen in ihrer Muttersprache hätte ansprechen, beruhigen und zum Bleiben in der sicheren Wohnung überreden können. So öffneten die ausländischen Mitbürger die Wohnungstür und versuchten, durch das total verqualmte Treppenhaus zu fliehen, was sie nach wenigen Atemzügen mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Aber nicht nur der Aspekt der Rettung, sondern auch die demografische Entwicklung insgesamt sollte die Feuerwehren veranlassen, über neue Formen der Mitgliederwerbung nachzudenken. Jeder fünfte Einwohner der Bundesrepublik hat inzwischen einen Migrationshintergrund. Vergleichbare Mitgliederzahlen finden sich jedoch nicht in den Feuerwehren und auch nicht in der Jugendfeuerwehr wieder. Hüseyin Yilmaz – stellvertretender Vorsitzender der Türkischen Gemeinde  in Deutschland – wies in seinem Impulsvortrag darauf hin, dass Menschen mit Migrationshintergrund sehr gute Netzwerker seien. Egal welcher Nationalität, seien Gruppenbildungen und gegenseitige Hilfe völlig normal. Wenn hier eine Bewegung stattfinden solle, müssten die Bedürfnisse der Migranten erkannt und auch befriedigt werden, wenn man Erfolg haben wolle.

Ludwig Sauer von der Freiwilligen Feuerwehr Wiesloch (Baden-Württemberg) verfügt über gute Erfahrungen mit Migranten und unterstreicht, dass die Leiter der Feuerwehren mit der Integration nicht überfordert werden dürfen. Es müssten seitens des DFV oder der DJF Konzepte entwickelt werden, die praxistauglich und auch leicht umzusetzen sind. In diesem Zusammenhang wies Cornelia Andree vom DFV auf eine CD mit einem Schulungsprogramm hin, die beim DFV angefordert werden kann. Dies ist Ergebnis des Leonardo da Vinci-Projekts der Europäischen Union für mehr Vielfalt in der Feuerwehr, an dem sich der Feuerwehrverband aktiv beteiligt hat.

Kritisch wurde die Entwicklung und Auflegung immer neuer Projekte und die daraus folgende Beantragung von Fördergeldern im Plenum gesehen. Die finanzielle Unterstützung sollte lieber in die Validierung der Ergebnisse bisheriger Projekte in der Praxis gelenkt werden, um für andere Feuerwehren zur Verfügung zu stehen. Auf nationaler und internationaler Ebene stünden genug gute Ideen zur Verfügung, so dass man „die Welt nicht jedes Mal wieder neu erfinden“ müsse.

Allen Beteiligten sollte klar sein, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht von sich aus in die Feuerwehrhäuser kommen. Sie müssen auf der einen Seite aktiv angesprochen werden, und auf der anderen Seite bei ihren ethnischen Besonderheiten abgeholt werden, um eine erfolgreiche Integration zu erzielen. „In diesem Prozess darf sich kein Beteiligter verbiegen, sondern jeder sollte die Bedürfnisse der anderen kennen, um ihnen auf dem Weg ein Stück entgegen zu kommen“, erklärte abschließend Orhan Bekyigit, Fachberater Migration des Deutschen Feuerwehrverbandes.

(Jörg Grabandt)

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen im Rahmen des 28. Deutschen Feuerwehrtages gibt es online unter www.feuerwehrtag.de. Bilder der Veranstaltungen stehen unter www.feuerwehrverband.de/presse zum Download zur Verfügung.

Quelle: DFV-Presseinformation