06.05.2010 - Reichelsheim-Weckesheim - »Schnell, zuverlässig, schlagkräftig«, diesen Untertitel haben die Weckesheimer Feuerwehrsenioren für ihr Buch zur Geschichte ihrer Feuerwehr gewählt.

Dieser Slogan trifft auch auf die kleine Mannschaft zu, die sich seit Monaten jeden Freitag getroffen, Bilder sortiert, Namen zusammengetragen, Texte geschrieben und alles in ein ansprechendes Format gepackt hat. »Die Zeit drängte uns, denn der Entschluss, das Buch zu gestalten, fiel sehr spät«, sagt Dietrich Genz.

Strukturiert ging die Truppe ans Werk: »Jeder von uns hatte seine Aufgabe«, erzählt Heinz-Willi Lindt. Der Ehrenstadtbrandinspektor war mit seinem langjährigen Wehrführerkollegen Paul Törmer dafür zuständig, etwas über die Feuerwehrtechnik zu schreiben. Jürgen Killer saß tagelang vor Computer und Telefon, um Fakten und Daten über die Historie des Löschwesens zusammenzutragen. Informationen bekam der Weckesheimer aus dem Deutschen Museum. »Die möchten auch eines unserer Bücher haben«, sagt er. Dieter Mößer und Paul Törmer erstellten Statistiken, notierten, wer wann welches Amt inne hatte. Dietrich Genz und Helga Breuer digitalisierten all die Informationen und die mehr als 1600 Bilder, die zusammengetragen wurden. Nur ein Bruchteil davon hat es ins Buch geschafft, das 96 Seiten umfassen wird.

Von jedem Gründer ist ein Foto dabei

Vor einigen Tagen haben sie ihr Werk vollendet. Nun wird die Datei zu einer Druckerei gesandt, die Auflage bestimmt, und dann heißt es warten bis zum Erscheinungstag kurz vorm Festwochenende Mitte Juni. »Bis dahin gehen wir von Tür zu Tür, um für unser Buch zu werben und es zu verkaufen«, sagt Lindt. Wie viel es kosten wird, steht noch nicht fest, das hänge von der Auflage ab, ob 200 oder 400 Exemplare gedruckt werden.

Ein letztes Mal schauen die Feuerwehrleute auf den Bildschirm, Helga Breuer klickt die Seiten durch, druckt einzelne aus, bittet darum, noch mal Korrektur zu lesen - und findet noch einen Tippfehler, den sie sofort berichtigt. »Ohne sie hätten wir das alles nicht geschafft, sie bringt den Computer zum Zaubern«, lobt Genz seine ehemalige Arbeitskollegin, die er schon vor Jahren für die Weckesheimer Historie begeistern konnte, wohnt sie doch in Friedberg. »Sie half uns schon, als wir das Weggoheim-Buch zum historischen Fest herausgegeben haben.« An den Erfahrungen, die sie damals sammelten, knüpften die Feuerwehrmänner an. Umschlag und Format gleichen sich. »Es soll einen Wiedererkennungswert geben«, meint Genz. Auf eines verzichten die Feuerwehrleute auch diesmal: »Das Buch kommt ohne Werbung aus, das wollten wir nicht«, erklärt Törmer.

»Wenn wir jetzt nicht alles zusammengetragen hätten, dann hätte es nie mehr geklappt«, ist er sich sicher. Aus den Gründerjahren sind keine Schriftstücke mehr überliefert, etliche Weckesheimer erinnern sich aber noch, wer damals die Wehr gründete. »Das hätte irgendwann niemand mehr gewusst.« Auch das Engagement der Feuerwehrfrauen in den Kriegsjahren wäre in Vergessenheit geraten - all das wird nun zwischen zwei Buchdeckeln nachzulesen sein. »Wir haben von jedem Gründer ein Foto veröffentlicht, dafür haben wir von Schleswig-Holstein bis München bei den Angehörigen nach Bildern gefragt«, berichtet Törmer.

Mädchenbluse im Jungengepäck

Viel gelacht wurde, als sie das notierten, was nirgendwo steht - die Anekdoten. »Ohne die geht’s nicht«, sagt Breuer. Ins Buch hat es unter vielen anderen die Geschichte geschafft, als eine Mutter nach dem Jugendfeuerwehrzeltlager aus dem Gepäck ihres Sohnes die Bluse eines Mädchens zog. »Aus der Liebelei zwischen dem Junge und dem Mädel ist nichts geworden, irgendwann trennten sie sich«, erzählt Lindt. »Jeder findet sich in dem Buch wieder, es ist auch was zum Schmunzeln drin«, sagt Genz. »Es ist kein Fachbuch, bei uns ist ganz viel Lokales nachzulesen«, wirbt der 74-Jährige.

»Vielleicht wird der Nutzen dieses Buches erst viele Jahre später erkannt«, vermutet Törmer. »Wir haben versucht, alles abzubilden, was zur Wehr und zum Verein gehört. Kulturelles wie die Familienabende, die Feldküche, Einsätze, Ausrüstung«, zählt er auf. »Wir brauchen bei den Veranstaltungen zum Jubiläum keine Kisten mehr zu schleppen, da ist das Buch unser Beitrag«, sagt Lindt. »Und jetzt gehen wir Klinkenputzen, um es an den Mann oder die Frau zu bringen.«
Wer eines der Bücher haben möchte, kann es bei Dietrich Genz unter Telefon 06035/3324 bestellen.


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Die Weckesheimer Feuerwehrsenioren haben gemeinsam mit Helga Breuer ein Buch zu-
sammengestellt, in dem sie über die 75-jährige Geschichte ihrer Wehr berichten. Dieser
Tage geht das Werk in den Druck, noch werden die letzten Tippfehler im Büro von Dietrich
Genz berichtigt. Von links: Dietrich Genz, Heinz-Willi Lindt, Jürgen Killer, Helga Breuer und
Paul Törmer.

 

Text und Bild: Ines Dauernheim (freie Journalistin)