01.04.2021 - Neue Wege mit Homeoffice und Schlauchpatenschaften

Wetterau - Die seit über einem Jahr andauernde Corona-Lage hat auch in vielen Bereichen des Feuerwehrwesens neue Arbeitsweisen hervorgebracht.

Zwar lassen sich Einsätze nicht vom Homeoffice aus bewältigen, aber bei vielen anderen Tätigkeiten hat sich wieder einmal erwiesen, dass die Feuerwehr in ungewöhnlichen Situationen sehr gut improvisieren kann. Unterrichte und Besprechungen finden online per Videokonferenz statt und bei Verwaltungsarbeiten spielt es keine Rolle, ob Florix im Feuerwehrhaus oder am heimischen Computer aufgerufen wird. Jahreshauptversammlungen lassen sich online abhalten, auch wenn das Überreichen einer Ehrung oder Beförderung zunächst symbolisch erfolgt und die Urkunde ein paar Tage später per Post zugestellt wird.

Selbst bei der Gerätewartung und –pflege haben kreative Köpfe neue Wege gefunden, um den Vorgaben nach Kontaktbeschränkung und Verlagerung aller machbaren Tätigkeiten ins Homeoffice, nachzukommen. Ein gelungenes Beispiel ist die Schlauchpflege; diese Arbeiten können – abgesehen von Druckprüfung auf Dichtigkeit – in jedem Haushalt ausgeführt werden. Die heimische Badewanne ersetzt den Schlauchwaschtrog und statt dem Trockenschrank leistet der normale Backofen gute Dienste. Hierbei darf der Ofen allerdings nur mit mäßiger Temperatur (ca. 50° C) betrieben werden, damit das Material nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

20210401 Schlauchpflege
Von der Reinigung im Badezimmer über die Trocknung im Ofen bis hin zum ordentlichen Aufrollen (was durch Bügelfalten
wesentlich einfacher ist), lässt sich die Schlauchpflege problemlos zu Hause erledigen.

Gerade der erwähnte Materialverschleiß – u.a. bei Schläuchen – sorgt bei den Kommunen für stetig steigende Ausgaben. Im Zuge der Corona-Pandemie und deren Nachwirkungen ist zu erwarten, dass die Haushaltslage in den kommenden Jahren alles andere als rosig sein wird. Doch auch hier haben findige Feuerwehrangehörige eine Lösung gefunden: Den Bürgern werden „Patenschaften“ für Schläuche angeboten. Analog zu den Schlauchlängen kostet die Patenschaft für einen B-Schlauch 20 Euro im Jahr, bei einem C-Schlauch sind es 15 Euro. Diese Einnahmen fließen in eine nachhaltige Materialpflege, damit die Schläuche möglichst viele Jahre einsatzfähig bleiben und damit Kosten und Ressourcen einsparen. Momentan steht dieses Vorhaben aber noch ganz am Anfang, da zunächst weitere teilnehmende Feuerwehren für das Pilotprojekt gefunden werden müssen.

Ein Wermutstropfen bei der häuslichen Gerätepflege bleibt allerdings: Der erhöhte Wasser- und Stromverbrauch und die damit verbundenen Kosten. Der Deutsche Feuerwehrverband ist im Dialog mit dem Finanzministerium, um hier eine unkomplizierte Möglichkeit zur steuerlichen Absetzbarkeit zu schaffen (vergleichbar mit der bereits beschlossenen Homeoffice-Pauschale von bis zu 600 Euro pro Jahr).

Die Rückmeldungen einiger Gerätewarte aus verschiedenen Feuerwehren machen allerdings auch deutlich, dass die vorübergehende „Zweckentfremdung“ der Haushaltsausstattung wie Badewanne, Backofen usw. zur Schlauchpflege unbedingt zuvor mit der Familie abgestimmt werden sollte. In mehreren Fällen kam es zu Streitigkeiten; in einem Fall wurde sogar die Scheidung angedroht. „Die Feuerwehr ist mal wieder wichtiger als die Familie!“ und „Den Dreck von den verbrannten Reifen kriegen wir doch niemals aus der Wanne raus!“ musste sich ein engagierter Gerätewart – der namentlich nicht genannt werden möchte – von seiner Frau anhören.