16.08.2013 – Vier Bewohner über Drehleiter gerettet – Polizei geht von fahrlässiger Brandstiftung aus

Büdingen (rin). „Wären wir nur fünf Minuten später eingetroffen, hätte es vielleicht Tote gegeben.“ Das war die erste Reaktion von Klaus Schwarzhaupt, Fahrzeugführer der Freiwilligen Feuerwehr Büches, am Donnerstagmittag. Hinter ihm und 80 weiteren Feuerwehrkameraden lag eine harte Nacht. Gegen 3.30 Uhr war ein Brand in einem viergeschossigen Mehrfamilienhaus in Büdingen in der Düdelsheimer Straße gemeldet worden. Allem Anschein nach entging der Wohnkomplex auf dem Gelände der früheren „Glashütte“ nur knapp einer Katastrophe.

Als die Feuerwehr nach nur wenigen Minuten eintraf, riefen Bewohner aus ihren Fenstern um Hilfe. Das Feuer war in einer Wohnung im ersten Stock ausgebrochen und hatte sich über das Treppenhaus auf die darüber liegenden Stockwerke ausgebreitet. Durch die starke Rauch- und Hitzeentwicklung im Treppenhaus waren die Menschen in den oberen Stockwerken eingeschlossen. Vier Bewohner rettete die Feuerwehr mit der Drehleiter. Vier weitere brachten die Feuerwehrleute mit Rauchgasmasken durchs Treppenhaus ins Freie.

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Gegen 3.30 Uhr war der Brand in dem Mehrfamilienhaus (rechts) der „Glashütte“ gemeldet worden. 100 Rettungskräfte waren im Einsatz.

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Bürgermeister Erich Spamer informierte sich bei den Einsatzkräften.

„Das war ziemlich knapp“, urteilte Büdingens Stadtbrandinspektor Stephan Naumann. Wenige Augenblicke, nachdem die Bewohner in Sicherheit waren, habe es laut Naumann in der brennenden Wohnung eine Gasverpuffung gegeben und der Gaszähler sei durch die Hitzeentwicklung geplatzt. Gerade noch rechtzeitig hätten die Stadtwerke den Gashahn zudrehen können.

Zehn der 14 Bewohner mussten wegen des Verdachts von Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden. Vier konnten nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden, sechs Hausbewohner wurden vorsorglich stationär in der Klinik aufgenommen.

Eine Frau aus der Wohnung im ersten Stock, in der das Feuer ausgebrochen war, hat nach eigenen Angaben versucht, den Brand selbst zu löschen und sich dabei schwere Verbrennungen an beiden Händen zugefügt. Sie sei bei brennendem Teelicht eingeschlafen. Ihre Hunde hätten sie geweckt, als es im Zimmer schon brannte.

Nicht mehr bewohnbar

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Das Betreten des Hauses war lange nur mit Rauchgasmaske möglich.

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 Die Wohnung im ersten Stock brannte völlig aus.

Die Wohnung ist durch das Feuer komplett zerstört worden, zwei vollständig ausgebrannte Zimmer, zerplatzte Fenster und die verbrannte Wohnungstür zeugen von der enormen Hitze, die dort gewütet haben muss. Auch die Holztreppe im Treppenhaus ist teilweise verbrannt, das gesamte Treppenhaus rußgeschwärzt. Die sieben Wohnungen sind nicht mehr bewohnbar. Noch in der Nacht wurde Bürgermeister Erich Spamer alarmiert, der vorsorglich für die Hausbewohner Feldbetten in der Stadtverwaltung einrichten ließ. Da sich jedoch die meisten von ihnen noch im Krankenhaus befinden, wird man jetzt zügig nach Alternativen suchen. „Wir versuchen, die Leute in Pensionen in Büdingen unterzubringen, bis ihre Wohnungen wiederhergestellt sind“, so Spamer.

Etwa 80 Feuerwehrleute aus der Kernstadt, Büches, Düdelsheim, Rohrbach, Rinderbügen, Wolferborn, Michelau, ein Leiter-Gelenkmastwagen aus Gelnhausen und 20 Rettungskräfte des Roten Kreuzes waren im Einsatz. Den Sachschaden beziffert die Polizei auf etwa 100.000 Euro. Die Ermittlungen hinsichtlich der Brandursache seien noch nicht abgeschlossen, informierte Erich Müller, Pressesprecher der Polizeidirektion Wetterau. Aktuell müsse man von fahrlässiger Brandstiftung ausgehen.

Das Haus befand sich bis Anfang des Jahres in städtischem Eigentum, bevor es an Investoren verkauft wurde.

Quelle: Kreis-Anzeiger online vom 16.08.2013
Bilder: Krinke