03.09.2017 - Ohne blaues Blaulicht – kein Feuerwehrauto (Regel Nr. 1)

Nachdem ich 26 Jahre lang recht wenig mit dem Thema Feuerwehr zu tun hatte, außer der Tatsache, dass ich wusste, dass man die 112 wählt wenn‘s brennt, fand ich mich am 16.08.2017 um 18.30 Uhr im Feuerwehrhaus Nidda wieder. Drei Wochen Grundlehrgang standen auf dem Plan. Einige von uns waren eingefleischte Feuerwehrkammeraden, die auf eine steile achtjährige Karriere in ihrer heimischen Jugendfeuerwehr zurückblicken konnten, andere waren wie ich Quereinsteiger, mit relativ eingeschränktem Feuerwehrfachwissen. Naja, soweit so gut. Dass das hier nicht leicht werden würde, wusste ich von Anfang an.

Am ersten Abend standen Gruppenarbeiten auf dem Plan. Sehr gut! Man konnte sich in der Gruppe austauschen und zusammen das Ergebnis erarbeiten. Und warum genau muss jetzt der Schlauch hinter dem Stütz-dingsdibumsdi auf ca. 5 m gerade verlegt sein? Blöde Fragen gab‘s keine. Zumindest wurden diese tapfer von meiner Gruppe ertragen und auch ziemlich verständlich beantworten. So war recht schnell klar, das Ding heißt Stützkrümmer und es handelt sich um einen Löschangriff mit einem BM-Strahlrohr (M für Mehrzweck, is ja logisch)… Und, ganz wichtig: Das blaue Blaulicht darf niemals fehlen. So nahm der Abend seinen Lauf. Um mich herum interessierte Gesichter. Mal mehr mal weniger verzweifelt schauend.

Ich kann mich noch ziemlich gut daran erinnern, als ich an diesem Abend heim kam und zu meinem Mann sagte: „Böhmische Dörfer. Das schaff ich nie!“. Ich bin mir sicher, das rede ich mir zumindest ein, ich war nicht die einzige, der es so oder so ähnlich ging!

Und mit jedem Abend verschwand ein bisschen mehr Verzweiflung aus unseren Gesichtern … . Dann stand der erste Samstag an. „Lasst uns raus auf den Hof gehen und spielen“. Im Kampfanzug natürlich … Also wir durften erst mal, quasi zum Aufwärmen, Knoten üben. Ja gut, Doppelknoten, mit und ohne Schleifchen waren jetzt nicht unbedingt gefragt, wäre ja zu einfach gewesen. Dafür aber Mastwurf, doppelter Ankerstich, Achterknoten und wie sie alle heißen. Und was soll ich sagen, wir haben es alle ganz gut hinbekommen. Der eine besser, der andere erst beim dritten Versuch. Jeder hat jedem geholfen so gut es ging. Danach ging es an die Aufstellung hinter dem Fahrzeug, und die Sitzordnung im Auto … Wasser sucht seinen Weg … und die Truppführer sitzen schräg hinter dem Einheitsführer. Es wurde die eine oder andere Übung durchgeführt und danach besprochen. Und mit jedem Mal wurde es etwas besser. Dann der große Schock für einige (ok, der große Schock für mich), Leiter anstellen und ab aufs Dach. Und ja, wer hätte es gedacht, wir sind alle wieder heile unten angekommen. Wenn auch der ein oder andere ziemlich blass ums Näschen. Erholt von diesem Schreckenserlebnis ging es weiter mit Übungen. Und schwupps war der erste Samstag und damit das erste Drittel des Lehrgangs rum.

Weiter ging es an den Theorieabenden mit Themen wie Unfallversicherung, Brennen und Löschen, Fahrzeugkunde (Wie? Die heißen nicht alle Feuerwehrauto mit blauem Blaulicht!?!?) oder Rechtsgrundlagen. An zwei Abenden durften wir unseren „Kampfanzug“ anziehen um die grundlegenden Tätigkeiten bei einer technischen Hilfeleistung zu erlernen. Ein Abend als Ausbildung an Stationen und einen Abend mit Übungen. Wobei dem Ausbilder unserer Gruppe mal wieder klar wurde, dass wir sogar abends eine Übung brauchen um wach zu werden, genau wie am zweiten Samstag auch.

Und dann war er auf einmal da. Der Donnerstag vor dem großen Samstag. Der Samstag der über unser weiteres Feuerwehrleben entscheiden wird. Unser Lehrgangsleiter informierte uns während der letzten Theorie-Einheiten über das richtige Verhalten bei Gefahr, welche Gefahren entstehen können und wie man sie vermeiden kann.

Und genau jetzt ist es Freitag (der vor dem großen Samstag) 14.26 Uhr und in ziemlich genau 24 Stunden wissen wir, ob sich das viele Lernen und Üben gelohnt hat.

Vielen Dank an unsere Ausbilder, dafür dass Ihr 1000 Antworten habt, schon bevor wir die Frage überhaupt gestellt haben, für Eure Geduld und die Zeit, die ihr euch für die Ausbildung (junger) Feuerwehrleute nehmt. Einen ganz großen Dank an die freiwilligen Helfer der Feuerwehr Nidda. Es war eine tolle Zeit, mit tollen Leuten, in einer tollen Gruppe, mit tollen Ausbildern!

 

Text: Anna Thonig-Brinkmann, Lehrgangsteilnehmerin