13.06.2010 - Reichelsheim - Als Besuchermagnet entpuppte sich der 1. Christoph-Hessen-Tag am Reichelsheimer Verkehrslandeplatz. Hunderte Gäste strömten am vergangenen Sonntag zu den Johannitern, die zum Aktionstag rund um die Luftrettung sowie einem Familien-Spielfest eingeladen hatten.  "Wir möchten demonstrieren, wie Bodenrettung und Luftrettung zusammen arbeiten", erklärte Katharina Gutsch, die Pressereferentin des Johanniter Landesverbandes Hessen-Rheinland-Pfalz-Saarland. "Wir zeigen, was Luftrettung ist." 

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Star des Tages: Rettungshubschrauber Christoph Hessen
Dies geschah realitätsnah in Übungen: Auf dem Flugplatz-Areal wurden Unfälle mit Verletzten und Schwerverletzten nachgestellt. Gegen 13 Uhr ging's los. Orientierungslos läuft ein Verletzter um die beiden zertrümmerten Autos. Verwirrt setzt er einen Notruf ab. Immer mit dem Mikrofon dabei: Dr. Mumi Taleb. Er erklärte den Gästen das Szenario und gab Tipps: "Wenn sie einen Rettungswagen im Einsatz sehen, nehmen sie Rücksicht, machen sie nie eine Vollbremsung." Kurz nach der Alarmierung waren Notarzt und Rettungsteam vor Ort. "Der Notarzt schaut, macht sich ein Bild von der Lage und entscheidet, was getan wird." Wenig später rückte die Feuerwehren aus Reichelsheim, Blofeld und Beienheim an. "Dauert das in Wirklichkeit auch so lange", raunten sich die Gäste zu. "Wir nehmen uns Zeit, um den Patienten schonend zu behandeln", beruhigt Taleb. In der Tat vergehen fast 30 Minuten bis der Rettungshubschrauber Christoph Hessen angeflogen kommt. "Heute ist er von Gießen aus gestartet, ansonsten hat er seinen Standort hier", erklärt der Arzt. Nur wenige Minuten benötigt der 630-PS-Eurocopter um von seinem Standort in Reichelsheim an Unfallstellen in ganz Mittelhessen zu sein. Als das Team der Luftrettung eintrifft, bekommen die "Schwerstverletzten" bereits Infusionen, Verbände sind angelegt. Helfer der Feuerwehr arbeiten daran den Rettern den Weg zum Patienten zu bahnen: Sie entfernen Fenster, Türen und das Dach des Autos. "Die Feuerwehrleute machen das alles Ehrenamtlich, beobachten sie selbst, wie routiniert und ruhig sie ihre Aufgabe erledigen", lobt Taleb.

Zeit für den Reichelsheimer Wehrführer, Alexander Hitz, zu erklären, welche Schritte seine Truppe wann und warum erledigt: Auf einer großen gelben Decke sind alle Gerätschaften abgelegt, die die Feuerwehr zur Rettung benötigt, mit dabei Rettungsschere und Spreizer, spezielle Glasmesser, Klebeband und vieles Mehr, zwei Feuerwehrmänner stehen zum Schutz der Retter bereit, sie haben Feuerlöscher, Wasser und auch Schaum griffbereit. "Die Autos werden immer sicherer, da wird es für uns schwerer an die eingeklemmten Personen heranzukommen", sagt Hitz und stellt ein Glasmesser vor, das erst seit einigen Jahren zur Ausrüstung gehört. Abseits hat seine Truppe einen Schrottplatz eingerichtet: Abgeschnittene Türen, die heraus getrennte Frontscheibe, Reifen alles liegt dort. "An der Einsatzstelle muss es ordentlich sein", sagt Hitz. Derweil klettern die Helfer im Auto ohne Dach herum, um an die Patientin zu kommen. Die trägt einen Kopfverband, wurde zwischenzeitlich mit einer Decke geschützt. Hunderte kleine Handgriffe sind in der Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst nötig. Mehr als eine Stunde nach dem Übungsbeginn liegt die Statistin, die die Schwerstverletzte mimte, auf der Trage und wird im Laufschritt zum Christoph Hessen gebracht.

Gechartert wird der Hubschrauber von der Firma Heli-Flight, deren Geschäftsführer Klaus Gehrmann, erklärt worauf es bei der Ambulanzfliegerei ankommt. "Bei uns muss alles schnell gehen, wir transportieren auch Organe, die zur Transplantation vorgesehen sind, da sind die Zeitfenster sehr eng." Die Demonstration habe super geklappt, lobt Taleb. Auf dem weitläufigen Gelände verteilen sich die Gäste, schauen bei den verschiedenen Spielstationen vorbei, informieren sich und pilgern zum Hubschrauber, in dem Rundflüge über Reichelsheim angeboten wurden. Das Fazit der Johanniter zu ihrem 1. Christoph-Hessen-Tag fällt positiv aus. "Es war gut den Aktionstag mit einer Fortbildung zu koppeln", bilanziert Gutsch. Denn bereits am vergangenen Samstag trafen sich in Nieder-Weisel die ärztlichen Leiter der Luftrettungszentren zum Bundeskongress "Pädiatrie", in dem es speziell um den Umgang mit verletzten Kindern ging.

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Hand in Hand arbeiten Helfer an der "Unfallstelle", die zum 1. Christoph-Hessen-Tag am
Reichelsheimer Flugplatz aufgebaut wurde.

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Vorn tummeln sich Helfer, kümmern sich um Verletzte, hinten amüsieren sich Gäste beim
Kinder- und Familienfest der Johanniter am Reichelsheimer Flugplatz.

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Beim 1. Christoph-Hessen-Tag wurde das Zusammenspiel zwischen Bodenrettung und
Luftrettung gezeigt, während der Übung flog Christoph Hessen, dem dieser Aktionstag galt, ein.

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Malen, hüpfen, toben all das boten die Stände, die am Reichelsheimer Flugplatz zum Kinder-
und Familienfest aufgebaut waren.

Text und Bilder: Ines Dauernheim (freie Journalistin), Alexander Hitz (Wf FF Reichelsheim)