Echzell - Es ist die Freude am Helfen, da ist sich Oliver Herwig ganz sicher. Das Helfen treibt ihn und seine Feuerwehrmänner an. Der 34-Jährige aus Echzell leitet den 4. Katastrophenschutzzug des Wetteraukreises. 22 Feuerwehrmänner aus Echzell, Reichelsheim und Wölfersheim sowie drei in Echzell stationierte Fahrzeuge gehören zu der Einheit. Die Männer haben sich freiwillig und ehrenamtlich auf unbestimmte Zeit bereiterklärt im Katastrophenschutz zu helfen. Der Einstieg für einige in der Truppe war der Wehrersatzdienst. Wer sich verpflichtet, sechs Jahre im Katastrophenschutz dabei zu sein, ist vom Wehr- und Zivildienst freigestellt. „Damals bei mir waren es noch zehn Jahre“, sagt Herwig. Die sind längst vorbei und er ist seinem Zug treu geblieben, seit 1992 ist er aktiv dabei, seit fünf Jahren leitet er den Katastrophenschutzzug. Seine Aufgabe: Übungen organisieren, den Dienstplan aufstellen, kontrollieren, dass alle, die sich verpflichtet haben, an den Treffen teilnehmen – und natürlich ausrücken, wenn Hilfe gebraucht wird.
 
„Bei großen Schadenslagen im Wetteraukreis werden die Katastrophenschutzzüge alarmiert“, erklärt Hagen Vetter, er ist Sachbearbeiter bei der Unteren Katastrophenschutzbehörde des Wetteraukreises. 16 dieser Einheiten gibt es im gesamten Kreis. „Der Dienst im Katastrophenschutz ist für jeden offen“, erklärt Vetter, der sich selbst ehrenamtlich seit 1973 in der Feuerwehr engagiert. „Der Katastrophenschutz ist gesetzlich geregelt, er ist Ländersache“, sagt Vetter. Jeder Kreis ist verpflichtet Löschzüge, Betreuungszüge, Sanitätszüge, Gefahrstoffzüge aufzustellen. Im Wetteraukreis gibt es neben den 16 Löschzügen noch ein Gefahrstoff-ABC-Zug mit Dekontaminationsstaffel in Büdingen und der Erkundungsgruppe in Friedberg, Sanitätszüge, die vom Malterser-Hilfsdienst, dem Arbeiter-Samariter-Bund und dem Roten Kreuz getragen werden sowie Betreuungszüge, die Ehrenamtliche vom Roten Kreuz und der Johanniter-Unfallhilfe stellen und einen Wasserrettungszug der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Außerdem ist eine Informations- und Kommunikationsgruppe, beim DRK in Friedberg stationiert. Etwas Besonderes bietet der Wetteraukreis seinen ehrenamtlichen Katastrophenschutzhelfern: Eine Katastrophenschutzgrundausbildung, damit Feuerwehrleute einen Rettungswagen kennenlernen und Sanitäter ein Feuerwehrwagen. „Im Katastrophenschutz arbeiten wir alle zusammen, da ist es egal, welche Uniform getragen wird“, sagt Vetter. Froh ist er darüber, dass es im Wetteraukreis noch nie einen Katastrophen-Einsatz gab. „Mit dem Katastrophenfall wird bei uns sehr sorgsam umgegangen.“ Bei größeren Schadenslagen, die den gesamten Kreis betreffen, würde der Katastrophenschutzdezernent, Otmar Lich, gemeinsam mit den zuständigen verantwortlichen Hilfskräften beraten, ob eine Katastrophe vorliegt.
 
Zu tun gibt es für die Männer um Oliver Herwig trotzdem genug. 13 Mal im Jahr stehen Übungen und Schulungen auf dem Programm. Gern übt die Truppe mit den Katastrophenschutzzügen aus Florstadt, Ortenberg und Nidda gemeinsam. All zu oft wird das der Bevölkerung allerdings nicht zugemutet. „Es hat schon etwas bedrohliches, wenn viele Einsatzwagen mit Blaulicht durch die Straßen fahren“, ist sich Herwig der Verantwortung bewusst. Wenn sich diese Züge zum Üben treffen, sei das schon etwas anderes. „Die Truppe muss gefordert werden, da werden Unfälle realistisch dargestellt, denn es geht um den Katastrophenschutz bei Großschadenslagen“, erklärt Herwig, der immer darauf achtet, dass seine Jungs, die sich verpflichtet haben, an den Übungen dabei sind. „Wenn jemand seiner Pflicht nicht nachkommt, dann kann die Zustimmung zurückgezogen werden“, sagt Vetter. Diese Fälle gab es schon, berichten die beiden. „Wenn ich die Meldung beim Kreiswehrersatzamt vorlege, kann es ganz schnell gehen und derjenige wird zur Bundeswehr eingezogen“, sagt Vetter. Zu Ernstfällen rückt der 4. Katastrophenschutzzug selten aus, das liegt an einer Echzeller Besonderheit: Hier ist der Einsatzleitwagen 2 (ELW 2) des Wetteraukreises stationiert, er wird von der Echzeller Feuerwehr betreut und viele Katastrophenschützer sind dabei, wenn der ELW 2 angefordert wird. Dann sorgen sie dafür, dass aus der mobilen Einsatzzentrale kommuniziert werden kann, beispielsweise als im vergangenen Jahr das Dach der Leitstelle beim Sturm beschädigt wurde, waren sie ebenso dabei wie bei den beiden Großbränden im Januar in Friedberg. Helfen gehört für sie zum Leben – nicht erst, wenn’s eine Katastrophe gibt.
 
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22 Feuerwehrmänner und  drei Einsatzfahrzeuge bilden den 4. Katastrophenschutzzug, der in Echzell stationiert ist. Oliver Herwig (Mitte) ist Leiter der Einheit, in der etliche junge Männer ihren Wehrersatzdienst absolvieren, denn wer sechs Jahre im Katastrophenschutz mitwirkt, bei dem erlischt die Pflicht Grundwehrdienst oder Zivildienst zu absolvieren.

 

Text und Bild: Ines Dauernheim (freie Journalistin)