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13.11.2010 (Annegret Rach) – KARBEN: So klingt es selten in der Kirche: kräftige Männerstimmen singen „Lobe den Herren, nur hier und da hört man eine Frauenstimme heraus. Das Licht in der Klein-Karbener St. Bonifatiuskirche wird zurückgeworfen von den Reflektorstreifen auf den Uniformen: Feuerwehr Karben steht darauf, oder THW, Malteser, Gruppenführer, Gefahrenabwehr, Notfallseelsorge und viele mehr.
Es ist Blaulichtgottesdienst, der alljährliche Gottesdienst, den die Notfallseelsorger von evangelischer und katholischer Kirche gemeinsam mit allen feiern, die bereit stehen, wenn ein Mensch in Not die Zahlen 112 oder 110 ins Telefon tippt: Rettungskräfte, Feuerwehrleuten, Ärzte, Polizisten. Seit sechs Jahren gibt es diesen Gottesdienst, im Anschluss haben alle Besucher, die sich sonst nur zu Noteinsätzen begegnen, Gelegenheit zu einem gemütlichen Beisammensein. Gastgeber hierfür war die Freiwillige Feuerwehr Karben.

In diesem Jahr gab es noch einen zusätzlichen Anlass: Pfarrerin Carmen Berger-Zell, die neue hauptamtliche Koordinatorin der Notfallseelsorge, wurde vom evangelischen Dekan Jörg-Michael Schlösser offiziell in ihr Amt eingeführt. Zwar ist sie schon seit fast sechs Monaten in dieser Stelle tätig – doch hatte sie sich für diesen Anlass gerade diesen besonderen Gottesdienst gewünscht. Dass eine evangelische Pfarrerin in einer katholischen Kirche eingeführt wird, ist neu in der Wetterau: „Etwas Größeres an Ökumene ist kaum denkbar“, befand Gemeindereferent und Notfallseelsorger Gregor Rettinghaus, und dankte den beiden Kirchenleitungen, die dies möglich gemacht hatten.
Schlösser verwies auf die umfassende Qualifikation von Berger-Zell, die sie durch ihre Ausbildung als Krankenschwester, Pfarrerin, Trauerbegleiterin und langjährige Notfallseelsorgerin für ihre neue Aufgabe mitbringe.

Berger-Zell selbst predigte über den 23. Psalm: „und ob ich schon wanderte im finstern Tal fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“. Solche „finsteren Täler“ erlebten fast alle Menschen irgendwann. Wohl mit Blick auf die überwiegend männlichen Besucher wählte Berger-Zell ein Beispiel aus dem Fußball: Im Jahr 2001 glaubten die Schalke-Fans für genau 4 Minuten und 38 Sekunden, ihr Verein sei deutscher Meister geworden … bis in Hamburg in buchstäblich letzter Sekunde ein Tor fiel, das Bayern München auf den ersten Platz brachte. Ein tiefes Tal für die Fans… doch nach den ersten Tränen begannen sie zu singen „you'll never walk alone“ – du gehst niemals allein.
Allen Helfern in der Not und allen Menschen, die von kleinen oder großen Katastrophen betroffen sind wünschte die Pfarrerin genau dies: die Gewissheit, dass sie jemand begleitet. Familie, Freunde, Verwandte – und auch das Vertrauen, dass Gott mit ihnen geht. „Manchmal handelt Gott auch durch uns Menschen.“

Im Anschluss stimmt die kleine Josefina Wedekind, begleitet von der Mutter Christina, das Lied „Sei behütet auf deinen Wegen“ an und in der Kirche wird es ganz still. Vorsichtig singen die Besucher den Refrain mit, und bei jeder Wiederholung wird der Chor lauter und stärker. „Sei behütet auf deinen Wegen, sei behütet auch mitten in der Nacht. Durch Sonnentage, Stürme und durch Regen hält der Schöpfer über dir die Wacht.“

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Pfarrerin Carmen Berger-Zell eingerahmt von den weiteren Mitglieder der Sprechergruppe Gemeindereferent Gregor Rettinghaus (li) und Pfarrer Wilfrid Höll (re) sowie außen Dekan Wahl (li) und Dekan Jörg-Michael Schlösser (re).

Bilder: Robert Winkler, KFV Wetterau

Bilder des Blaulichtgottesdienstes.

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