19.10.2017 - Reichelsheim - Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu unzähligen Brandereignissen. Leider werden hierbei Angehörige der Feuerwehren immer wieder verletzt oder sogar getötet.

Obwohl sich jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau bewusst ist, einer Risikogruppe zugehörig zu sein, gilt es jedoch dieses Risiko so minimal wie möglich zu halten. Hierbei ist eine realitätsnahe und praxisorientierte Ausbildung elementarer Bestandteil.

So veranstaltete die im Jahr 2016 gegründete Arbeitsgruppe "Ausbildung, Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung" ein Tagesseminar rund um den Atemschutz. In mehreren Dienstversammlungen wurden durch die Verantwortlichen Ingo Fechtner (FF Reichelsheim), Benjamin Freiter (Wehrführer FF Reichelsheim), Alexander Kleinhans (FF Reichelsheim), Nicklas Pipperek (Wehrführer FF Dorn-Assenheim) und Markus Ritter (Wehrführer FF Blofeld) Themenschwerpunkte gesetzt und praktische Ausbildungsinhalte erarbeitet.

Der Ausbildungstag begann mit der theoretischen Pflichtunterweisung. Nicklas Pipperek referierte unter anderem über Einsatzgrundsätze, die Überwachung der Atemschutzgeräteträger und machte auf einen geordneten und strukturierten Einsatzablauf aufmerksam. Ebenso zeigte er beispielhaft welches Fehlverhalten zu Atemschutzunfälle führten. Die theoretische Unterweisung für CSA-Träger (Träger von Chemikalienschutzanzügen) übernahm anschließend Alexander Kleinhans.

Vier Stationen standen für die praktische Ausbildung an diesem Tag bereit:

Station 1: Einsatzlehre/Einsatzpraxis
Ingo Fechtner und Nicklas Pipperek hatten ein sich im Umbau befindliches Haus mittels Nebelmaschinen so verraucht, dass die vorgehenden Trupps unter 'Nullsicht' arbeiten mussten. Im Vorfeld wurde auf die eigene Erkundung der einzelnen Trupps Bezug genommen. So liefern beispielsweise abgestellte Bobbycars, Rollstühle oder Treppenlifte wichtige Informationen über Bewohner für die Feuerwehr bei der Menschenrettung. Im Innenangriff galt es für die Atemschutzgeräteträger unter anderem, das Schlauchmanagement und das Vorgehen im unmittelbaren Gefahrenbereich so zu bewältigen, dass ein schnelles und sicheres Retten von Personen möglich war. Weiter spielte die Kommunikation zur Führungskraft außen eine wichtige Rolle.

20171019 asg reichelsheim01
Im Vorfeld zur praktischen Übung erläutert Nicklas Pipperek (rechts) den Teilnehmern, wie sie als "verlängertes Auge" des Gruppenführers wichtige Informationen zur Einsatzlage erkennen und mitteilen können.

20171019 asg reichelsheim03
Nullsicht: Mit der Wärmebildkamera überwachen die Ausbilder das Vorgehen der Atemschutztrupps im Übungsgebäude.

Station 2: Hohlstrahlrohrtraining
Markus Ritter demonstrierte alle Arten von Hohlstrahlrohren, die sich bei den Feuerwehren der Stadt Reichelsheim im Einsatz befinden und erläuterte die Funktionsweise. Das sichere Vorgehen, die dynamische Rauchgaskühlung und verschiedene Löschtechniken wurden den Teilnehmern vermittelt und anschließend geübt.

20171019 asg reichelsheim02
In einem Parcours wurden die verschiedenen Hohlstrahlrohren getestet und Löschtechniken geübt.

Station 3: Türöffnung/Durchsuchung von Räumen
Das eine Tür zum einem vermeintlichen Brand nicht ohne weiteres geöffnet werden darf, ist jedem Feuerwehrmann klar. Die "Kunst" des richtigen Öffnens ist allerdings schwierig und ausbildungsintensiv. Benjamin Freiter ging speziell auf die Türöffnung und Gefahrenpotentiale bei Unachtsamkeiten ein. Weiter wurde das systematische Absuchen und Kennzeichnen von Räumen geübt.

20171019 asg reichelsheim04
Das Reichelsheimer Feuerwehrhaus als Übungsobjekt: Benjamin Freiter erläutert einem Atemschutztrupp die richtige Vorgehensweise beim Öffnen einer Tür zu einen vermeindlichen Brand.

Station 4: Sicherheit und Selbstrettung
Kaum ein Einsatz unter Atemschutz ist planbar. Erst recht kann kein standardisiertes Verfahren für den Innenangriff festgelegt werden. Durch das dynamische Brandverhalten entstehen nahezu unendlich viele Gefährdungen für den eingesetzten Trupp. Um auch für den Notfall im Atemschutzeinsatz gerüstet zu sein, wurden verschiedene Aspekte der Notfallrettung vermittelt. Alexander Kleinhans vermittelte unter anderem die Sicherung der Atemluftversorgung, Möglichkeiten zur Versorgung verletzter Atemschutzgeräteträger und verschiedene Sicherheitseinrichtungen.

Ausbildungseinheit für Träger von Chemikalienschutzanzügen

20171019 asg reichelsheim05
Den Abschluss des Ausbildungstages brachte eine zusätzliche Praxisübung für ausgebildeten Träger von Chemikalienschutzanzügen. Dabei mussten verschiedene Arbeiten ausgeführt werden, wie hier z.B. das Umladen von Kanistern aus dem Feuerwehrfahrzeug.


Text: Niklas Pipperek, Wehrführer Feuerwehr Dorn-Assenheim

Bilder: Dominik Rodriguez, Feuerwehr Reichelsheim