31.07.2015 - INTEGRATION: Echzells Feuerwehr lädt Flüchtlinge und Helfer zur Schulung ein

Echzell - (pha). "Wenn du Deutsch kannst, wirst du Feuerwehrfrau." Die so im Treppenhaus von einem Echzeller Feuerwehrmann angesprochene Frau antwortet mit einem unsicheren Lachen, einer Mischung aus "das wäre toll" und "das wird doch nie was". Tom Wettig hakt nach: "Klar, warum denn nicht?"

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Über den Vorschlag, Feuerwehrfrau zu werden, lachte Lilly etwa verlegen. Mit Hilfe von Jan Rudel löschte sie die Flammen, was ihr sichtlich Spaß bereitete.

Die etwa 25-köpfige Gruppe ist auf dem Weg zu den Feuerlöschern, um praktisch umzusetzen, was sie gerade in der Theorie gelernt hat. An den Feuerlöschern ist niemand bevorteilt, alle sind gleich, die Flüchtlinge und ihre Helfer. Egal, welche Sprache sie sprechen, aus welcher Kultur sie kommen, der Umgang mit den Feuerlöschern ist für alle neu. Und wird für alle zum Erfolgserlebnis.

Gemeindebrandinspektor Jan Rudel hatte die Idee, einen kleinen Brandschutzunterricht für die in Echzell lebenden Flüchtlinge zu organisieren. Stefanie Hahn von den Flüchtlingshelfern informierte ihre Mitstreiter und die Planungen begannen. Der erste Schritt zum Brandschutz in den Unterkünften war die Verteilung der Informationsblätter über das Verhalten im Brandfall. Die gibt es im Internet in der jeweiligen Landessprache und nach kurzer Abstimmung mit dem Rathaus brachte die Feuerwehr die Hinweise in den Unterkünften an.

Theorie
Im anschaulichen Theorieteil des Abends erklärte Jan Rudel, dass die meisten Feuerwehren in Deutschland von Freiwilligen gestellt werden. Dies stieß bei einigen Flüchtlingen auf Verwunderung. Sie verstanden schnell, dass nur in großen Städten Berufsfeuerwehren bereitstehen. Zwei der jüngsten Flüchtlinge, die schon gut Deutsch sprechen, war die Begeisterung für die Feuerwehr anzumerken. Auch später im praktischen Teil waren sie mit Eifer dabei, als es galt, mit den Feuerlöschern zu hantieren. Ein bisschen stolz und doch zurückhaltend. Vielleicht trauen sie sich noch nicht so recht, ihre Begeisterung zu zeigen. Wie bei der Begebenheit im Treppenhaus schwingt womöglich der Gedanke "das wird doch nie was" mit. Auch wenn das Miteinander von Flüchtlingen und ihren Helfern von Freundschaft und aufrichtigem Respekt zeugt, ist es wahrscheinlich noch ein weiter Weg, bis die Vorbehalte ausgeräumt sind.

Alle Beteiligten arbeiten offensichtlich hart daran, dieses Ziel zu erreichen. Auch Rudel betonte, dass die Flüchtlinge bei den Übungen der Einsatzabteilung "willkommen sind". Das allgegenwärtige Gemurmel während des Praxisteils rührte von den Fragen, welche die Flüchtlinge ihren Helfern stellten, um Einzelheiten des Unterrichts zu verstehen. Aufmerksam versuchten die Flüchtlinge, alles zu verstehen, was Rudel ihnen über die Brandbekämpfung vermittelte. Eine Dolmetscherin für Arabisch unterstützte ihn dabei und war eine große Hilfe.

Und noch während jeder gelungene Feuerlöschereinsatz beklatscht wurde, schmiedeten die Helfer Pläne, mit welchen Aktionen man die Integration noch weiter fördern kann. Denn die Helfer sind sich bewusst, dass es wichtig ist, die Flüchtlinge zu beschäftigen, damit bei ihnen das Gefühl "das wird doch nie was" alsbald verschwindet.

Quelle: Kreis-Anzeiger online vom 31.07.2015 von Marc Stephan

Bildergalerie 
Bilder: Thomas Wettig, FF Echzell

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