19.07.2014 – 60 Einsatzstellen für die Wehren aus Hirzenhain

Hirzenhain – Als am Sonntagnachmittag ein riesiges Gewitter über dem Ort hereinbrach, konnte sich noch niemand vorstellen, welche gewaltigen Wassermassen in den nächsten Stunden durch die drei Ortsteile der Gemeinde Hirzenhain stürzen würden. Die Leitstelle Wetterau alarmierte gegen 16 Uhr die Unwetter-TEL der Gemeinde. Nach und nach trafen die Telefax-Meldungen ein und die Ortsteilwehren Hirzenhain, Glashütten und Merkenfritz wurden alarmiert. Der erste Schwerpunkt lag in Glashütten. Dort standen einige Keller unter Wasser. Unterstützt wurde dieser erste Abschnitt des Unwetter-Einsatzes von der Feuerwehr Ortenberg, die mit zusätzlichen Tauchpumpen und Nass-Saugern vor Ort war. Als diese Einsatzstellen nahezu abgearbeitet waren, erhöhte sich die Taktrate der eingehenden Meldungen. Im Minutentakt kamen nun die Schadensmeldungen aus den Ortsteilen Hirzenhain und Merkenfritz.

Gemeindebrandinspektor Peter Kolb entschied daraufhin, die Wehren in ihren jeweiligen Ortsteil zu schicken. Schnell stellte sich heraus, dass in Hirzenhain die Wilhelm-Leuschner-Straße, Weningser Weg, Merkenfritzer Weg, Höhenstraße, der Festplatz, das Kunstguss-Museum sowie der Edeka-Parkplatz nebst Markt am stärksten von den Wassermassen betroffen waren. Selbst der Feuerwehrstützpunkt in Hirzenhain wäre um ein Haar Opfer der Wassermassen geworden. Nur etwa 30 Zentimeter fehlten und die Fahrzeughalle wäre geflutet worden. In Merkenfritz waren dies das Feriengebiet „Im Höfchen“, die Liebfrauenstraße, die Ortsstraße, Teile der Mühlstraße und der Junkernwiese (hier der komplette Gewerbepark und die Behindertenwerkstätte Wetterau). Die Unwetter-TEL priorisierte die einzelnen Einsatzstellen in enger Absprache mit dem Einsatzleiter.

Wo es möglich war, wurde das Wasser aus den Kellern gepumpt oder Sandsackbarrikaden errichtet. In den meisten Fällen mussten die Einsatzkräfte jedoch warten, bis der Höhepunkt der Flutwelle erreicht war, um tätig zu werden. Durch das Wasser wurde in Merkenfritz ein Gastank aus seiner Verankerung gelöst und musste von der Wehr gesichert werden. Es war zu diesem Zeitpunkt schon abzusehen, dass die drei Hirzenhainer Wehren mit der Vielzahl der Einsatzstellen hoffnungslos überfordert waren. So entschloss sich die Einsatzleitung die benachbarten Wehren aus Gedern und Kefenrod nachzualarmieren. Auf die Ortenberger Kräfte konnte nun nicht mehr zurück gegriffen werden, da die Flutwelle mittlerweile auch deren Stadtgebiet erreicht hatte. Nachdem alle Wehren an der Einsatzstelle eingetroffen waren, wurden einzelne Einsatzabschnitte eingerichtet. So wurde der Gewerbebereich „Junkernwiese“ von den Wehren aus Kefenrod bearbeitet, die Kräfte aus den Gederner Stadtteilen Wenings, Steinberg, Mittel- und Nieder-Seemen nahmen sich gemeinsam mit der Wehr aus Merkenfritz die Einsatzstellen in Merkenfritz vor, während die Glashütter Wehr in Hirzenhain tätig wurde. Parallel dazu wurden Sandsäcke nachgeordert, da die gemeindlichen Bestände allmählich zur Neige gingen. Aus dem Main-Kinzig-Kreis kam letztlich der Hochwasser-Zug, bestehend aus drei Fahrzeugen mit über 1100 Sandsäcken an der Einsatzstelle an. Etwa 600 Sandsäcke wurden an den verschiedenen Einsatzstellen verbaut, die restlichen wurden im Einvernehmen mit der Einsatzleitung nach Ortenberg geschickt. Im Feuerwehrstützpunkt Hirzenhain wurde die Verpflegungsstelle für die Einsatzkräfte eingerichtet. Gegen 21 Uhr entspannte sich die Lage und die ersten Einsatzstellen konnten als „abgearbeitet“ gemeldet werden.

Pünktlich zum Ende der Verlängerung des WM-Endspieles kehrte das letzte Fahrzeug in die Unterkunft zurück und die Nacharbeiten begannen. Pumpen wurden gereinigt, Fahrzeuge und Aggregate aufgetankt, Mensch und Material bekamen eine Pause. Diese dauerte für die Wehr Merkenfritz leider nur wenige Stunden, denn in der Nacht musste sie erneut ausrücken, um Wasser aus einem Keller zu pumpen.

Am Montagmorgen um 8.00 Uhr trafen sich die Einsatzleitung, die Unwetter-TEL sowie der Bürgermeister der Gemeinde Hirzenhain, Freddy Kammer, um die Schäden, bzw. noch anstehenden Arbeiten zu begutachten und zu koordinieren. Es mussten noch zahlreiche Keller mit Tauchpumpen und Saugern vom Wasser befreit werden. Straßen und Wege wurden gemeinsam mit dem gemeindlichen Bauhof gereinigt und sämtliche Kanaleinläufe kontrolliert und gereinigt. Gegen 17.30 Uhr war auch dieser Einsatz für die Wehren beendet. Ein langer und kräftezehrender Unwetter-Einsatz ging zu Ende.

Text und Bilder: Claus Nagel, FF Hirzenhain

Bildergalerie 

Kreuzung Wilhelm-Leuschner-Straße / Höhenstraße / Weningser Weg
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