08.03.2021 - Blended Learning ist auf dem Vormarsch

(JC) Mit dem Beginn der Corona-Pandemie und der Absage fast aller Lehrgänge und Seminare an der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) und auch auf Kreisebene im Jahr 2020 und auch bis ins Jahr 2021 hinein, ist der Wunsch nach einer baldigen Wiederaufnahme des Lehrgangsbetriebs sehr hoch.

Die HLFS hat die Zeichen der Zeit bereits vor einigen Jahren erkannt und den Gruppenführer-Lehrgang alternativ zur zweiwöchigen Präsenzveranstaltung als e-learning-Variante angeboten (Erfahrungsbericht). Hauptgrund war hierbei der Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt, um die Anwesenheitszeiten in Kassel zu verringern und den Teilnehmern mehr Flexibilität bei der zeitlichen Gestaltung der theoretischen Inhalte zu ermöglichen. Das Angebot wurde gut angenommen und daher auf weitere Lehrgangsarten erweitert. Im Zuge des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 hat die Landesfeuerwehrschule begonnen, für die Kreislehrgänge ebenso die theoretischen Inhalte als e-Learning zu erarbeiten. Da reines e-learning nur für die Vermittlung von Theorie geeignet ist, für die Feuerwehrausbildung aber die Praxis mindestens ebenso wichtig (wenn nicht sogar wichtiger) ist, ergibt sich eine Kombination aus Theorie in der Form von e-learning und der Praxis in der bekannten und bewährten Form als Präsenz vor Ort; dies wird als „Blended Learning“ bezeichnet.

Für die Lehrgänge auf Kreisebene bedeutet das, dass die theoretischen Lehrinhalte von den Teilnehmern selbst anhand einer e-learning-Plattform (die von der HLFS bereitgestellt wird), erarbeitet werden und man sich für die praktischen Ausbildungsinhalte wie gewohnt vor Ort trifft. Jedem Landkreis steht auf der e-learning-Plattform des Landes eine eigene Lernwelt zur Verfügung, auf der neben den vorgegebenen Lehrgangsinhalten (Grundlehrgang, Truppführer, Maschinist, Atemschutzgeräteträger, Sprechfunk, TH-VU) auch eigene Inhalte eingestellt werden können.

Der Ablauf eines Blended-Learning-Grundlehrgangs könnte folgendermaßen aussehen:
Die Lehrgangsteilnehmer erhalten ein Einberufungsschreiben, auf dem neben den allgemeinen Informationen auch eine persönliche ID für Zugang zur Lernplattform enthalten ist. Zu Lehrgangsbeginn treffen alle Teilnehmer zusammen mit den vorgesehenen Kreisausbildern am Lehrgangsort zusammen und erhalten nach der Begrüßung durch den KBI und den organisatorischen Angelegenheiten eine Einweisung in die Nutzung der Lernplattform. Zudem werden Lernunterlagen/Startermappe ausgeteilt und das persönliche Zusammentreffen am ersten Lehrgangsabend ermöglicht auch die Bildung von Fahr- und Lerngemeinschaften. An den folgenden Tagen erarbeiten die Lehrgangsteilnehmer die theoretischen Lerninhalte, wobei zu festgelegten Zeiten ein Kreisausbilder für Fragen zur Verfügung steht (Chat und/oder Videokonferenz). Die praktische Ausbildung und auch die Lehrgangsabnahme mit schriftlicher und praktischer Prüfung finden wie gewohnt statt.

Gegenüber dem „normalen“ Lehrgangsablauf in Präsenz bietet das Blended Learning mehrere Vorteile:

  • Mehr zeitliche Flexibilität für die theoretischen Inhalte, keine festen Unterrichtsabende (gerade für Schichtdienstler von Vorteil, da weniger Abstimmungsaufwand in Bezug auf den Dienstplan entsteht und nur die Praxistage berücksichtigt werden müssen).
  • Die Inhalte der Lernplattform können sowohl mit PC, Tablet oder Smartphone genutzt werden, so dass das Lernen und Wiederholen der theoretischen Inhalte flexibel erfolgen kann; nicht nur zuhause am PC, sondern auch unterwegs. Es wird keine spezielle App o.ä. benötigt, sondern lediglich ein Browser.
  • Gerade für die Zeit nach der Corona-Pandemie, wenn es gilt, einiges an ausgefallenen Veranstaltungen nachzuholen, können mit dem Blended Learning mehr Teilnehmer pro Lehrgang berücksichtigt werden. Für die Theorie in Form des e-learnings spielt die Teilnehmerzahl keine große Rolle und bei den praktischen Ausbildungsteilen kann die Anzahl paralleler Gruppen erhöht oder der Lehrgang in zwei Hälften geteilt werden, die an unterschiedlichen Tagen die Praxisteile absolvieren. Die Kapazitäten der Kreisausbilder, die durch den Wegfall der Unterrichtsabende frei werden, können für den Mehrbedarf bei der praktischen Ausbildung aufgrund der höheren Teilnehmerzahl genutzt werden.
  • Für die Lehrgangsstandorte entfallen die abendliche Belegung des Feuerwehrhauses bzw. des Unterrichtsraums und damit auch die Aufwände für das Auf- und Zuschließen, Bereitstellung von Getränken und Verpflegung durch die ehrenamtlichen Kräfte vor Ort.

Nachteile Blended Learning gegenüber Präsenzlehrgängen :

  • Hohe Selbstdisziplin der Lehrgangsteilnehmer erforderlich
  • Fehlender direkter Kontakt und Austausch mit den Ausbildern und den anderen Lehrgangsteilnehmern; gemeinsame Wiederholungen und Vertiefungen des Lernstoffs bleiben aus.

Die Umsetzung des Blended Learnings im Wetteraukreis wird frühestens mit Jahresbeginn 2022 erfolgen. Zuvor müssen die Administration der Lernplattform und die technische und inhaltliche Umsetzung auf Kreisebene sichergestellt sein, da der Kreis an dieser Stelle in der Aufgabenwahrnehmung des Landes tätig wird. Auch die Kreisausbilder müssen in die konkrete Ausgestaltung mit einbezogen werden. Hierzu ist für die zweite Jahreshälfte 2021 ein Treffen aller Kreisausbilder geplant. Bei den Lehrgängen und Seminaren, die sich lediglich über einen Abend und einen Samstag erstrecken (Bahn 1, CSA, Schaum, VB) sind keine Änderungen geplant, diese sollen weiterhin wie gehabt stattfinden.

Sobald es die Inzidenzzahlen zulassen, wird der Lehrgangsbetrieb im Wetteraukreis wieder aufgenommen; hierbei werden Lehrgänge in der gewohnten Form in Präsenz stattfinden. Die Leiter der Feuerwehren und die Spartensprecher der Kreisausbilder werden hierzu rechtzeitig informiert.