Echzell - Rund zehn Prozent der Feuerwehrleute sind Frauen. Mehr als 400 weibliche Einsatzkräfte gibt es im Wetteraukreis, zwei von ihnen sind Anja Stoll und Franziska Plöschner aus Echzell.
 
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„Feuerwehr ist aufregend, da ist es egal, ob man Mann oder Frau ist“, sagen Franziska Plöschner und Anja Stoll. Die beiden sind zwei von mehr als 400 Feuerwehrfrauen, die sich im Wetteraukreis engagieren.
„Wenn wir tagsüber zum Einsatz müssen, stelle ich den Herd aus, gebe meinem Sohn Anweisungen und gehe“, erzählt Anja Stoll. Bis zu 40 Mal im Jahr rückt sie aus, noch mit kleinen Einschränkungen: „Nachts bleibe ich zu Hause, damit einer bei den Kindern ist“, sagt Stoll, denn ihr Mann gehört auch zur Truppe in Echzell. Seit 28 Jahren engagiert sich die heute 40-Jährige in der Feuerwehr, sie war eines der ersten Mädchen, das in der Jugendfeuerwehr mitmachte. Später betreute sie die Mädels der Jugendfeuerwehr, seit dieser Zeit kennt sie Franziska Plöschner. Etliche Einsätze und viel mehr Übungen haben die beiden gemeinsam gemeistert. „Als ich zehn war, bin ich zur Jugendfeuerwehr gekommen“, erzählt Plöschner. Einmal dabei, immer dabei. Ans Aufhören hat die 30-Jährige nie gedacht. Beruf, Familie und das zeitaufwändige Hobby, das passt schon für die Erzieherin und Mutter einer dreijährigen Tochter. Ganz natürlich wächst die kleine Neele mit dem Engagement ihrer Mama auf – sie kommt einfach mit, wenn Plöschner als Gemeindejugendwartin mit dem Feuerwehrnachwuchs übt. „Es macht mir Spaß mit jungen Leuten zusammen zu arbeiten und sie für die Feuerwehr zu motivieren“, erzählt sie und deutet auf ein Kinderbild im Flur des Feuerwehrhauses: Ein aus roten Schnipseln zusammengeklebter Einsatzwagen, aus den Fenstern schauen auf Fotos drei Kinder. „Dieser Junge kommt nächstes Jahr in die Einsatzabteilung“, sagt sie stolz. Auf seinem Weg zur Feuerwehr hat sie ihn begleitet bei einem Aktionstag 1996 im Kindergarten, später in der Jugendfeuerwehr und nun sieht sie ihn schon als Kamerad in der Einsatzabteilung. Kinder spielerisch über die Aufgaben der Feuerwehr, den Brandschutz zu informieren, das macht Plöschner gern, dafür schlüpft sie mehrmals im Jahr in die Rolle als Brandschutzerzieherin und schult die Kleinsten in den Echzeller Kindergärten. In einem davon arbeitet sie täglich, immer dabei: Der Funkmeldeempfänger. Ruft er sie zum Einsatz, rückt sie aus. „Aber nur, wenn genug Kolleginnen da sind“, schränkt sie ein. Normalerweise ist sie von ihrem Job freigestellt, sobald sie zur Feuerwehr muss, das funktioniert nicht immer. „Feuerwehr ist aufregend, egal ob man Mann oder Frau ist“, sagt sie.
 
Genauso wie Stoll erinnert sie sich gern an die erste Zeit in der Einsatzabteilung: „Da haben wir viel geschaut und Dinge erledigt, die einen nicht überfordern“, erzählen sie. „Anfangs arbeitet man im Hintergrund, die Erfahrung fehlt noch“, sagt Plöschner. Längst haben die beiden Feuerwehrfrauen diese in ihren vielen Jahren bei der Freiwilligen Truppe gesammelt und wissen: Wenn ein schwieriger Einsatz da war, hilft es drüber zu sprechen und das Erlebte aufzuarbeiten. Eine Karriere streben sie nicht an. „Wir sind im Team zu frieden, wir sind keine Häuptlinge“, meinen sie. Etliche Lehrgänge haben sie absolviert. „Die Ausbildung ist unser Schutz im Einsatz“, erklärt Stoll. Je besser sie ausgebildet sind, desto sicherer können sie im Notfall reagieren. Am Grundlehrgang, Funkausbildung, Atemschutzlehrgang und eine Truppführerausbildung hat Stoll teilgenommen. „Das heißt, ich kann ein Team aus zwei Personen im Einsatz führen“, erklärt sie. Um fit für diese Einsätze zu sein und weiterhin als Atemschutzgeräteträgerin ausrücken zu können, nimmt sie einmal im Jahr an der vorgeschriebenen Atemschutzübung teil. „Als meine Kinder klein waren, hatte ich kaum Kondition, da war ich bei dieser Übung total am Ende, das hat mir gezeigt, dass ich wieder Sport machen muss“, erzählt Stoll. In dieser Zeit, fuhr sie ihr ehrenamtliches Engagement zurück, nahm lediglich an Übungen teil, erst als Maika und Jan sieben und drei Jahre alt waren, rückte sie wieder mit aus. Mit dem Nachwuchs hat Familie Stoll klare Regeln vereinbart, was zu tun ist, wenn die Eltern bei der Feuerwehr gebraucht werden: Dann gehen die Kinder zur Oma. „Jetzt ruften sie schon, wenn die Alarmierung kommt, ,Geht ruhig, wir kommen allein klar.’“, erzählt Stoll. Eines versprechen die Eltern: Sobald der Einsatz beendet ist, kommen sie nach Hause, um zu berichten, was geschehen ist, dauert’s länger rufen sie an und informieren den Nachwuchs, was sie erledigen müssen. Das Engagement der Mutter hat sich inzwischen auf die Tochter übertragen: Seit einiger Zeit macht die zwölfjährige bei der Jugendfeuerwehr mit. „Sie hat sich selbst dafür entschieden, gedrängt hätten wir nie“, sagt Stoll. „Unser Sohn zählt die Zeit, bis er endlich zehn ist und in der Jugendfeuerwehr mitmischen darf“, erzählt sie lachend.

 

Text und Bild: Ines Dauernheim (freie Journalistin)