26.04.2008 - 54. Verbandsversammlung in Korbach (Waldeck-Frankenberg)

„Mut zur Zukunft!“ Unter dieses Motto stellte im Rahmen der 54. Verbandsversammlung des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV) in Korbach Präsident Ralf Ackermann (Rodgau) seinen vielbeachteten Jahresbericht. Dabei machte der Verbandschef deutlich,dass seine Organisation, die landesweit rund 75.000 aktive Einsatzkräfte in 2.620 Freiwilligen Feuerwehren, in den Werkfeuerwehren sowie in sechs Berufsfeuerwehren vertritt, auch weiterhin alles unternehmen werde, um im Dialog mit Politik, Behörden,Unternehmen und Öffentlichkeit die Zukunftsfähigkeit der Feuerwehren nachhaltig zu sichern. „Hier sind wir Hessen auf einem guten Weg, auch wenn wir die Augen vor den Problemen nicht verschließen dürfen, die der sich abzeichnende demographische Wandel und die Überalterung der Gesellschaft auch für das bewährte ehrenamtliche System des flächendeckenden Brandschutzes mit sich bringt“, betonte Ackermann.

 


Die Wetterauer Delegierten führte KFV-Vorsitzender Otfried Hartmann (li) an.

Vor rund 300 Delegierten und zahlreichen Ehrengästen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, unter ihnen auch Hessens Innenminister Volker Bouffier und der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes Hans-Peter Kröger, bewertete der LFV-Präsident die demographischen Änderungen auch als eine Chance und als eine Herausforderung, die nur  gemeistert werden könne, „wenn die lebendigen Strukturen der Feuerwehr gefördert und notwendige Veränderungsprozesse auch gemacht werden“. Vor diesem Hintergrund, so Ackermann weiter, gehe es nicht nur darum, die Feuerwehren hinsichtlich ihrer zu leistenden Aufgaben optimal auszustatten, sondern auch um eine zukunftsorientierte Personalplanung, zu der unverzichtbar die Stärkung des Ehrenamtes gehöre.

Bei den Zukunftsmodellen „Kein Denkverbot“
In seinem Rechenschaftsbericht ging Ackermann sodann detailliert auf die bisherigen Initiativen und Weichenstellungen ein, die seitens des LFV Hessen, bislang unternommen wurden, um die „Feuerwehren fit für die Zukunft“ zu machen und betonte, dass dies nur gelinge, wenn sich alle – und die Feuerwehren vor Ort – aktiv an diesem Entwicklungsprozess beteiligen. Erfolgreich habe der Feuerwehrverband, auch im Zusammenwirken mit den politisch Verantwortlichen im Lande, bei der Zukunftsgestaltung etwa die Öffnung der Feuerwehren für sog.“Kindergruppen“, mit entsprechender gesetzlicher sowie sozialer Absicherung, und die Verlängerung der Dienstzeit auf eigenen Wunsch erreichen können. Aber auch, so Ackermann weiter, werbe man intensiv im Rahmen einer Mitgliederkampagne, die man schon vor Jahren gemeinsam mit dem Innenministerium auf den Weg gebracht habe, um die verstärkte ehrenamtliche Mitarbeit von Mädchen und Frauen oder um Bevölkerungsgruppen mit sog. „Migrationshintergrund“.

„Es besteht kein internes Denkverbot, wenn es um die Zukunftssicherung unseres freiwilligen Brandschutzwesens geht“, betonte der LFV-Präsident und „der Verband hat es sich zum Ziel sowie zur Aufgabe gemacht, diesen Prozess aktiv zu unterstützen und zu moderieren. Wir bieten deshalb, mit finanzieller Unterstützung durch das Innenministerium, derzeit in fast allen Landkreisen zusammen mit den dortigen Feuerwehrverbänden Workshops zur Stärkung und Gewinnung von ehrenamtlichen, freiwilligen Feuerwehrangehörigen an.“ Hierzu gehört für Ackermann auch „dem Negativtrend bei der Mitgliederentwicklung in den Jugendwehren offensiv mit attraktiven Angeboten und vielleicht auch mit neuen Strukturen entgegen zu treten. Sonst haben wir vielleicht in fünfzehn Jahren keine Jugendfeuerwehren mehr. Dies ist schließlich unsere wichtigste Zukunftsressource überhaupt!“

Leitstellen und Digitalfunk
Für den LFV Hessen machte Präsident Ackermann deutlich, dass der „ehrenamtliche, flächendeckende Brandschutz keinesfalls zur Disposition gestellt werden kann“. Gerade die Unwettereinsätze wie „Kyrill“, „Jeanette“ und „Emma“, hier wurden allein im Januar dieses Jahres über 3.500 Einsätze geleistet, sind ein Beleg dafür, „dass nur eine starke Organisation wie die Feuerwehr in der Lage ist, wirksame und schnelle Hilfe zu leisten“. Bewährt hat sich zudem bei diesen Großeinsätzenund bei allen anderen Schadenslagen, das bestehende System der zentralen Leitstellen. „Diese Struktur muss auch in Zukunft fortbestehen“, betonte Ackermann und ergänzte, „dass natürlich die Einsatzabwicklung auch weiterhin in den Händen der Feuerwehren bleiben muss“. Insgesamt „ist die Leitstellentechnik des Landes Hessen vorbildlich und wir gehen davon aus, dass bei der Einführung und Umsetzung der neuen Digitaltechnik im Funkwesen die Feuerwehren angemessen beteiligt sowie deren Belange auch von der Politik berücksichtigt werden. Ebenso sind wir uns sicher, dass bei der geplanten Weiterentwicklung des beispielhaften hessischen Katastrophenschutz-Konzeptes die Feuerwehren als stärkster Bestandteil in der Gefahrenabwehr entsprechend berücksichtigt werden“.


Starke Gesten und starke Worte: Bruder Paulus sprach zum Bürgerschaftlichen Engagement.

Andere große Herausforderung für das Brandschutzwesen sind für LFV-Präsident Ackermann die Entwicklungen auf europäischer Ebene, da von hieraus „bei fast allen Themen – von der Schutzbekleidung, der Fahrzeugstandards, der Führerscheinregelung etc. – mitgeredet und entschieden wird“. Der Verbandschef dankte deshalb der hessischen Landesregierung dafür, „dass in der Brüsseler Landesvertretung Räumlichkeiten und Arbeitsmöglichkeiten bereit gestellt wurden, damit die Feuerwehren auch hier am Ball bleiben können“. Innenminister Bouffier und Ackermann präsentierten sodann gemeinschaftlich im Rahmen der Verbandsversammlung auch die neuen Plakate und Werbeträger zur Fortführung der hessischen Feuerwehr-Imagekampagne, die sich schwerpunktmäßig der Thematik „Mitgliedschaft von Frauen“ widmet.Europa und Imagekampagne

Fachthemen, Wahlen und Regularien
Im Rahmen der 54. Verbandsversammlung beschäftigten sich die Delegierten schließlich mit den Berichten aus der Arbeit des Präsidiums, aus den Fachausschüssen des Verbandes sowie mit den satzungsgemäß vorgeschriebenen Regularien (wie z.B. Haushalts-angelegenheiten, Entlastung des Präsidiums, aktuelle Anpassungen in der Satzung).

Groß war zudem das Interesse an den beiden Fachvorträgen. Zum Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ sprach der Kapuziermönch Bruder Paulus (Kloster Dieburg). Ingo Galitz von Media Tools (dort wird auch die Sendung Feuerwehr-TV produziert) beleuchtete die Marke „Feuerwehr“ aus werbetechnischer Sicht.

 


Gesprächsrunde nach den Fachvorträgen: (v.l.) der neue LFV-Vizepräsident Gert Battenfeld, Bruder Paulus, Robert Winkler, Michael Stotz, (v.re.) Ingo Galitz von Media Tools und der Geschäftsführer des LFV, Harald Popp.

Mit der Wahl eines neuen Vizepräsidenten wurden zudem wichtige personelle Weichenstellungen für den LFV Hessen vorgenommen. Der seitherige Amtsinhaber, Willi Sußebach, stand nach 16 Jahren für eine weitere Wahlperiode nicht mehr zur Verfügung. In geheimer Wahl setzte sich Gert Battenfeld, Vorsitzender der KFV Gießen und BFV Hessen-Darmstadt, mit 89 Stimmen gegen die Landesfrauensprecherin Karin Plehnert-Helmke mit 79 Stimmen durch. Als Sozialreferent wälten die Delegierten Ralf Stühling einstimmig wieder. Ebenso einstimmig wurde Medienreferent Holger Schönfeld wiedergewählt.

Bilder: Sabrina John, LFV Hessen (1), Robert Winkler (2)