11.10.2012 – 176.000 Euro für neues Feuerwehrhaus – »Großer Bahnhof« in kleinstem Stadtteil

Bauernheim – Einen wahren Menschenauflauf, der bis auf die Dorn-Assenheimer Straße reichte, erblickten die Autofahrer am Mittwochabend vor dem Feuerwehrgerätehaus des kleinsten kreisstädtischen Stadtteils. Der Platz vor den beiden Garagenausfahrten fasste kaum die große Zahl an geladenen Gästen, die gekommen waren, um einen wichtigen Schritt in Richtung neues Feuerwehrhaus zu erleben.

Innenminister Boris Rhein selbst hatte sich angesagt, um den Bewilligungsbescheid des Landes Hessens in Höhe von 176 000 Euro an Bürgermeister Michael Keller zu übergeben. Pünktlich auf die Minute fuhr Rhein um 19.15 Uhr vor. Bauernheim war die vorletzte Station einer Tour durch Hessen an diesem Tag, in dessen Verlauf Rhein acht Bescheide übergab. Angesichts der großen Zahl an Magistratsmitgliedern, Stadtverordneten, Mitgliedern des Bauernheimer Ortsbeirats sowie aus allen sechs kreisstädtischen Wehren und Vertretern der beteiligten kreisstädtischen Ämtern, beschloss Bürgermeister Michael Keller spontan, die Übergabezeremonie statt im viel zu kleinen bisherigen Gerätehaus, auf dem Platz davor durchzuführen.

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Staatsminister Boris Rhein übergibt den Zuwendungsbescheid an Bürgermeister Michael Keller. Mit ihm freuen sich Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender und SBI Michael Stotz.
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Minister Rhein freut sich über da Gastgeschenk der Feuerwehr: Ein Korb mit Bauernheimer Wurst und ein Bembel für kühlen Apfelwein.

„Bauernheim ist keine große Ortschaft, doch sie hat mit 26 Einsatzkräften eine sehr ordentliche Feuerwehr“ stellte Keller nach seiner Begrüßung fest. Er erklärte dem Minister, dass es in der Kreisstadt „keine 1A-, 1B- oder gar 1C-Feuerwehr“ gebe, denn „alle unsere Wehren verdienen die gleichen Voraussetzungen und die gleiche Ausrüstung“. Dazu gehöre auch ein entsprechendes Feuerwehrhaus „und irgendwann bekommt die Bauernheimer Wehr auch noch ein wasserführendes Fahrzeug“ meinte Keller. Und Stadtbrandinspektor Michael Stotz fügte hinzu: „Über das Wann müssen wir noch reden“. Die Bemerkung sorgte für den ersten von vielen Lachern an diesem „für Bauernheim so besonderen Tag, wenn der Innenminister kommt“, meinte Keller. Und daraufhin fügte Rhein ebenso spontan und humorvoll hinzu: „Haben sie den Unterton gehört?" Ernst wurde es nur kurz, als Keller darauf hinwies, dass mit der gerade in Dienst gestellten Drehleiter schon Menschenleben gerettet wurden und diese „schon jetzt mehr eingesetzt wurde, als wir es uns wünschen“. Gemeinsam seien alle Wehren der Stadt sehr stark in der Brandbekämpfung, erklärte das Stadtoberhaupt abschließend.

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Das Erinnerungsfoto mit Minister Boris Rhein, den Feuerwehrleuten aus Bauernheim und den Abordnungen aus allen anderen Stadtteilen.

Mit „es ist vollbracht“ eröffnete Michael Stotz seine kurze Rede, in der er an den „spannenden und erlebnisreichen Kampf für das neue Feuerwehrhaus“ erinnerte. Er hoffe, dass die Baumaßnahme spätestens 2014 abgeschlossen werden könne und dann Schulungsraum und Umkleide nicht mehr in einem Raum sein werden. Ein besonderer Dank von Stotz ging an den ehemaligen Bauamtsleiter Dr. Werner Braam, „der mit seinem Team die Sache ins Rollen gebracht und immer unterstützt hat“. Rhein sprach danach von einem für ihn „angenehmen Termin, denn „Bauernheim ist ein Ort ähnlich wie Nieder-Eschbach“, verglich Rhein seinen kleinen Heimatort, heute Stadtteil von Frankfurt, mit dem nicht minder dörflich geprägten Bauernheim. Solche Termine nutze er aber auch sehr gerne, um den Feuerwehren danke zu sagen, denn 90 Prozent des Brandschutzes in Hessen werde ehren- oder nebenamtlich bewältigt und dies „in solcher Qualität und mit sehr hoher Kompetenz“. Das Land kann den Brandschutz hauptamtlich nicht leisten „und vor allem nicht bezahlen“, so der Innenminister. Rhein bezeichnete die Unterstützung des Landes für Feuerwehren als „tolle Investition in die innere Sicherheit“.

Nach der Übergabe des Bescheids, im Beisein von Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender, stellte Architekt Bernd Fritzel vom Architekturbüro Fritzel und Wagner das Bauprojekt kurz vor und verwies auf die aufgehängten Pläne. Der Neubau wird auf dem freien Platz direkt neben dem bisherigen Feierwehrhaus auf einer Fläche von knapp 300 Quadratmetern entstehen. Es werden drei Stellplätze für die Fahrzeuge geschaffen und direkt dahinter werden sich Umkleiden und Sanitärräume, getrennt für Männer und Frauen, befinden. Genutzt wird das nach hinten stark abschüssige Gelände. Hier wird ein Tiefgeschoss mit dem 47 Quadratmeter großen Schulungs- und Versammlungsraum sowie dem 22 Quadratmeter großen Jugendraum gebaut. Die Gesamtkosten des Projekts sind mit 865.000 Euro veranschlagt. Auf die Frage von Keller, wann der Bau stehe, antwortete Fritzel: „Ich denke doch 2013“. Stotz und seine Feuerwehrkameraden hörten dies gerne.

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Viele Bauernheimer Bürger und Kommunalpolitiker waren zur Übergabe des Bewilligungsbescheides vor das alte Feuerwehrhaus gekommen.
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Minister Rhein begutachtet ganz genau die köstlichen Häppchen in den viel zu engen Räumen.

Dass der Bau dringend notwendig ist, erlebte dann Rhein beim anschließenden Imbiss im proppenvollen Gerätehaus, das die Besucher längst nicht fassen konnte, obwohl beide Garagen mitgenutzt wurden. Bevor Rhein nach einer knappen Stunde weiter fuhr, ließ er sich noch die neue Drehleiter der Kernstadtwehr vorführen. Jedoch lehnte er das Angebot ab, in den Korb zu steigen und nach oben zu fahren. Schließlich schüttelte er noch zahlreiche Hände, um dann den kleinsten kreisstädtischen Stadtteil in Richtung Burgholzhausen zum achten und letzten Termin an diesem Tag zu verlassen.

Text: Harald Schuchardt, Friedberg
Bilder: Robert Winkler, KFV Wetterau