31.08.2008 - Feuerwehren und Rotes Kreuz befassten sich mit Polytraumamanagement - Großübung

BLEICHENBACH (mb). Wenn ein Notfall eingetreten ist, zählt jede Minute. Das weiß kaum jemand besser als die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Damit den Opfern von Unfällen die bestmögliche Hilfe geboten werden kann, beschäftigen sich Rettungsorganisationen und Feuerwehren im Wetteraukreis seit einiger Zeit verstärkt mit dem Thema Polytraumamanagement, das die Versorgung von Menschen mit verschiedenen schweren Verletzungen beschreibt, von denen mindestens eine lebensbedrohlich ist. Dabei spielen die Zusammenarbeit und das Hand-in-Hand-Agieren der unterschiedlichen Hilfeleister eine wichtige Rolle.

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Schwierige Aufgaben hatten die Helfer von Rettungsdienst und Feuerwehr gemeinsam zu bewältigen. Hier war im Steinbruch von Bergheim eine Person abgestürzt und dabei schwer verletzt worden.
Intensiv beschäftigten sich nun die Feuerwehren Bleichenbach und Bergheim sowie die Rettungswache Ortenberg des DRK mit Polytraumamanagement - zunächst einen Vormittag lang in theoretischen Unterrichten und anschließend im Rahmen von drei Einzelübungen in der Praxis. Neben 22 Bleichenbacher und acht Bergheimer Übungsteilnehmern waren acht Rettungskräfte vom Roten Kreuz, ein gutes Dutzend Feuerwehr-Helfer außerhalb des Einsatzdienstes, der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes des Wetteraukreises, Uli Schäfer, sein Kollege Armin Bender aus Frankfurt, die Notärzte Dr. Sroka und Dr. Haas, Vertreter der Leitstelle Wetterau, des DRK Friedberg und der Bergwacht sowie der Mimtrupp mit vier Personen an den Übungen beteiligt. Als weitere Helfer standen in ihrer Freizeit Mitarbeiter des Ortenberger Bauhofs zur Verfügung. Selbstverständlich verfolgten auch zahlreiche Gäste aus dem Feuerwehr- und Rettungswesen, darunter Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann, Kreisbrandmeisterin Ulrike Schneider, der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes und Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Reinhold Merbs, Ortenbergs Stadtbrandinspektor Lars Henrich und sein Stellvertreter Norbert Reuter sowie Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring und Bleichenbachs Ortsvorsteherin Gerda Vollmar den Übungsverlauf.

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Eine Person ist unter der Schaufel des Radladers eingeklemmt während beim Fahrer der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht.
Die Hilfeleister waren in drei Gruppen aufgeteilt, die zeitgleich je eines der drei Übungsszenarien absolvierten. Insgesamt fanden also neun Übungen statt. Zwei der drei Übungskomplexe waren im Steinbruch Bergheim angesiedelt. So ging es beispielsweise darum, eine Person zu retten, die oberhalb des Betriebsgebäudes einen Hang hinabgestürzt war, nur bedingt ansprechbar war und bei der ein Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma und Wirbelsäulentrauma bestand. Der Feuerwehr oblag die Rettung der Person mittels einer Schleifkorbtrage sowie die Sicherung der Einsatzstelle. Der Rettungsdienst hatte parallel die Vitalfunktionen des Unfallopfers zu sichern und unter Berücksichtigung der mutmaßlichen Verletzungen seine Transportfähigkeit herzustellen.

An anderer Stelle im Steinbruch Bergheim wurde ein Unfall simuliert, bei dem ein Steinbruch-Mitarbeiter unter einer Radladerschaufel eingeklemmt worden ist und nun nicht ansprechbar unter der Schaufel liegt, die aufgrund eines Hydraulikdefekts nicht bewegt werden kann. Sein Kollege, der den Radlader gesteuert hat, sitzt mit starken Brustschmerzen und Atemnot im Fahrzeug. Sein Zustand verschlechtert sich im Laufe der Übung deutlich. Während die Feuerwehr den eingeklemmten Mann mittels Luftheber und hydraulischer Winden befreite, hatte der Rettungsdienst sich sowohl um ihn als auch um seinen Kollegen im Führerhaus zu kümmern, bei dem Verdacht auf Herzinfarkt bestand. Bei beiden Personen waren wiederum die Vitalfunktionen zu sichern und ihre Transportfähigkeit herzustellen.

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Zwei Männer sind nach einem Verkehrsunfall in ihrem Fahrzeug eingeklemmt. Bei beiden mußten mit hydraulischen Rettungsgeräten Zugänge für den Rettungsdienst geschaffen werden.
Das dritte Szenario hatte einen Verkehrsunfall in Bleichenbach an der Kreuzung Mittelgasse/Erbsengasse zum Thema, bei dem zwei Personen schwer verletzt und im Fahrzeug eingeklemmt wurden. Der Fahrer des Autos war wach und ansprechbar, hatte jedoch Rückenschmerzen und klagte über Ausfallerscheinungen in den Beinen. Sein Beifahrer war bewusstlos. Die Feuerwehrleute hatten die Aufgabe, die beiden eingeklemmten Männer aus ihrem Fahrzeug zu befreien und dafür zu sorgen, dass die Rettungskräfte Zugang zu den Verletzten bekamen. Die Rettungskräfte mussten die Vitalfunktionen der Unfallopfer sichern und sie versorgen, während die Feuerwehr an der Befreiung arbeitete. Die Szenarien mussten jeweils in spätestens 40 Minuten gelöst sein, denn im Polytraumamanagement wird davon ausgegangen, dass ein Verletzter innerhalb einer Stunde nach dem Unfall in der Klinik sein sollte.

Selbstverständlich war das Mammut-Programm nach den Übungen für die Hilfeleister noch nicht vorbei, denn um aus dem Verlauf der einzelnen Abschnitte Lehren für die Zukunft ziehen zu können, standen noch eine „Manöverkritik“ und der umfangreiche Erfahrungsaustausch auf dem Programm. Und auch für die Wetterauer Bürger gibt es eine wichtige Erkenntnis: Bei den hiesigen Helfern sind sie im Fall eines Unfalls in den besten Händen!
Text und Bilder: Kreisanzeiger, Nidda