18.06.2009 - Reichelsheim - Für die Brandschutzerzieher der Reichelsheimer Feuerwehr ist es eigentlich immer das gleiche Programm. Trotzdem ist es jedes Mal wieder anders. Jedes Jahr andere Kinder mit anderen Charakteren. Und so wird der Lehrstoff den angehenden ABC-Schützen immer wieder anders, ganz speziell auf die Gruppe zugeschnitten, vermittelt. Mit dabei ist Klappmaulpuppe "Mathilde", die während den Vorführen aufpaßt, die Brandschutzerzieher korrigiert und Tipps gibt.

Mitte Juni hatten die Reichelsheimer Brandschutzerzieher Sabine Will, Viviane Rodriguez und Alexander Hitz die Vorschulkinder des Kindergarten Holzwurm in Reichelsheim besucht. "Bevor wir anfangen, frühstücken wir gemeinsam mit den Kindern - dabei kommen wir mit den Kindern schnell ins Gespräch, das nimmt erste Hürden", sagt Hitz, der schon seit vielen Jahren als Feuerwehrmann in dem Kindergarten zu Gast ist. Einige der Kids sind schon ganz aufgeregt und teilen den drei Brandschutzerziehern gleich ihren Namen, Anschrift und Telefonnummer mit. "Das müssen wir Euch sagen", bemerkt einer der Jungs. "Wenn ich groß bin, will ich Feuerwehrmann werden", ruft ein anderer.

Nach dem Frühstück lernen die Kinder die Feuerwehr kennen. Pauline kennt die Feuerwehr schon etwas besser, denn ihr Papa ist Feuerwehrmann im Reichelsheimer Stadtteil Blofeld. Sie weiß bereits, dass die Feuerwehrfrauen und -männer nicht den ganzen Tag im Feuerwehrhaus sind, sondern einem ganz normalen Beruf nachgehen. "Zur Feuerwehr muss mein Papa, wenn das kleine Gerät piept. Dann wird durchgesagt wo es brennt!", weiß Pauline weiter zu berichten. Das "kleine Gerät" nennen die Feuerwehrleute Piepser. "Er wird von den Feuerwehrleuten in der Leitstelle in Friedberg zum Piepsen gebracht", erklärt Alexander Hitz den Kindern. Mit seinem Piepser demonstriert er den Kindern, wie sich das anhört.

Ein weiteres Thema ist das richtige Anzünden einer Kerze. Viviane Rodriguez hilft den Kindern dabei, alles richtig zu machen: Ein Streichholz auswählen, es vom Körper weg an der Seite der Streichholzschachtel entzünden, mit der Flamme nach oben die Kerzen anzünden - ausblasen und in den Aschenbecher legen. Sabine Will ist mit Klappmaulpuppe Mathilde dabei und lobt die Kinder wenn sie alles richtig gemacht haben.

Mit einem kleinen Experiment verdeutlichen die Brandschutzerzieher die Gefährlichkeit eines Feuers. Eine Kerze wird mit einem Glas eingeschlossen. Die Flamme erlischt aufgrund des Sauerstoffmangels. "Der Rauch steigt nach oben!" erkennen die Kinder folgerichtig. Nach einigen Überlegungen erraten sie auch, dass die Flamme erstickt ist, weil sie die ganze Luft verbraucht hat. Wie der Flamme kann es auch ihnen gehen, wenn sie bei einem Brand den Raum oder das Gebäude nicht verlassen. Ein Notruf muß jetzt gemacht werden. Zusammen wird mit den Brandschutzerziehern geübt, wie man einen Notruf richtig absetzt. Während Hitz die Funktion der Leitstelle übernimmt, unterstützt Viviane Rodriguez die Kids bei der Bedienung des Telefons. Mathilde muß nur selten eingreifen. Den Notruf beherrschen die Kinder schon richtig gut. Nicht nur Brände haben sich die Kinder als Beispiele überlegt. "Meine Oma liegt auf dem Sofa und sagt nichts mehr!" meldet Maya bei ihrem Notruf. Auch damit ist sie hier richtig. Den über die 112 kann man nicht nur die Feuerwehr alarmieren, sondern auch den Rettungsdienst oder einen Notarzt. "Das wissen leider auch viele Erwachsene nicht", berichtet Sabine Will.

Zum Abschluß gibt es von der Feuerwehr für die angehenden ABC-Schützen eine Tasche mit Stundenplan, Lineal, Ansteckbutton und vielem mehr. Auf letzterem ist Brandschutzexpertin Mathilde zu sehen mit dem Slogan "Brandschutzerziehung - Ich weiß Bescheid!".

Zwei Tage später haben die Kinder dann die Reichelsheimer Feuerwehr im Feuerwehrhaus in der Bingenheimer Straße besucht. Hier wurden sie von Alexander Hitz, Benjamin Freiter und Claudia Brack begrüßt. Nach einem Rundgang durch das Feuerwehrhaus zeigten die drei Feuerwehrleute, wie Feuerwehrfrau Claudia sich fürs Feuerlöschen ausrüstet: Die schwere Schutzkleidung wird angezogen, Sicherheitsschuhe, Helm und Handschuhe gehören dazu. Um sich vor giftigem Brandrauch zu schützen zieht sie das Atemschutzgerät und die Atemschutzmaske auf. Benjamin Freiter hilft ihr dabei, denn die Geräte sind schwer. Nachdem das Atemschutzgerät angeschlossen ist erklingt ein lautes Zischen, wenn Brack einatmet. "Jetzt atmet sie frische, kühle Bad Nauheimer Luft" erklärt Hitz den Kindern. "Die Atemschutzgeräte werden in Bad Nauheim gewartet, repariert und wieder mit Luft gefüllt".

Weiter geht die Erkundungstour bei der Feuerwehr zu dem großen Feuerwehrauto, das die Feuerwehr "LF16" nennt. Aufgeregt, aus sicherem Abstand und ausgerüstet mit Warnwesten beobachten die Kids die Vorführung der großen Rettungsschere, mit der Hitz und Freiter mühelos ein Stück Holz zerschneiden. Zum Abschluß dürfen die Kinder selber rann: Zusammen mit Feuerwehrmann Benny darf jeder mal mit dem großen Strahlrohr spritzen. "Feuerwehrmänner sind immer zu zweit - als Trupp - im Einsatz", erklärt Freiter. Auch die Kindergärtnerinnen müssen rann und werden von den Kids bejubelt.

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Zusammen mit Benjamin Freiter durften die Kinds das große Strahlrohr bedienen.

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Mit dem Feuerwehrauto wurde die angehenden ABC-Schützen zurück in den Kindergarten Holzwurm gebracht.


Text und Bilder: Alexander Hitz, Wf FF Reichelsheim