13.10.2018 - Reichelsheim - Atemschutzgeräteträger der Reichelsheimer Feuerwehr trainieren Rettungstechniken

Ein Poster begrüßte 14 Feuermänner im Unterrichtsraum des Reichelsheimer Feuerwehrhauses 'Willkommen zum Atemschutztag 2018 - Würdest du dich von dir selber retten lassen?'. Eine provokante Frage, deren positive Beantwortung das Ziel der diesjährigen Fortbildung für die 'Atemschutzgeräteträger' der Reichelsheimer Feuerwehr war. Atemschutzgeräteträger sind speziell im Umgang mit Atemschutzgeräten ausgebildete Feuerwehrfrauen und -männer. Im Einsatz müssen sie schnell und sicher reagieren - da muss jeder Handgriff sitzen. Das fängt bei der Wahl richtigen Ausrüstung an, geht über die sichere Handhabung des Atemschutzgerätes bis hin zum 'blinden' Umgang mit Geräten und Ausrüstung.

 

Rettungstechniken und Grubenrettung

Das Training begann einem kurzen theoretischen Teil, der Kenntnisse rund um den Atemschutzeinsatz auffrischte. Anschließend gingen die Ausbilder in die praktische Ausbildung an drei verschiedenen Stationen über. An der ersten Station vermittelten die Ausbilder Markus Ritter und Alexander Hitz mögliche Rettungs- und Tragetechniken, sowie die dafür passende Ausrüstung für den Rettungseinsatz unter Atemschutz. Bei einer anschließenden Übung musste eine Rettungspuppe unter eingeschränkter Sicht aus einer engen Montagegrube mit den erlernten Techniken und der richtigen Ausrüstung gerettet werden.

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An der Station 'Rettungstechniken' erklärt Ausbilder Markus Ritter (kniend, links) auch verschiedene Transportmittel wie Schaufeltrage und 'Spineboard'.

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Rettung aus einer flachen Grube: Eine bewusstlose Person in Form eine Übungspuppe wurde von den Atemschutzgeräteträgern gefunden und wird nun für die Rettung aus der Grube auf einem Spineboard fixiert.

 

Suchtechniken und Schlauchmanagement

An einer weiteren Station übten die Atemschutzgeräteträger unter der Anleitung von Benjamin Freiter und Ingo Fechtner wie man Räume und Wohnungen schnell und effektiv nach vermissten Personen absucht. Besonders wurde dabei auf das sogenannte Schlauchmanagement geachtet. Für den vorgehenden Trupp ist es wichtig, genug Schlauchreserven für den Löschangriff und den Selbstschutz beim Brandeinsatz zu haben. Dennoch darf eine Schlauchreserve nachfolgenden Einheiten nicht den Zugang erschweren.

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Zwei Feuerwehrmänner mit schwerem Atemschutz bereiten gerade ihr Schlauchpaket für ihren Einsatz zur Suche einer vermissten Person vor. Mit dabei ist Ausbilder Benjamin Freiter, der ihnen in die vernebelte Wohnung folgt und die Übung mit der Wärmebildkamera beobachtet.

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Blick durch die Wärmebildkamera des Ausbilders: Ein Atemschutztrupp durchsucht einem vernebelten Raum nach vermissten Personen. Dabei bewegen sich die Feuerwehrmänner in Bodennähe, da hier die Sicht am besten ist.

 

Atemschutzunfall - Die Notfallrettung

Eine besonders wichtige Ausbildungsstation war die Übung eines Atemschutznotfalls. Hierbei sind Feuerwehrfrauen und -männer meist besonderen Belastungen ausgesetzt, wenn eigene Kameraden im Einsatz verunglücken und gerettet werden müssen. Alexander Kleinhans und Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek hatten dazu in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses einen Parcours vorbereitet, der eine mögliche Einsatzstelle simulieren sollte. Hierin musste je ein Atemschutztrupp mit abgedeckten Atemschutzmasken - also unter Nullsicht - einen verunfallten Feuerwehrmann suchen. Dabei führte der Trupp ein Rettungspaket, bestehend aus Tragetuch, Feuerwehraxt und Ersatz-Atemschutzgerät mit sich. Entlang des Schlauches und später einer Sicherheitsleine musste sich der Trupp seinen Weg durch den Parcours bis zu dem Verunfallten suchen. Eine entsprechende Geräuschkulisse mit Schreien, dem Piepen eines Totmannwarners und Brandgeräuschen erschwerten die Rettung zusätzlich.

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Nullsicht: Durch einen Parcours mit verschiedensten Hindernissen, tastet sich dieser Atemschutztrupp zu einem verunfallten Feuerwehrmann vor.

 

Mit dem Chemischutzanzug auf die Kerb

Zum Abschluss der Ausbildung stand noch eine Trainingseinheit für die Träger von Chemieschutzanzügen auf dem Programm. Hierbei ziehen speziell ausgebildete Feuerwehrmänner zusätzlich zur normalen Feuerwehrschutzkleidung noch spezielle Schutzanzüge über, die bei Einsätzen mit austretenden chemischen Stoffen zum Einsatz kommen. Der Einsatz in diesen Anzügen ist besonders belastend und muss regelmäßig geübt werden. Hierbei hatte sich die Ausbildergruppe eine besondere Übung einfallen lassen. Vier Feuerwehrmänner mussten - ausgerüstet mit Chemieschutzanzügen eine schwere Übungspuppe über rund 500 Meter auf den Reichelsheimer Kerbplatz transportieren. Im direkten Anschluss mussten die Männer mit den dicken Gummihandschuhen Fingerfertigkeit an den Marktbuden zeigen. Sowohl beim 'Alienheben', als auch beim Pfeilewerfen galt es möglichst hohe Punktzahlen und Trefferraten zu erzielen. Anschließend wurden die zwischenzeitlich verschwitzten Einsatzkräfte aus ihren Anzügen befreit.

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Alleine geht das nicht: Ausbilder Ingo Fechtner hilft dem Reichelsheimer Feuerwehrmann Lars Weisel beim Anziehen des Chemikalienschutzanzuges.

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Im Marschtempo tragen vier Feuerwehrmänner in Chemikalienschutzanzügen einen fiktiven Verletzten zum Kerbplatz - dabei ernten sie verwunderte Blicke von Passanten.

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Gar nicht so einfach: Filigrane 'Alien'-Figuren hochheben mit schweren Schutzhandschuhen.

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Treffsicher? Pfeilewerfen in Chemikalienschutzanzügen ist gar nicht so einfach.

 

Ausbildungsserie wird fortgesetzt

Bei einem kühlen Getränk am benachbarten Vereinsheim des Reichelsheimer Sportvereines bedankte sich Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek bei den Teilnehmern für die geopferte Zeit, sowie Ausdauer und Leistungsbereitschaft, welche die Feuerwehrmänner bei dieser doch neunstündigen Ausbildung gezeigt hatten. Durchweg positives Resümee zollten die Teilnehmer den Ausbildern, die eine Fortsetzung des Trainings im nächsten Jahr versprachen.

 

Text und Bilder: Alexander Hitz, Feuerwehr Reichelsheim