04.12.2008 - Fachleute der Projektgruppe Digitalfunk des HMdIS informierten Führungskräfte der Wetterauer Feuerwehren

Himbach (rwi) - Das Thema Digitalfunk wird seit Monaten nicht nur in den Reihen der Feuerwehr - teilweise sehr kontrovers – diskutiert. Immer wieder wurde der Beginn des digitalen Zeitalters für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) verschoben. Derzeit ist der Start des Probebetriebes im September 2009 vorgesehen. Die Kommunen müssen für die neue Funktechnik Mittel in ihren Haushalten einplanen. Viele Fragen sind offen. Um über den aktuellen Sachstand zu informieren luden der Kreisfeuerwehrverband Wetterau und der Wetteraukreis die Führungskräfte der Feuerwehren zu einem Fachsymposium nach Himbach ein. Als Fachreferenten standen der Leiter der Projektgruppe Digitalfunk im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, Polizeioberrat Joachim Wendt, und Diplom-Ingenieur Jens Christiansen, Leiter Teilprojekt Leitstellen, zur Verfügung.

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Viele Feuerwehrleute waren gekommen um sich über den aktuellen Stand informieren zu lassen.
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v.l. stellv. KBI Michael Kinnel, Jens Christiansen, KBI Otfried Hartmann, Projektleiter Joachim Wendt
Wendt erläuterte in seiner Präsentation die in mancher Hinsicht konträren Entscheidungen der politisch Verantwortlichen in Bund und Land. Auch die seit einem Jahr unübersichtliche politische Situation in Hessen beschleunigte notwendige Entscheidungen nicht gerade. Mehrfach musste der Start des Digitalfunks verschoben werden. Sollte nach ersten optimistischen Planungen der Funkbetrieb bereits zur Fußballweltmeisterschaft 2006 laufen, hat Innenminister Volker Bouffier den Beginn des Probebetriebs in den Bereichen Branddirektion Frankfurt und Polizeidirektion Wiesbaden im September 2009 angekündigt. Bis Ende 2010 soll der sogenannte Wirkbetrieb für ganz Hessen laufen.

Für den Endausbau legte Minister Bouffier nach Abstimmung mit den hessischen BOS folgende Funkversorgung fest:
  • Versorgung aller Siedlungsflächen nach Kategorie 2
  • Versorgung von 15 besonders ausgewiesenen Flächen nach Kategorie 4
  • Versorgung der Restflächen nach Kategorie 0
Mit den Kategorien wird die Versorgungsgüte im Funknetz spezifiziert.
Es bedeutet:
  • Kategorie 0: Fahrzeug mit Dachantenne
  • Kategorie 1: Trageweise Kopfhöhe im Freien
  • Kategorie 2: Gürteltrageweise im Freien
  • Kategorie 3: Trageweise Kopfhöhe in Gebäuden
  • Kategorie 4: Gürteltrageweise in Gebäuden
  • Kategorie 4+: Gürteltrageweise in Gebäuden mit Berücksichtigung erhöhter Gebäudedämpfung
Nach dem zurzeit gültigen Planungsstand wird die Einführung des Digitalfunks etwa 1,9 Milliarden Euro kosten. In Hessen werden für den Aufbau und den Betrieb 147 Millionen Euro veranschlagt. Gemäß der abgeschlossenen Bedarfsermittlung sind für die Endgeräte 129 Mio. Euro aufzuwenden. Dabei entfallen auf die Polizei 32 Mio. €, auf die nichtpolizeilichen BOS 97 Mio. €, davon auf die kommunalen Feuerwehren mit 85 Mio. € der größte Anteil. Die Endgeräte sollen im Rahmen einer Einkaufskooperation beschafft werden. Dazu werden mehrere EU-weite Vergabeverfahren ausgeschrieben. Das Land Hessen wird die Beschaffung der Endgeräte für die nichtpolizeilichen BOS der Kommunen im Schnitt mit 30 % bezuschussen.

Jens Christiansen, den Wetterauer Feuerwehrleuten auch als Ausbilder und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Bad Nauheim bekannt, ging in seiner Präsentation auf die technischen Grundlagen und Anwendungen des Digitalfunks ein. Als Vorteile gegenüber der analogen Funktechnik nannte er unter anderem neben der besseren Sprachqualität auch die Möglichkeit der Einzelverbindungen zwischen den Funkteilnehmern, die höhere Kapazität und die Abhörsicherheit. Ein weiterer Vorteil sei die Möglichkeit der Datenübertragung via SDS (Short Data Service), so Christiansen. Diese SDS sind näherungsweise mit den SMS-Nachrichten der Handy-Kommunikation vergleichbar.

Am Schluss dankte Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann den beiden Referenten für ihre offenen Vorträge und für die Beantwortung der teilweise sehr kritischen Fragen aus den Reihen der Wetterauer Feuerwehrleute. „Jetzt sind wir ein ganzes Stück weit besser informiert und durch die Aussagen der kompetenten Personen auf dem aktuellen Stand zur Einführung der digitalen Funktechnik“, so sein Fazit.

Weitere und ständig aktuelle Informationen zu diesem Thema „Digitalfunk in Hessen“ sind auf der Homepage des Kreisfeuerwehrbandes Wetterau www.kfv-wetterau.de  zu finden. So auch die Skripte der beiden Vorträge, Links zur Homepage und zum Newsletter des HMdIS und weitere interessante Informationsquellen.