17.02.2011 – Kurioser Unfall in Klein-Karben am Breul bei Bauarbeiten an Nidda-Brücke

Bei Bauarbeiten an der Nidda-Brücke in Klein-Karben ist gestern Vormittag ein Kran umgestürzt. Womöglich hatten Arbeiter das Gerät überlastet. Die Bergung dauert mehr als drei Stunden. Fußgänger und Radfahrer auf dem Uferweg bestaunten das Unglück.

Von Dennis Pfeiffer-Goldmann

Karben. Es sei ganz langsam geschehen, berichtet der Kranführer (39). Gerade hatte er einen Stapel Holz auf einer Palette am Haken, wollte den fast ganz ans andere Ende der 23,50 Meter langen Brücke bugsieren. Als der Mann den Ausleger aber zur Seite drehte, geriet das 15-Tonnen-Gefährt aus der Balance.

Langsam, ganz langsam neigte es sich zur Seite, erzählt er. Seinen Namen möchte der Fahrer nicht nennen. Zum einen, weil ihm der Schock noch in den Gliedern sitzt. Zum anderen, weil sich längst die ersten Passanten über das Malheur lustig machen. Peinlich, peinlich.

Wie in Zeitlupe neigte sich der Ausleger des Kompaktkrans einer Gederner Firma zur Seite. Kurz vor dem Aufsetzen auf der Holzbrücke krachte der Holzstapel noch auf das Geländer, abgesplittertes Holz bleibt zurück. Weiterer Schaden scheint nicht entstanden zu sein.

Passanten spotten

Die beiden flussseitigen Stützen halten den Kran vom Abrutschen ab. «Ich habe zugesehen, dass ich so schnell rauskomme wie möglich», berichtet der Kranführer. «Man weiß ja nicht, ob das noch abrutscht.» Flugs ist er vom gefährlich schräg stehenden Gefährt herunter. Er bleibt immerhin unverletzt.

Als die Feuerwehr das Malheur sieht, kann sich manch ein Helfer ein Grinsen nicht verkneifen. Die Rettungskräfte müssen nur ein wenig ausgelaufenes Öl binden. Mehr Arbeit hat der Bauleiter von Holzbau Ploner in Rosbach; auch er möchte seinen Namen nicht nennen. Er organisiert die Bergung.

Seit vergangener Woche saniert die Firma Ploner die 1990 gebaute Brücke im Auftrag der Stadt. An den Betonauflagern hat Moderfäule das Holz angegriffen. Ende kommender Woche sollten die 30 000 Euro teuren Arbeiten zwischen Wohngebiet Breul und der Robert-Bosch-Straße im Industriegebiet fertig sein. Ob der Termin so bleibt, war gestern noch unklar.

Georg Schäfer und Udo Kürten von der städtischen Ordnungspolizei schirmen die Unglücksstelle ab. Schaulustige bleiben stehen. «Das war ein echter Künstler», spottet ein Radfahrer, der den Unfall durch den Morast umfahren muss. Warum der Kran kippte? «Das war eine Windböe», sagt der Bauleiter. Der Fahrer hat einige Erfahrung, bewegt den Kran seit drei Jahren.

Die Feuerwehr schafft‘s

Die Umstehenden sind skeptisch, denn kaum ein Lüftchen regt sich. «Womöglich stand der Kran falsch herum», vermutet Axel Hildebrand. Er leitet die Abteilung Fuhrpark der Stadtwerke, hat öfter derartige Kräne im Einsatz. Wolle man große Lasten über die maximale Distanz hieven, sei es wichtig, diese längs mit dem Gefährt als Gegengewicht abzustützen. Der Kran aber steht quer zur Baustelle.

Ein 60-Tonnen-Kran der Butzbacher Firma Burghard schiebt sich nach knapp zwei Stunden langsam und rückwärts über den engen Niddauferfweg zum Unfallort. Er soll den verunglückten Kran beim Bergen absichern. Die Mitarbeiter der Holzbaufirma versuchen, den Unglückskran von der Seite her mit ihrem Lastwagen wieder auf den Boden herunterzuziehen.

Nach drei Versuchen aber geben sie auf: Das Gefährt bewegt sich keinen Zentimeter. Ralf Wilhelm von der Feuerwehr Okarben, der die Bergung beobachtet, bietet Hilfe an: Mit dem RW1, dem betagten Rüstwagen der Groß-Karbener Feuerwehr, eilt Hauptfeuerwehrmann Stefan Krones an. Auf das Dieselross ist Verlass: Per Seilwinde zieht der Mercedes-Laster den Kran gegen 13 Uhr wieder auf den Boden. «Wir haben ja schon viel geborgen», sagt Krones und lächelt, «aber einen Kran hatte ich noch nicht.»

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Was für ein Malheur! Immerhin wurde niemand verletzt, als gestern Vormittag um kurz nach halb zehn dieser
15-Tonnen-Kran an der Niddabrücke zwischen Breul und Robert-Bosch-Straße umstürzte. Wie eine Skulptur
ragte der Kran mit einer Seite in die Höhe. Foto: Dennis Pfeiffer-Goldmann

Quelle: Frankfurter Neue Presse online vom 17.02.2011