05.01.2012 - Nach dem sechsten Brand verlässt Heinrich Lipp seine Heimatgemeinde Lindheim

LINDHEIM (wk). Heinrich Lipp ist sauer. Sieben Mal hat es seit 2007 bei dem Lindheimer Landwirt gebrannt. Zuletzt am Neujahrsmorgen, als ein Feuer eine Lagerhalle und diverse landwirtschaftliche Geräte zerstörte. Die Ursache ist bisher unklar. Neben einem technischen Defekt kommt nach Angaben der Polizei auch Brandstiftung infrage. Für Lipp steht außer Frage, dass ein Unbekannter seine Halle abgebrannt hat. Sein Zorn richtet sich nicht nur gegen den Täter. Sondern auch gegen die Ermittler, die seiner Einschätzung nach in der Vergangenheit nicht mit dem nötigen Nachdruck seinen Hinweisen nachgegangen seien. Und gegen diejenigen, die ihm unterstellen, er habe die Brände selbst gelegt.

Der Rauch hat sich noch nicht gelegt. Auch drei Tage nach dem Feuer in der Heugasse treibt der Wind immer wieder graue Schwaden durch den Ort. Der Brand hat Spuren hinterlassen. Doch da ist nicht nur der materielle Verlust und der finanzielle Schaden. Sondern auch Angst. Denn zum ersten Mal brannte es auf dem Hof in der Heugasse. Landwirt Lipp, der an Heiligabend Vater geworden ist, will jetzt die übrigen Gebäude und das Wohnhaus mit Rauchmeldern ausstatten, um seine Familie zu schützen. Die übrigen sechs Brände, allesamt zweifelsfrei das Ergebnis von Brandstiftungen, ereigneten sich außerhalb Lindheims - zuletzt im August vergangenen Jahres, als eine Scheune nahe der Bundesstraße fast komplett zerstört wurde.

Jörg Reinemer, Sprecher der Polizeidirektion Friedberg, weist die Vorwürfe des Landwirts zurück, die Polizei gehe dessen Hinweisen nicht mit Nachdruck nach. „Wir ermitteln in alle Richtungen und gehen sämtlichen Hinweisen nach“, beteuert der Sprecher. Ein genaues Ergebnis zur Ursache des jüngsten Feuers liege aber noch nicht vor. Bisher gebe es verschiedene Verdachtsmomente. Zum jetzigen Zeitpunkt könne jedoch weder ein technischer Defekt noch eine Brandstiftung ausgeschlossen werden.

Lipp hat zwar Vermutungen, aus welchem Umfeld der oder die Täter kommen könnten. Öffentlich darüber sprechen will er aber nicht. Für den Lindheimer heißt es jetzt, den Schaden zu beseitigen. Was dann aus dem Hof wird, ist offen. Fest steht, dass Heinrich Lipp seinen Hof aufgeben wird. Diesen Entschluss hat er schon länger gefasst. Der 44-Jährige wird am 15. Januar eine Festanstellung in Süddeutschland im landwirtschaftlichen Entwicklungsbereich antreten. Im August will er Lindheim mit seiner Familie den Rücken kehren. Das falle ihm inzwischen leicht, gibt Lipp zu.

Zwar könne er sich auch an schöne Zeiten erinnern, zum Beispiel an die Zeit vor zehn Jahren, als er Wehrführer und Mitglied im Ortsbeirat von Lindheim war. Jetzt halte ihn nichts mehr in seiner Heimat. Das hänge aber nicht nur mit den Bränden, sondern auch mit privaten Dingen zusammen. Doch darüber legt der Landwirt den Mantel des Schweigens, um nicht noch mehr Ärger zu provozieren. Er hat die Hoffnung, dass der Brandstifter schnell gefasst wird. Nur so könne man diejenigen zum Schweigen bringen, die ihm unterstellten, er habe etwas mit den Bränden zu tun.

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Das Absperrband der Polizei signalisiert, dass die Ermittlungen zum Brand auf dem Hof in der Heugasse noch nicht abgeschlossen sind.

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Zum siebten Mal seit dem Feuer am Neujahrsmorgen sind Einsatzkräfte der Feuerwehr vor Ort, um während der Aufräumarbeiten Brandnester zu löschen. Fotos: Kunert

Quelle: Kreis-Anzeiger online vom 05.01.2012