01.05.2011 - Glauburg setzt auf Jugendarbeit, um die Zukunft seiner Wehren zu sichern - Hohe Auszeichnung für Eberhard Kunzendorf

 

Glauburg - (ten). Eine erfolgreiche Jugendarbeit entscheidet mittelfristig über die Zukunft der freiwilligen Feuerwehren. Nur wenn es gelingt, Kinder und Jugendliche für die ehrenamtliche Feuerwehrarbeit zu gewinnen, werden die Wehren in einer alternden Gesellschaft die notwendige Einsatzstärke behalten können. Deshalb stand auch in der Hauptversammlung der Glauburger Feuerwehren der Bericht der Gemeindejugendwartin Sylvia Burg an erster Stelle.

In ihrer insgesamt positiven Bilanz waren auch nachdenkliche Töne zu hören. Dass die Mitgliederzahl der Jugendfeuerwehren im Berichtsjahr leicht sank, hat auch positive Gründe: Vier Jugendliche konnten an die Einsatzabteilung überstellt werden. Dass weitere vier Jugendliche aus der Jugendfeuerwehr austraten, weil sie keine Lust hatten, konnte dagegen durch sechs neue Mitglieder mehr als kompensiert werden. Burg sprach trotzdem davon, dass auch die Glauburger Wehren wegen der fehlenden Motivation Nachwuchssorgen hätten. Zunehmend größere Bedeutung in den Jugendfeuerwehren und Einsatzabteilungen bekommen Mädchen und Frauen. So ging in Glauburg die Zahl der Jungen in der Jugendabteilung um vier zurück, während die Zahl der weiblichen Mitglieder um zwei stieg. Zufrieden zeigte sich Burg angesichts der gesunden Altersstruktur in der Jugendfeuerwehr. Die 22 Mitglieder verteilen sich sehr gleichmäßig über alle Jahrgänge von zehn bis 17 Jahren.

Burg betonte den Aufwand, den eine gute Jugendarbeit bedeutet. Die vielfältigen Aktivitäten der Jugendlichen gingen weit über die Feuerwehrarbeit hinaus. So seien sie im Natur- und Umweltschutz aktiv, eine Jugendfeuerwehr engagiere sich politisch. Burg hob hervor, dass drei Glauburger Jugendliche in Nidda die Leistungsspange erworben hätten.

Ausdrücklich bedankte sich Gemeindebrandinspektor Carl-Heinrich Grauling für die Arbeit der Jugendwarte und der Leiter der Bambini-Gruppen, die „einen großen Beitrag zur Nachwuchssicherung leisten“. Durch die Nachrücker aus der Jugendfeuerwehr konnte die Stärke der Einsatzabteilung mit 74 Feuerwehrleuten nahezu konstant gehalten werden.

Grauling berichtete, dass sich die Zahl der Einsätze 2010 um 13 auf insgesamt 33 erhöht hatte. Davon seien 20 Hilfeleistungen und neun Brandeinsätze gewesen. Der größte Einsatz sei dabei ein Wohnhausbrand mit 450.000 Euro Schaden gewesen. Grauling mahnte eine höhere Beteiligung an Lehrgängen und Seminaren an, wenngleich er auch Verständnis für die Situation der Feuerwehrleute äußerte. „Es ist in einer Zeit, da man um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, auch nicht immer leicht, sich freizumachen.“ Er wies auf die bevorstehende Ersatzbeschaffung für das LF 16/12 hin. Hierzu werde voraussichtlich ein Antrag in der Gemeindevertretersitzung im Juni vorliegen. Er erklärte ausdrücklich die Bereitschaft der Feuerwehr zu Einsparungen. Diese dürften aber nicht zulasten der Einsatztauglichkeit gehen.

Positiv gestalte sich die Zusammenarbeit auf Kreisebene, wie im Atemschutzverbund. Weitere Kooperationen seien in Vorbereitung. So solle es zukünftig gemeinsame Beförderungsrichtlinien und einen gemeinsamen Materialeinkauf geben.

Kreisbrandinspektor Michael Kinnel erwähnte in seinem Grußwort einen weiteren Vorteil des Atemschutzverbunds. Früher hätten sich einige Wehren vor Übungen mit der Ausrede gedrückt, der Bürgermeister erlaube die Benutzung der Atemschutzgeräte außerhalb von Einsätzen nicht. Da die Benutzung jetzt kostenneutral sei, ziehe diese Begründung, die sich bei Nachprüfung als falsch erwiesen habe, nicht mehr. „Jetzt sieht man, wo die faulen Eier sind“, freute er sich.

Auch er sprach die Nachwuchsprobleme an. Die Feuerwehr müsse sich in der Attraktivität gegen viele Angebote durchsetzen. „Die Jugendlichen zu bekommen ist schwer, sie zu halten noch schwerer“, betonte er. Die Zahl der Mitglieder der Jugendfeuerwehrleute im Kreis sei seit den 90er Jahren von 2500 auf nur noch 1700 im letzten Jahr gesunken. Auch die Zahl der Feuerwehrleute sei im selben Zeitraum von einst 5500 auf jetzt 4400 zurückgegangen. Dies sei auch ein sichtbares Zeichen des demografischen Wandels. „Wenn man in die neuen Bundesländer guckt, da gibt‘s einige Regionen, die verwaist sind“, zeichnete Kinnel ein dramatisches Bild.

Er zeichnete Walter Ludwig mit dem goldenen Brandschutzehrenzeichen für 40 Jahre aktiven Dienst aus. Das sei eine Dienstzeit, die immer seltener erreicht werde. Durchschnittlich verließen viele Mitglieder nach 25 Jahren die Feuerwehr wieder.

„Die Allgemeinheit schätzt das Ehrenamt nicht mehr so, wie es früher mal war“, vermutete Bürgermeister Carsten Krätschmer als Grund. Umso mehr dankte er den Feuerwehren für ihre Arbeit. „Ohne Feuerwehr wäre die Gemeinde hilflos.“ Diese Anerkennung drückte er auch in der Verleihung des Ehrenzeichens der Gemeinde Glauburg in Gold mit Bandschnalle an Eberhard Kunzendorf aus. Von 1961 bis 2002 sei Kunzendorf Mitglied der Einsatzabteilung gewesen, von 1979 bis 93 Ortsbrandmeister, schließlich sogar stellvertretender Kreisbrandinspektor und Vorgänger Michael Kinnels.

„Man kann 50 Jahre in der Feuerwehr mit Engagement durchstehen und immer noch Spaß haben“, forderte der Vorsitzende der Stockheimer Feuerwehr, Stephan Schmid auf, sich Kunzendorf zum Vorbild zu nehmen.

Quelle: Kreis-Anzeiger online vom 08.04.2011