18.09.2018 - Fortbildungsveranstaltung für Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Schulen an der Singbergschule in Wölfersheim

Am 18.09. fand in der Singbergschule in Wölfersheim eine Fortbildungsveranstaltung statt, die gemeinsam vom Hessischen Kultusministerium, vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport und von der Serviceagentur „Ganztägig lernen“ initiiert worden ist. Nachdem bereits gleichartige Veranstaltungen in anderen Regionen Hessens stattgefunden haben, war diesmal die Singbergschule Gastgeber für die Kooperationsveranstaltung, die Schulen, Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Sportvereine näher zusammenbringen soll.

Die größtenteils ehrenamtlich getragenen Strukturen haben alle mit dem gleichen Problem zu kämpfen: Nachwuchsmangel, was vielfach auf geändertes Freizeitverhalten junger Menschen zurückzuführen ist.

Wesentlicher Teil war eine Podiumsdiskussion, die von Sabine Stuhlmann („Ganztägig lernen“) moderiert wurde. Cornelia Lehr (Kultusministerium) erläuterte hierbei, dass ein freiwilliges Angebot am Nachmittag die Schüler besser motiviert als der Pflichtunterricht am Vormittag, dessen Rahmen durch Lehrpläne und Prüfungen vorgebeben ist. AGs und ähnliche Aktivitäten bieten mehr Anreize für die Schüler, da hier die Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten deutlich höher liegen, als beim Pflichtunterricht. KBI Lars Henrich berichtete aus der Sicht der Feuerwehren, dass die Freizeit – auch von Kindern und Jugendlichen – zunehmend zeitlich eng getaktet ist und ehrenamtliches Engagement damit immer schwieriger wird. Durch ein „Feuerwehr-Angebot“ in den Schulen erhofft er sich daher eine bessere Erreichbarkeit der Jugendlichen. Andrea Lommel (DRK) konnte von guten Erfahrungen mit der Etablierung der Schulsanitätsdienste berichten, mit denen Jugendliche frühzeitig an Erste Hilfe und die ehrenamtliche Mitarbeit im DRK herangeführt werden. Thomas Küchenmeister (Lehrer an der Singbergschule sowie stv. GBI in Wölfersheim) betonte die guten Erfahrungen, die im Zusammenhang mit Projektwochen gemacht wurden sowie die Herstellung des Feuerwehrbezugs im Technikunterricht, um ergänzend zum theoretischen Lehrstoff praxisnahe und verständliche Anwendungen zu zeigen und damit den Lernerfolg zu steigern. Die Feuerwehr Wölfersheim hat bereits gute persönliche Kontakte zur Singbergschule, was u.a. auf die Gestaltung des Themas „Brennen und Löschen“ durch Chemielehrer der Schule zurückzuführen ist, sowie durch Dienstsportangebote, die von Sportlehrern geleitet werden. Michael Grau (Innenministerium) berichtete von der Modellregion Hochtaunus, Main-Taunus und Frankfurt, in der bereits gute Erfahrungen bei der Kooperation von Feuerwehr/Katastrophenschutz und Schulen gemacht wurden, u.a. sogar einem entsprechenden Wahlpflichtangebot an einer Schule in Usingen. Er warb dafür, dass man Jugendlichen auch die Möglichkeit zur Orientierung geben müsse und es daher auch völlig normal sei, dass Wechsel zwischen verschiedenen Vereinen/Aktivitäten stattfinden. Olaf Bogusch (Schulleiter Singbergschule) warb dafür, das „Zepter in die Hand zu nehmen“ und fügte hinzu, dass die Kooperation im Wesentlichen von engagierten Lehrkräften abhängt und dass sich Ganztagsschulen nicht nur als „Schule“, sondern auch als Freizeitangebot ohne Lernzwang darstellen müssen. Er wünschte sich ein pragmatisches Vorgehen ohne Kompetenzgerangel bei allen Beteiligten, um nicht durch lange Verwaltungswege und Genehmigungsprozesse das Engagement auszubremsen. Thomas Stoll (Sportkreis Wetterau) hob hervor, dass es der Sport etwas einfacher habe als Feuerwehren und Hilfsorganisationen, da Sport normales Unterrichtsfach sei und damit frühzeitig der Bezug zu sportlichen Aktivitäten gefördert werden, was auch den Sportvereinen zugute komme.

In vier Workshops bestand die Möglichkeit, sich zu „Gelingender Kooperation“, „Brandschutzerziehung an Schulen“, „Durch Zufriedenheit zu langfristiger Bindung“ und „Kooperation von Schule und Verein“ fortzubilden.

Der Abschluss fand auf dem Schulhof statt; hier hatte die Feuerwehr Wölfersheim RW und GW in Stellung gebracht, um mit angeschlagenem Seil und loser Rolle die Krafthalbierung beim Ziehen von Lasten praktisch zu zeigen. Dies diente vor allem als Praxisbeispiel, wie die Anwendung technischer Gerätschaften der Feuerwehr auf anschauliche Art in das Thema „Mechanik“ im Physikunterricht integriert werden kann.

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Teilnehmer der Podiumsdiskussion, v.l.: Thomas Stoll (Sportkreis Wetterau), Sabine Stuhlmann ("Ganztägig lernen", Moderation), Thomas Küchenmeister (Lehrer an der Singbergschule und stv. GBI Wölfersheim), Olaf Bogusch (Schulleiter), Andrea Lommel (DRK), Cornelia Lehr (Kultusministerium), Lars Henrich (KBI), Michael Grau (Innenministerium)

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Abschluss auf dem Schulhof: Mit vereinten Kräften lässt sich der GW problemlos ziehen, sogar gegen das leichte Gefälle - eine praktische Anwendung der losen Rolle zur Krafthalbierung und damit ein praxisnahes Beispiel für den Physikunterricht.

Text und Bilder: Jens Christiansen