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Joachim Krämer ist Leiter der städtischen Feuerwache in Bad Nauheim, den Großteil seiner Aufgaben erledigt er im Büro.
Bad Nauheim - Joachim Krämer, Roland Neumann, Bernd Hartmann, Wolfgang Löffler und ihre vier Kollegenstehen in einer langen Tradition: Sie sind hauptberufliche Feuerwehrmänner in Bad Nauheim. Schon seit 1945 gibt es in der Kurstadt angestellte Feuerwehrleute. Den Grund erklärt Krämer, der die Feuerwache leitet: „Die Amerikaner hatten immer Angst vor Feuer, sie ordneten an, dass es eine hauptamtlich besetzte Feuerwache geben muss.“ In den ersten Jahren übernahmen Amerikaner diesen Dienst, 1949 traten sie diese Aufgabe an Bad Nauheim ab. Die Stadt hielt an ihren angestellten Feuerwehrmännern fest. „Das Gefahrenpotential in Bad Nauheim ist sehr hoch, die Kliniken, Altenheime, da müssen Feuerwehrleute da sein, die die Aufgaben übernehmen“, sagt Joachim Krämer, der seit 30 Jahren im Feuerwehrdienst der Stadt Bad Nauheim arbeitet. Das Gesetz schreibt eine Berufsfeuerwehr erst ab einer Stadtgröße von 100 000 Einwohnern vor. „Wenn Bad Nauheim eine Berufswehr hätte, müsste die eine Stärke von 50 bis 60 Personen haben“, erklärt Krämer.
 
Die Aufgaben, die er und seine Truppe übernehmen, sind vielfältig: Sie überprüfen und reparieren Atemschutzgeräte, inzwischen auch die aus anderen Kommunen – jährlich etwa 1600 Stück. Sie warten die komplette Fahrzeugflotte der Bad Nauheimer Feuerwehren, das sind 22 Einsatzwagen. Im Herbst kümmern sich die Feuerwehrleute um die Hydranten im Stadtgebiet: Dann werden alle fast 900 Wasserentnahmestellen gespült, geprüft, geschmiert und winterfest gemacht, damit sie nicht einfrieren. Die Schläuche aller Bad Nauheimer Wehren werden in der Feuerwache gewaschen, getrocknet und wenn sie kaputt sind, geflickt. Über jedes einzelne Kleidungsstück der Kurstadt-Wehren wachen die Hauptamtlichen ebenso. Inzwischen ist jede Jacke von der Jugendwehr bis zur Einsatzabteilung mit einem Computercode ausgezeichnet und erfasst. Wenn die Kleidung nach Einsätzen und Übungen schmutzig ist, waschen die Feuerwehrleute sie in einer eigens dafür aufgestellten Industriewaschmaschine. Jedes Gerät vom Spreitzer bis zur Leuchte, Leinen, Leitern und Pumpen, das auf einem der 22 Autos stationiert ist, wird einmal im Jahr durchgecheckt. „Die Prüfungen auf Betriebssicherheit sind vorgeschrieben, das ist ehrenamtlich kaum machbar“, sagt Krämer. „Das erleichtert den Gerätewarten der Freiwilligen Feuerwehren die Arbeit.“ Das Plus der acht Feuerwehrleute: Sie sind alle ehrenamtlich in den Stadtteilwehren engagiert. „Das ist eine Einstellungsvoraussetzung“, sagt Krämer. Neben dem ehrenamtlichen Engagement bei der Feuerwehr müssen die Hauptamtlichen einen handwerklichen Beruf erlernt haben. Vier bis fünf Mal in der Woche rückt die Truppe aus. Tagsüber sind es oft Fehlalarme, vieles schaffen die Hauptamtlichen ohne die Ehrenamtlichen zualarmieren. Überhaupt sind die Aufgaben stark mit dem Ehrenamt verwoben, wenn immer dienstags von 19 bis 22 Uhr bis zu 40 Feuerwehrleute aus dem Kreis zur vorgeschriebenen Gewöhnungsübung in die Atemschutzstrecke kommen, ist einer der angestellten Feuerwehrleute ehrenamtlich dabei.
 
„Es macht Sinn, dass es hauptamtliche Feuerwehrleute gibt“, sagt Kärmer, deshalb tritt er dafür ein, dass sich der Job des Stadtbrandinspektors in anderen Kommunen weg vom Ehrenamt hin zu einer hauptamtlichen Stelle entwickelt. „Allein ehrenamtlich sind die vielfältigen Aufgaben nicht mehr zu bewältigen.“ Sein Job als Leiter der Feuerwache findet zu meist im Büro statt: Den Feuerwehretat verwalten. Rechnungen schreiben für Einsätze oder an andere Kommunen, die beispielsweise ihre Atemschutzgeräte in Bad Nauheim warten ließen. In den fast drei Jahrzehnten, die er hauptamtlicher Feuerwehrmann ist, haben sich die Dienstzeiten geändert: „Anfangs hatten wir noch 24-Stunden-Dienste“, sagt er. Deshalb gibt es in der 1986 bezogenen Feuerwache für jeden Angestellten ein Bett, Bad, Küche und Ruheraum. „Vor vier Jahren wurde der Nachtdienst komplett eingestellt.“ Wenn’s zu nächtlichen Einsätzen kommt, hat einer der Feuerwehrleute Bereitschaftsdienst und besetzt kurz nach dem Alarm den Funkplatz in der Wache. Die Kollegen rücken ohnehin mit aus – dann als Ehrenamtliche.
 

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Die Atemschutzgeräte-Werkstatt in der Bad Nauheimer Feuerwache ist Anlaufstelle
für viele Feuerwehrleute aus dem gesamten Kreis, der Grund: Hier warten Bernd
Hartmann und seine Kollegen die Atemschutzgeräte der Feuerwehrleute.

 

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Pflege der Geräte gehört ebenso zum Job der hauptamtlichen Feuerwehrleute,
Wolfgang Löffler wäscht einen Mannschaftstransportwagen.

 

Text und Bilder: Ines Dauernheim (freie Journalistin)