28.07.2019 - Reichelsheim/Weckesheim - Die Reichelsheimer Feuerwehren haben vermutlich hunderten Fischen in einem Zuchtteich im Reichelsheimer Stadtteil Weckesheim das Leben gerettet. Durch die andauernde Hitze waren der Wasserpegel und die Wasserqualität des nur rund 1200 Quadratmeter großen 'Everett-Teiches' stark abgesunken. Mehrere hundert Fische, wie beispielsweise Schleien, Karpfen, Rotaugen oder Moderlieschen drohten zu verenden.

In seiner Not wandte sich der Angelsportverein Weckesheim an den Wetteraukreis. Die Untere Wasser- und Bodenschutzbehörde genehmigte daraufhin den Transfer von 1000 Kubikmetern Wasser aus dem 24 Hektar großen Bergwerksee zwischen Weckesheim und Reichelsheim. Doch wie bekommt man eine Million Liter Wasser von einem rund 600 Meter Luftlinie entfernten See in einen Teich? Die Lösung war ein 14-stündiger Einsatz der Reichelsheimer Feuerwehren und des Deutschen Roten Kreuzes.

Gegen 19:40 Uhr ließ die Feuerwehrführung, bestehend aus Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek und seinem Stellvertreter Markus Ritter, am Freitagabend alle sechs Reichelsheimer Stadtteilfeuerwehren alarmieren. Nach Eintreffen der Wehren in der Dorn-Assenheimer Straße wurden die Führungskräfte mit dem Einsatzplan vertraut gemacht. Bereits im Vorfeld hatten Pipperek und Ritter die aufzubauende Schlauchleitung berechnet und Standorte von Pumpen und Fahrzeugen festgelegt.

So wurden die zwei größten Löschfahrzeuge aus Reichelsheim und Weckesheim direkt am Bergwerksee stationiert. Beide Fahrzeuge verfügen über leistungsstarke Pumpen, die jeweils bis zu 1600 Liter Wasser pro Minute fördern können. Damit wurde das Wasser aus dem See gesaugt und über zwei 400 Meter lange Schlauchleitungen auf die rund zehn Meter höher gelegene Dorn-Assenheimer Straße gepumpt. Dort wurden die Wassermengen in zwei Faltbehältern aufgefangen und mit zwei weiteren Pumpen - sogenannten Tragkraftspritzen - über eine Strecke von weiteren rund 700 Metern zum Everett-Teich gepumpt. Während über eine Schlauchleitung der Teich direkt befüllt wurde, wurde mit der zweiten Leitung das Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr Heuchelheim versorgt. Über mehrere Strahlrohre wurde der Teich belebt bzw. mit Sauerstoff angereichert.

Für die Feuerwehren bedeutete dieser Einsatz bei Temperaturen weit über 30 Grad Schweißarbeit. Über 100 je 20 Meter lange B-Schläuche, von denen jeder rund 11 Kilo wiegt, wurden verlegt. Nach Aufbau dieser Wasserleitung wurde über einen Zeitraum von fast 10 Stunden im Schichtbetrieb Wasser aus dem Bergwerksee in den Zuchtteich gepumpt. Je zwei Maschinisten pro Pumpe überwachten dabei den reibungslosen Betrieb. Dafür hatten die Feuerwehren zunächst entsprechende Mengen Kraftstoff bereitgestellt, um Fahrzeuge und Pumpen jederzeit betanken zu können.

Im Einsatzleitwagen überwachte die Einsatzleitung die in den Teich geförderte Wassermenge. Gegen 5:30 Uhr war der Zuchtteich soweit wieder mit Wasser gefüllt, dass die Pumpen abgestellt werden konnten. Nach zwei weiteren Stunden waren alle Schläuche und Geräte wieder auf den Fahrzeugen und Anhängern verlastet. Rund 75 Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK waren bei diesem Einsatz tätig. Den Betrieb der Wasserförderung teilten sich rund 30 Einsatzkräfte in zwei Schichten. Während des Einsatzes stellten die Feuerwehren aus Beienheim und Blofeld wechselweise mit je einer Gruppe und einem Löschfahrzeug den Brandschutz sicher.

Während des Einsatzes wurden die Feuerwehren von der Schnelleinsatzgruppe (SEG) Betreuung des DRK Ortsverbandes Reichelsheim versorgt. In einer Hofeinfahrt in der Dorn-Assenheimer Straße servierten die DRK-Helfer Kaffee, Tee und Wasser, sowie Abendverpflegung und ein Frühstück.

Nach dem Einsatz bedankte sich Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek und auch der Vorsitzende des Angelsportvereins Weckesheim, Kai-Uwe Repp, bei den Einsatzkräften von Feuerwehr und DRK für den nächtlichen Einsatz bei schweißtreibenden Temperaturen.


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Die beiden Löschfahrzeuge 'LF16/12' (Reichelsheim) und 'LF10' (Weckesheim) saugen Wasser auf dem Bergwerksee und pumpen es rund 400 Meter weiter zu den Zwischenpumpen oberhalb des Seegeländes.


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Am Rand des Bergwerksees wird das Wasser in zwei Faltbehältern aufgefangen und mit Tragkraftspritzen weitergepumpt.


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Zwei 700 Meter lange Schlauchleitungen transportieren das Wasser nach Weckesheim zum Everett-Teich.


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Mit dem Wasser aus dem Bergwerksee wurde der Zuchtteich gefüllt und durch den Wasserstrahl der Strahlrohre belebt.


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Nachtschicht: Die ganze Nacht hindurch betreiben die Maschinisten Fahrzeuge und Tragkraftspritzen.


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Langsam dämmert es in den frühen Morgenstunden. Noch immer saugen die beiden Löschfahrzeuge Wasser aus dem Bergwerksee.


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Christina Paulencu und Sina Dietz (rechts) vom DRK Reichelsheim bereiten Frühstück für rund 50 Einsatzkräfte vor.


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Einsatzende: Der DRK Ortsverband Reichelsheim serviert ein leckeres Frühstück für die Einsatzkräfte während der Abschlussbesprechung.

 

Text und Bilder: Alexander Hitz, Feuerwehr Reichelsheim