11.07.2014 – Südliche Kreiskommunen stark betroffen

Karben/Bad Vilbel (ach). »Dies war eine Extremsituation – innerhalb von 30 Minuten fielen 50 Liter Wasser auf den Quadratmeter«, sagt Karbens Stadtsprecher Ekkehart Böing. Die Stadtwerke sprächen von einem 50-jährigen Ereignis.

Das Unwetter am Donnerstagabend hat für Großeinsätze bei den Feuerwehren in der südlichen Wetterau gesorgt: 30-mal musste die Karbener Feuerwehr von Donnerstagabend bis Freitagmorgen ausrücken. Die Bad Vilbeler Wehr wurde 25-mal zu Notfällen gerufen, um Keller und Tiefgaragen auszupumpen. In der Groß-Karbener Heldenberger Straße wälzte sich eine Schlammlawine vom Feld herunter, an der Eisdiele vorbei, durch ein Stück der Bahnhofstraße und dann durch die Parkstraße bis hin zum Leonhardischen Schlosspark. Das Kanalsystem der Stadt sei aber auf ein dreijähriges und nicht auf ein 50-jähriges Ereignis ausgelegt. »Solche riesigen Kanäle wären nicht finanzierbar«, betont Böing.

  20140712 GrKa Hochwasser
Wasser- und Schlammmassen wälzen sich durch die Heldenberger Straße in Groß-Karben.

Bis drei Uhr nachts Straße gereinigt

Die Anwesen der Anwohner seien von der Schlammlawine verschont worden, berichtet Stadtbrandinspektor Thomas Bier. Der Schlamm habe sich auf der Straße ergossen. Feuerwehr und Mitarbeiter des Bauhofes und der Stadtwerke waren stundenlang an der Arbeit und beseitigten die Auswirkungen des Unwetters bis nachts um drei Uhr und dann wieder ab 7 Uhr am Freitagmorgen. Der Berufsverkehr sei nicht mehr beeinträchtigt gewesen, teilte Bier mit. Die Straße habe nur für kurze Zeit gesperrt werden müssen.

103 Feuerwehrleute waren in Karben im Einsatz. Die technische Einsatzleitung habe die Wehren aller Stadtteile gegen 19.30 Uhr alarmiert und in die Feuerwehrhäuser gerufen. »Der Funk reichte gar nicht mehr, wir haben die Stadtteilwehren dann jeweils per Fax über ihre Einsatzorte informiert«, berichtet Bier. Hauptsächlich betroffen gewesen seien Klein- und Groß-Karben sowie Rendel. In Burg-Gräfenrode wurde die Wehr vier mal gerufen. Die Wehr musste Keller leerpumpen, in den das Wasser bis zu zehn Zentimeter hoch stand. »Die Bewohner haben sicherlich noch das ganze Wochenende über zu tun, die Schäden zu beseitigen«, meint Bier.

Ortsbeiräte stellen Eimer auf

In Bad Vilbel gingen laut Stadtsprecher Bastian Zander über 20 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. »80 bis 90 Leute waren im Einsatz, das waren alle verfügbaren Kräfte«, sagt Vilbels Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll. Begonnen habe »das Schauspiel« gegen 19 Uhr. Die technische Einsatzleitung sei im Stützpunkt zusammengerufen worden, um rechtzeitig vor Ort zu sein, wenn die Anrufe eingehen. Und die seien dann auch in großer Zahl gekommen, und zwar schwerpunktmäßig aus Gronau, der Kernstadt und dem Heilsberg. Dort tagte im kleinen Sitzungssaal gerade der Ortsbeirat im Georg-Muth-Haus, der seine Sitzung für eine halbe Stunde unterbrechen musste, weil es durch die Decke regnete. »Wir haben Eimer aufgestellt und gewischt, die Feuerwehr war im Keller des Bürgerhaus tätig«, berichtet Ortsvorsteher Christian Kühl. »Die Stadt muss da was machen, das kann so marode nicht bleiben, auch wenn ein Bürgerhaus-Neubau geplant ist«, fordert der Ortsvorsteher.

In Gronau überprüften Mitarbeiter der Stadtwerke die Kanal-Hebeanlage. Doch diese hielt den Wassermassen stand. Die große Regenmenge habe die Kanäle überlaufen lassen, berichtet Moll. Die Breitwiesenhalle war von dem Unwetter betroffen und auch die Gronauer Feuerwehr selbst. Denn in ihrem Gerätehaus stand ebenfalls der Keller unter Wasser. »Den haben die Gronauer Feuwehrleute aber erst ganz zum Schluss, als sie von den anderen Einsätzen zurückkamen, in Angriff genommen«, berichtet der Stadtbrandinspektor.

Quelle: Wetterauer Zeitung online vom 11.07.2014