11.07.2014 – Unwetterzelle entleerte sich großflächig – 22 von 25 Wetterauer Kommunen betroffen

  20140711 Unwetter Front
Die Gewitterfront zieht aus der östlichen Wetterau nach Westen. Die Aufnahme entstand bei Steinfurth.

Wetteraukreis (bk/jw). Nur etwa 90 Minuten benötigte die Gewitterfront am Donnerstagabend, um über die Wetterau zu ziehen. Das reichte, um etliche Keller unter Wasser zu setzen, Fußböden mit Schlammschichten zu überziehen, für Stromausfälle zu sorgen und Straßen zu blockieren.

»Das Unwetter bewegte sich von Osten her übers Kreisgebiet. Für die Feuerwehren in 22 der 25 Kommunen wurde Vollalarm ausgelöst, die meisten Einsätze waren gegen 21 Uhr beendet«, berichtete Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann. Bei zwei Unfällen auf überfluteten Straßen hat es höheren Sachschaden, aber keine Verletzten gegeben.

Besonders stark betroffen waren nach Angaben von Hartmann der Ostkreis – unter anderem fiel in Gedern für längere Zeit der Strom aus – und die Kommunen am Taunusrand, wo sich die dunklen Wolken stauten und abregneten. »In Rosbach standen etwa 50 Keller unter Wasser, außerdem stürzten Bäume um«, sagte Hartmann. »Land unter« hieß es beispielsweise in der Brunnenstraße.

Kampf gegen Schlamm

20140711 Unwetter BN
An der Ecke Homburger Straße/Hochwaldstraße in Bad Nauheim sprudelt das Wasser aus dem Kanal.


In Friedberg und Bad Nauheim liefen die Wassermassen nicht nur in etliche Privathäuser, sondern auch in einige öffentliche Gebäude. Im Bürgerhospital der Kreisstadt fielen aufgrund von eingedrungener Feuchtigkeit in der Notaufnahme zwei Deckenplatten herunter. Die Leitstelle wurde gebeten, der Klinik für etwa eine Stunde keine Notfallpatienten zuzuweisen. »Es war aber halb so schlimm, der Betrieb wurde nicht beeinträchtigt«, berichtete eine Sprecherin des Gesundheitszentrums Wetterau. In der Stadthalle stand das Wasser in der Damentoilette, was ebenfalls einen Feuerwehreinsatz zur Folge hatte. »Wir haben davon kaum etwas mitbekommen. Unsere Abschlussfeier konnte ohne Beeinträchtigungen weitergehen«, sagte Peter Schäfer, stellvertretender Leiter der Henry-Benrath-Schule.

Mit Schlammlawinen aus dem Hochwald zu kämpfen hatte die Bad Nauheimer Feuerwehr am Parkstift Aeskulap. Durch Lichtschächte drang der Dreck in eines der Gebäude ein. Stadtbrandinspektor Ronald Neumann: »Bis 2.30 Uhr musste die Feuerwehr Sandsäcke aufschichten und reinigen.« Auch in der Kurpark-Klinik sei ein längerer Einsatz erforderlich gewesen, dort habe der Keller unter Wasser gestanden.

  20140711 Unwetter Bu
Nicht nur Feuerwehren, auch Hausbesitzer sind stundenlang im Einsatz.

Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen war das Rewe-Center in Bad Nauheim betroffen. Das gewölbte Dach konnte die Wassermassen an zwei Streben nicht schnell genug abführen, das Wasser drang unter die Verkleidung, ergoss sich vor der Fleischtheke und lief von dort unter die Regale. Die Gänge des Marktes wurden überflutet. Mitarbeiter entsorgten umgehend Baby- und Tiernahrung sowie alle verderblichen Lebensmittel, neue Waren wurden geordert. Ein Sprecher schätzte den Schaden auf rund 20.000 Euro, den die Versicherung tragen werde. In einer überfluteten Tiefgarage in der Terrassenstraße harrten zwei junge Männer 40 Minuten lang aus, um keine nassen Füße zu bekommen. In der Parkstraße kauerten Passanten in Haus- und Laden-Eingängen, suchten Schutz vor dem Unwetter, das viele Straßen in kleine Sturzbäche verwandelte.

Allein die Kurstadt-Feuerwehr verzeichnete etwa 35 Einsätze, vor allem Privathaushalte im südwestlichen Teil der Kernstadt baten laut Neumann um Hilfe. In der Hochwaldstraße mussten auch Kanaldeckel, die nach oben gedrückt worden waren, wieder in die richtige Position gebracht werden.

20140711 Unwetter Ros
»Land unter« in der Nieder-Rosbacher Brunnenstraße.
 

Zu den Leidtragenden des Unwetters zählten nach Angaben des Stadtbrandinspektors einmal mehr Bewohner der Bad Nauheimer Gartenfeldstraße. Bereits am letzten Osterferienwochenende und beim Unwetter am 11. Juni war dort Wasser aus dem Kanal in die Keller gelaufen. Wie Anlieger der WZ berichtet hatten, war es dort in den letzten Jahrzehnten nie zu solchen Zwischenfällen gekommen. Sie vermuten Fehler im Kanalsystem oder bei der Wartung der Rohre als Ursache für das ständige »Hochwasser« in dieser Straße. Die Stadt verweist dagegen auf die Entwässerungssatzung, wonach sich Hauseigentümer per Rückstausicherung selbst schützen müssen.

Unfälle, blockierte Straßen

Zu Verkehrsbehinderungen kam es in erster Linie im Ostkreis. Nach Angaben von Polizeisprecher Jörg Reinemer waren im Raum Nidda die Straßen zwischen Ulfa und Stornfels sowie Ober- und Unter-Schmitten blockiert. Als Ursache gab Reinemer abgerutschte Erde und umgestürzte Bäume an. Unfälle ereigneten sich auf der A 45 bei Münzenberg und in Bad Vilbel, wobei Blechschaden von 57.000 Euro entstand.

Quelle: Wetterauer Zeitung online vom 11.07.2014