04.07.2009 - Unwetter über Deutschland - Feuerwehrmann starb im Einsatz

Überflutungen, Verkehrschaos, Stromausfälle: Schwere Gewitter mit heftigen Regenfällen haben in Teilen Deutschlands für chaotische Zustände gesorgt. Zwei Menschen in Baden-Württemberg kamen ums Leben.

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In Gevelsberg in Nordrhein-Westfalen setzte der heftige Regen Tiefgaragen unter Wasser. (Foto: ddp)

Zwei Tote, überflutete Straßen, Stromausfall im Stuttgarter Porsche-Werk und Flughafensperrung in Düsseldorf: Die schwüle Sommerhitze hat sich im Südwesten Deutschlands am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag in heftigen Gewittern mit Hagel und Regen entladen und große Schäden verursacht.

In Baden-Württemberg starben zwei Menschen. Eine Frau kam am Freitag nach einem Blitzeinschlag in Affalterbach bei Ludwigsburg ums Leben, wie die Polizei Ludwigsburg am frühen Samstagmorgen mitteilte. In Korntal-Münchingen kam am Abend ein 33-jähriger Feuerwehrmann ums Leben. Er war gerade dabei, den Keller eines Wohnhauses auszupumpen, als er einen tödlichen Stromschlag erlitt, der ebenfalls durch einen Blitzschlag ausgelöst wurde.

Über Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern gingen Wassermassen nieder. Teilweise fielen mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Westen regnete und hagelte es. Keller, Unterführungen und Straßen wurden überflutet. Einige Straßen mussten gesperrt werden, es ereigneten sich zahlreiche Unfälle.

Ausgerechnet am verkehrsreichsten Tag des Jahres musste der Flughafen Düsseldorf für knapp eineinhalb Stunden geschlossen werden. Zwei Maschinen wurde nach Köln/Bonn umgeleitet, die anderen kreisten über dem Flughafen und konnten später landen. Wegen des ersten Ferienwochenendes erhielt der Flughafen dann eine Sondererlaubnis für Starts und Landungen bis spät in die Nacht. Einige Flüge verspäteten sich bis zu zwei Stunden.

Porsche ohne Strom
Im Werk des Autoherstellers Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen musste wegen Überflutungen und Stromausfall die Produktion gestoppt werden. Die Höhe des dadurch entstandenen Schadens konnte ein Unternehmenssprecher am Freitagabend noch nicht beziffern. Am Wochenende sollte daran gearbeitet werden, dass die Produktion am Montag wieder starten kann.

In ganz Baden-Württemberg waren die Feuerwehren im Dauereinsatz. Überall mussten Straßen gesperrt werden, teilte das Innenministerium mit. Die Verkehrswege standen unter Wasser oder waren durch Erdrutsche blockiert.

Im saarländischen Sulzbach erfasste ein Feuerwehrauto einen 18-jährigen Fußgänger. Der 48-jährige Fahrer musste einem Fahrzeug des Technischen Hilfswerks (THW) ausweichen, das ebenfalls mit Blaulicht und Martinshorn fuhr und auf die Gegenfahrbahn geraten war. Der junge Mann wurde mit Kopfverletzungen in eine Klinik gebracht. Der 30-jährige Fahrer des THW-Wagens erlitt einen Schock.

Allein in Düsseldorf wurde die Feuerwehr zu etwa 450 Einsätzen gerufen. Wegen der Überflutung mehrerer Tunnel wurde in Düsseldorf die A 44 komplett gesperrt. Vom Autobahnkreuz Meerbusch bis zur Ausfahrt Stadion/Messe konnte die Autobahn in beiden Fahrtrichtungen nicht mehr befahren werden.

Auch im Zugverkehr kam es zu erheblichen Verspätungen durch überflutete Gleise, Äste in der Oberleitung und Blitzeinschlag, sagte ein Bahnsprecher. In einem Wohnhaus schlug der Blitz ein und verletzte einen Mann.

Taucher eingeschlossen
In Neuss standen Keller und Straßen unter Wasser, Bäume stürzten um und Kanaldeckel wurden weggespült. "Es war schlimm. So etwas haben wir noch nicht gehabt", sagte ein Sprecher der Polizei in der Nacht zum Samstag. Zwei Taucher waren durch die Wassermassen im Keller einer Realschule eingeschlossen, die die Tauchschule zu Trainingszwecken nutzt. Wegen des Drucks ließen sich die Türen nicht mehr öffnen, die Feuerwehr konnte die beiden aber befreien.

Fünf Jugendliche wurden leicht verletzt, als ein Blitz einen Zeltplatz im pfälzischen Hauenstein traf. Die Verletzten seien zur Kontrolle in verschiedene Krankenhäuser gebracht worden, die meisten hätten die Kliniken aber bereits wieder verlassen, sagte der Leiter der Rettungsleitstelle.

Bei Burg in Rheinland-Pfalz wurden ein 84 Jahre alter Autofahrer und seine 82 Jahre alte Beifahrerin schwer verletzt, als ihr Wagen im heftigen Regen von der Straße abkam. Das Auto prallte gegen eine Weinbergsmauer, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Die Beifahrerin musste von der Feuerwehr aus dem Wrack geschnitten werden.

Auch in Bayern brachten die Gewitter enorme Regenfälle mit sich. Vor allem in Unterfranken kam es zu Überflutungen, Straßen waren teilweise nicht passierbar, manche Autos standen bis zum Lenkrad im Wasser. Bei Weigendorf in der Oberpfalz wurde durch den Regen eine Gerölllawine ausgelöst, Steine auf der Fahrbahn blockierten nach Polizeiangaben stundenlang die Durchfahrt der angrenzenden Verkehrsstraße.

In Arnstein im Landkreis Main-Spessart waren nach starken Regenfällen am Freitagabend mehrere Straßen überflutet, das Wasser stand bis zu einem Meter hoch, zahlreiche Autos blieben in den Wassermassen stecken, wie die Polizei am Samstagmorgen mitteilte. Der Verkehr nach Arnstein wurde umgeleitet. Zudem standen zahlreiche Wohnungen und Keller unter Wasser. Auch im Landkreis Schweinfurth liefen vielerorts die Keller mit Wasser voll.

Blitzeinschläge lösten zudem mehrere Brände aus. Das Unwetter behinderte den S-Bahn-Verkehr im Großraum München. Auch die Bahnstrecken München-Garmisch-Partenkirchen und Murnau-Oberammergau waren betroffen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte unterdessen vor weiteren schweren Unwettern mit Starkregen, Hagel und Sturmböen am Samstag.

(AP/dpa/gal/ihe)

Quelle: sueddeutsche.de vom 04.07.2009