29.11.2014 – Feuerwehren in Karben übten bei Clim Air den Ernstfall

Karben (von Peter Hauff). Am Mittwochabend heulten im Industriegebiet Am Spitzacker laut die Sirenen. Aus allen Richtungen raste die Feuerwehr herbei – dort hatten Einsatzleiter um 19 Uhr einen Großbrand bei Clim Air simuliert. Auf den Beinen waren rund 90 Kräfte aus allen fünf Stadtteilen, sowie 20 angeblich Verletzte.

Armin Mungel bringt soeben die Mülltonne auf die Straße, damit sie anderntags geleert werde. Der Piepser, den jeder freiwillige Feuerwehrmann stets bei sich führt, macht ihm dann aber einen dicken Strich durch die Rechnung mit einen friedlichen Abend zu Hause, mit Frau und Sohn. Den ereilte das gleiche Schicksal: „Ich kam gerade aus der Dusche“, berichtet Florian Mungel. Der Angestellte bei einem Elektroinstallateur ließ wie sein Vater alles stehen und liegen – und eilte zur Feuerwehr-Zentrale in Rendel.

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Florian und Armin Mungel unter PA

Genau wie Armin und Florian Mungel wusste kaum jemand der rund 90 Einsatzkräfte am Mittwoch, dass der Einsatz der Feuerwehr nur eine Übung ist. Darüber klärte der stellvertretende Stadtbrandinspektor Christian Becker die Kameraden erst vor Ort auf. Kaum zwei Minuten dauerte es, bis nach dem Alarm das erste Martinshorn ertönte. Und zehn Minuten später waren die ersten Wasserschläuche gelegt.

In Windeseile zwängten sich die Männer und einige Frauen der fünf Stadtteil-Feuerwehren kurz nach 19 Uhr auch in Gasmasken und Schutzanzüge. Laut Einsatzleitung war in den Produktionshallen der Firma Clim Air mit giftigen Gasen zu rechnen. Eine Rauchmaschine vernebelte an einem Nebeneingang die Sicht auf mehrere Verletzte.

Rund 20 Mitglieder der Jugend-Feuerwehren hatten sich unter strenger Geheimhaltung auf die Betriebsstätte verteilt, um Verletzte zu spielen. Der Ortsverband des Roten Kreuzes (DRK) versorgte alle Jugendlichen nach der Bergung mit einem im Hinterhof aufgestellten Lazarett. „Es geht darum, dass wir im Ernstfall auch wirklich Menschenleben retten“, erläutert Vize-Stadtbrandinspektor Becker.

Regelmäßige Anstände oder gar einen Terminkalender für ähnliche Großübungen gibt es nicht –- der Einsatz solle schließlich in Echtzeit und unter realen Bedingungen ablaufen, erklärt Becker: „Nur die jeweiligen Wehrführer aus Okarben und Burg-Gräfenrode wussten im Vorfeld ebenfalls Bescheid.“ Die Übung sei übrigens der erste Großeinsatz seit der Fusion, hieß es auch. Die beiden Stadtteilfeuerwehren von Groß- und Klein-Karben wurden vor einem guten Jahr zur Stadtteilfeuerwehr Karben Mitte zusammengelegt. Ein halbes Jahr lang war von einer Arbeitsgruppe die Fusion vorbereitet worden.

Blinder und falscher Alarm
Zwei Mitarbeiter der Firma Clim Air, die natürlich selbst eingeweiht waren, beobachteten den Auflauf von fast 100 Nothelfern ebenfalls, und waren relativ amüsiert: Dass fünf Feuerwehrwagen auf einmal im Werk auftauchen, sieht man ja selten. „Vor einem Jahr hatten wir allerdings schon einmal die Feuerwehr hier“, erzählt Sonja Wagner. Damals sei der Alarm zum Glück jedoch technisch ausgelöst worden – ein falscher Alarm. Durch einen Mitarbeiter, der mit seinem Besen eine große Staubwolke aufwirbelte, waren damals die Rauchmelder angesprungen.

Moderne Technik ist heute bei allen Einsätzen der Feuerwehr im Spiel, betont Becker. Am Mittwoch verständigten sich die Feuerwehr-Leute in Karben zum ersten Mal in großem Stil mit neuen, digitalen Funkgeräten. Auch sie haben ihre „Feuerprobe“ an diesem Abend bestanden. „Hat alles gut geklappt“, bestätigt Feuerwehrmann Christian Schild aus Karben. Der gelernte Gebäudereiniger wollte eigentlich gerade Zigaretten holen, als ihn der Alarm seiner Kameraden auf den Plan rief. Freiwillige Helfer wie er opfern extrem viele Stunden ihrer Freizeit für den Gemeinschaftsdienst. Das sei ihm die Sache aber wert, meint auch Armin Mungel aus Rendel. Alle vierzehn Tage, für ihn jeden Freitag, werde geübt. Von den neuen Digitalgeräten sei er im übrigen begeistert, sagt der Angestellte der Stadtverwaltung: „Die sind hundertmal besser.“

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Steffen Hahn beim Abbau der Schlauchleitung

Erfreulich ist der Umstand, dass die Brandschützer beim Nachwuchs in letzter Zeit sogar Zuwächse verbuchen. Die Anzahl der Kinder- und Jungfeuerwehrleute sei von 69 im Jahr 2003 auf 88 im Jahr 2013 gestiegen, hieß es während der letzten Jahreshauptversammlung.

Seit 1. Januar diesen Jahres sind zwei Feuerwehren eins – die Brandschützer aus Klein- und Groß-Karben. Bisher waren ihre Einheiten unterschiedlich. Einen klassischen Löschzug samt Drehleiter gab es in Klein-Karben. Die Groß-Karbener waren dagegen auf technische Hilfe trainiert, samt Gerätewagen mit Spezialgerät für Gefahrgut-Unfälle.

Technik macht Spaß
Mittlerweile haben sich alle mit den Abläufen der bisher anderen Kameraden aber vertraut gemacht. Die Ausbildung bedeutete auch mehr Aufwand, aber einige sind jetzt sogar stärker dabei als vorher, sagen die Wehrführer. Viele, die bei der Feuerwehr mitmachen, haben neben Gemeinschaftsgeist nämlich auch Spaß an Technik.

Es ist kurz nach 20 Uhr, langsam rollen die ersten Einsatzkräfte die Schläuche wieder ein. Offiziell sind alle 20 Verletzte gerettet – Auftrag erledigt. „Ja, es hat tatsächlich alles reibungslos funktioniert“, freut sich jetzt, eine knappe Stunde nach der allgemeinen Alarmierung, der stellvertretende Stadtbrandinspektor Christian Becker. Alle Handgriffe saßen, der Einsatz habe wie am Schnürchen geklappt, meint er. Mit der wichtigsten Botschaft dieses Abends hält Becker nicht lange hinter dem Berg: „Ich bin stolz auf meine Leute“.

Quelle: Frankfurter Neue Presse online vom 28.11.2014