31.05.2008 - Schwere Sturm- und Wasserschäden nach extremen Gewittern – Fast alle Feuerwehren im Einsatz

(rwi) Die schweren und lange anhaltenden Gewitter am Freitagabend haben auch im Wetteraukreis große Schäden verusacht. Fast alle 149 Feuerwehren waren stundenlang im Einsatz. Die Zentrale Leitstelle Wetterau in Friedberg hatte bis 1.30 Uhr weit über 400 Hilfeersuchen von betroffenen Bürgern zu koordinieren. Noch wesentlich mehr Einsätze wurden direkt von den Feuerwehren vor Ort ohne Meldung an die Leitstelle abgearbeitet wurden. Besonders hart wurden Wölfersheim, Echzell, Reichelsheim und Florstadt getroffen. Östlich der A45 waren die Schäden wesentlich geringer. Glücklicherweise sind keine Personenschäden zu beklagen.

Dass am Freitagabend mit schweren Gewittern zu rechnen sei war von den Meteorologen vorausgesagt worden. Als gegen 19 Uhr sinntflutartige Wolkenbrüche und Gewitterstürme einsetzten kam es doch sehr viel heftiger als erwartet. Ein Blitzschlag war in Bad Nauheimer Stadtteil Steinfurth vermutlich die Ursache für einen Entstehungsbrand am Dachstuhl eines Wohnhauses. Die Feuerwehren aus Steinfurth, Bad Nauheim und Nieder-Mörlen hatten den Brand schnell gelöscht. Einige Feuerwehren waren zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Beseitigung von umgestürzten Bäumen oder überfluteten Kellerräumen beschäftigt.

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Ein Blitzschlag verursachte wahrscheinlich den Brand dieses Dachstuhls in Steinfurth.

Von gelb über orange bis dunkelgrau gefärbte Wolken kündigen jedoch die nächste, wesentlich stärkere Gewitterfront an. Wegen der dann zunehmenden Anzahl von Notrufen wurde das dienstfreie Personal der Leitstelle alarmiert. So dass kurzfristig alle sieben von von normalerweise zwei Notrufabfrageplätzen besetzt waren. Als die Meldungen über Sturmschäden an Dächern zunahmen trat der Leitstellenführungsstab unter der Leitung des Kreisbeigeordneten und Brandschutzdezernenten Ottmar Lich zusammen. Von diesem Gremium aus wurden jetzt auch alle kreisweit noch verfügbaren Dachdeckerbetriebe alarmiert.

Hier nur einige wenige Beispiele für besondere Einsätze und Lagen

  • Bad Nauheim: In Steinfurth geriet vermutlich durch einen Blitzschlag das Dach eines Wohnhauses in Brand, konnte aber schnell gelöscht werden. Es entstand nur relativ geringer Schaden. In Steinfurth und Nieder-Mörlen deckte der Sturm die Dächer mehrer Häuser ab oder beschädigte sie stark.
  • Um die Sicherheit der Besucher des Friedberger Altstadtfestes nicht zu gefährden erklärten Bürgermeister Michael Keller und Stadtbrandinspektor Michael Stotz gegen 20.30 Uhr das Fest für beendet.
  • In Rosbach – Rodheim war durch einen Erdrutsch eine große Menge Schlamm in mehrere Häuser eines Neubaugebietes eingedrungen.
  • Schwer getroffen wurde Wölfersheim. Bei einigen Häusern wurden die Dächer komplett abgedeckt. Kurz bevor ein Baum in der Singbergschule umfiel feierten dort noch deutsche und französische Austauschschüler ausgelassen miteinander. Das THW Friedberg wurde zur Unterstützung der Feuerwehr nach Wölfersheim beordert. Auch die Feuerwehr Bad Vilbel kam bereits in der Nacht zu Hilfe. Am späten Samstagnachmittag bemühte sie sich noch das abgedeckte Dach eines Aussiedlungshofes in der Römerstraße zu sichern.
  • In Echzell kam neben der Feuerwehr auch das THW aus Bad Homburg zum Einsatz. Hohe Giebelwände an zwei Gebäuden drohten einzustürzen und mußten gesichert werden.
  • Florstadt war in weiten Teilen von Wasserschäden betroffen. Hier unterstützten die Feuerwehren aus Bruchenbrücken, Bauernheim und Dorheim bis etwa 3.30 Uhr am Samstagmorgen. Bei einem Möbelmarkt stürzte durch das Unwetter auf einer Fläche von etwa zehn mal zwanzig Metern die Decke ein.
  • Auch in Reichelsheim machten voll gelaufene Keller aber auch entwurzelte und abgeknickte Bäume das gros der Einsätze aus. Einige Straßen in Weckesheim glichen zeitweise einer Seenlandschaft. Die Feuerwehren waren bis gegen 4 Uhr im Einsatz. Sie wurden in Weckesheim von den Kameraden aus Rockenberg, in Heuchelheim von Gettenauer und Bingenheimer und in Dorn-Assenheim von Ossenheimer Feuerwehrleuten unterstützt.

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Wölfersheim, Aussiedlerhof Römerstraße:
Bereits am Freitagabend und auch noch am späten Samstagnachmittag war die Feuerwehr Bad Vilbel unterwegs und half beim Sichern der durch den Sturm abgedeckten Dächer am Wohnhaus.

Gegen Mitternacht verschafften sich Brandschutzdezernent Ottmar Lich und Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann an einigen Einsatzstellen vor Ort persönlich ein Bild von der Lage. Bis gegen 1.30 Uhr erreichten die Zentrale Leitstelle Wetterau in Friedberg weit über 400 Notrufe und weitere kamen immer noch hinzu. Nicht abzuschätzen ist die viel größere Zahl von Einsätzen, die direkt von den Feuerwehren vor Ort ohne Meldung an die Leitstelle abgearbeitet wurden. So berichtete beispielsweise ein Feuerwehrmann aus Wölfersheim, dass sie in der Nacht an über einhundert Stellen tätig gewesen seien. Und selbst in Karben, das von der Gewitterfront nur gestreift wurde, hatten die Feuerwehren über 40 Einsätze zu erledigen. Gegen 1.30 Uhr löste sich der Leitstellenführungsstab wieder auf und auch die Arbeit auf der Leitstelle konnte wieder von zwei Disponenten bewältigt werden.

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Diese umgestürzte Weide blockierte die Gleisen in der Einfahrt des Bahnhofes Reichelsheim. Sie wurde in Absprache mit dem Notfallmanager der Bahn entfernt. Ebenso sechs Tannen etwa 300 Meter weiter in Richtung Bingenheim.
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Mit Hilfe der Bad Nauheimer Drehleiter wurde dieser Nußbaum Stück für Stück von einem Hausdach in Reichelsheim entfernt. Der Baum war entwurzelt worden und drohte seitlich umzustürzen und dabei eine Dachgaube mitzureißen.

Die Ruhe für viele Feuerwehren währte allerdings nicht lange. Bereits ab 7 Uhr am Samstagmorgen erhielten sie neue Alarmierungen. Viele Bürger bemerkten jetzt bei Tageslicht Schäden, die in der Nacht nicht erkennbar waren. Eine Nachfrage bei der Leitstelle ergab um 9.30 Uhr aktuell zirka 80 Einsätze. Teilweise zogen sich diese Hilfeleistungen bis in den späten Samstagnachmittag hin. Abschätzungen über die Schadenshöhen sind – wenn überhaupt – sicherlich erst in den nächsten Tagen möglich.

Bis auf zwei Einsätze des Rettungsdienstes, weil sich betroffene Personen sehr aufgeregt hatten, sind glücklicherweise keine Personenschäden zu beklagen.

Bilder: Robert Winkler, KFV Wetterau (4) und Alexander Hitz, Wf FF Reichelsheim (2)