08.11.2014 - Reichelsheim - Justin ist begeistert. Zusammen mit dem Reichelsheimer Feuerwehrmann Jakob Hennigs durfte der Jugendfeuerwehrmann als einer der ersten mit in das verqualmte Schulgebäude.

Vor dem Eingang haben sich die beiden abgesprochen, was sie nun machen werden. Jakob hat Justin die richtige Körperhaltung beim Vorgehen mit dem Hohlstrahlrohr gezeigt. Dann geht es in die Schule, die beiden verschwinden in Nebelschwaden. Nur der Feuerwehrschlauch, den sie hinter sich herziehen ist noch zu sehen.

Gegen 17 Uhr heulten am vergangenen Samstag in Reichelsheim die beiden Sirenen. Kurz darauf rückte die Reichelsheimer Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen zur Jahresabschlussübung an die Grundschule im Ried aus. Die Übung hatte einen ganz besonderen Charakter, denn es war das erste Mal, dass die Reichelsheimer Wehr gemeinsam mit der Jugendfeuerwehr übte. Gegenseitiges Kennenlernen und mal "in der anderen Abteilung schnuppern" waren das Ziel dieses Experimentes. Nach der Jugendfeuerwehr ist der Wechsel in die Einsatzabteilung für junge Feuerwehrleute oft eine Hürde. Dem will man in Reichelsheim vorbeugen. Wehrführer Benjamin Freiter und Jugendfeuerwehrwartin Viviane Rodriguez-Lopez hatten die Übung zusammen mit dem Wehrausschuss vorbereitet.

Freiter, der bei der Übung als Zugführer fungierte, setzte seine beiden neuen Führungskräfte Ingo Fechtner und Dominik Rodriguez-Lopez als Gruppenführer ein. Beide haben vor kurzem den Gruppenführer-Lehrgang auf der Landesfeuerwehrschule in Kassel erfolgreich absolviert und dürfen nun eine Gruppe - sie besteht aus neun Personen - im Einsatz führen.
Während das Führungs-Trio den fiktiven Brand mit vermissten Personen in der Grundschule erkundete und das weitere Vorgehen absprach, bereiteten sich die Atemschutzgeräteträger auf ihren Einsatz vor. Dabei wurden gemischte Trupps aus je einem Jugendfeuerwehrmitglied und einer Einsatzkraft der Einsatzabteilung gebildet. Die Atemschutzgeräteträger rüsteten sich mit Atemschutzgeräten aus, die Jugendfeuerwehrmitglieder benutzen selbstgebaute Attrappen - sie dürfen noch nicht mit echten Atemschutzgeräten arbeiten. Die Atemschutzgeräteträger nahmen sich viel Zeit für den gemeinsamen Einsatz mit der Jugendfeuerwehr. Jeder Handgriff wurde erklärt, erst dann wurde er ausgeführt. Drei Trupps gingen in das mit Disco-Nebel verqualmte Schulgebäude und durchsuchten Stück für Stück die Klassenräume. Fünf verletzte Personen wurden gefunden und an die bereitstehenden Einsatzkräfte vor dem Eingang zur Erstversorgung übergeben. Vor der Eingangstür wurde ein wasserbetriebener Hochleistungslüfter in Betrieb genommen, der mit Frischluft den Rauch aus dem Gebäude blies und den Atemschutztrupps so die Sicht im Gebäude vereinfachte.

Rund ein Dutzend Zuschauer, darunter Bürgermeister Bertin Bischofsberger, Stadtverordnetenvorsteher Holger Strebert und Stadtjugendfeuerwehrwartin Silke Marloff, hatten sich auf dem Schulgelände eingefunden und verfolgten die Übung. Im Anschluss an die Übung hatte der Vorstand zu Hamburgern ins Feuerwehrhaus eingeladen. Das Resümee der Übung fiel bei den rund 25 Teilnehmern durchweg positiv aus. "Das war besser als bei der letzten Übung, endlich durfte ich mal mit rein!" schwärmt Justin, als er sich den zweiten Hamburger holt. Er hat ihn sich verdient.

 

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Während die Gruppenführer das weitere Vorgehen besprechen, bereiten sich die Angriffstrupps
auf ihren Einsatz vor und legen Schlauchleitungen für den Innenangriff bereit.


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Feuerwehrmann Jakob Hennigs zeigt Justin und Melinda wie sie nun gleich in das vernebelte
Schulgebäude vorgehen werden und gibt Tipps für die richtige Köperhaltung.


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Atemschutzgeräteträger Carsten Eckhold erklärt Jugendfeuerwehrmann Clemens, wie eine Tür,
die in einen vermeintlichen Brandraum führt, richtig geöffnet wird und welche wichtige Aufgabe
er dabei mit dem Hohlstrahlrohr haben wird.


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Carsten Eckhold und Clemens haben eine der vermissten Personen gefunden. Sofort wird
eine Lagemeldung über Funk abgesetzt, dann werden die beiden sich um den Verletzten
kümmern und ihn ins Freie bringen.


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Vor der Eingangstür leistet ein wasserbetriebener Hochleistungslüfter ganze Arbeit. Er drückt
Frischluft über den Eingang in das Gebäude und lässt den Rauch durch geöffnete Fenster
entweichen.


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Blick aus dem oberen Stockwerk der Grundschule: Während der rund neunzigminütigen Übung
ist es dunkel geworden. Mit Scheinwerfern leuchtet die Feuerwehr den Schulhof aus.

 

Text und Bilder: Alexander Hitz, Vorsitzender FF Reichelsheim