16.08.2021 – Firma Kran Burgard hält „Red-Maxx“-Container vor

Butzbach – Etwas mehr als 365.000 Elektrofahrzeuge waren bis Ende März 2021 zugelassen. Nimmt man, je nach Definition, die sogenannten „Plug-in-Hybrid“-Fahrzeuge mit aktuell etwa 349.000 Pkw mit in die Statistik auf, sind auf deutschen Straßen knapp eine dreiviertel Millionen Fahrzeuge mit Elektromotoren unterwegs. Die Zulassungen wachsen stetig. (Quelle: Statista GmbH, Anbieter für Markt- und Konsumentendaten

Doch gerade diese Automobile können die Feuerwehr vor Herausforderungen stellen, wenn sie in Brand geraten. Lithium-Ionen-Batterien bestehen aus einer Vielzahl einzelner Zellen. Durch fehlerhafte Ladevorgänge, Beschädigungen oder Wärmeeinwirkung, wie beispielsweise bei einem Brandereignis, kann es in diesen Zellen zu einer verstärkten exothermen Reaktion kommen. Dies führt zur Überhitzung und Zerstörung des Energiespeichersystems. Durch den kompakten Verbundaufbau setzt sich dieser Vorgang auch unter Luftabschluss eigenständig fort. Diese unaufhaltbare Kettenreaktion wird als „Thermal Runaway“ (thermisches Durchgehen) bezeichnet. Der konventionelle Löschangriff mit Strahl- oder Schaumrohren reicht hier für einen nachhaltigen Löscheffekt oft nicht aus. Brennende oder rückzündungsgefährdete Batterien sollten bis zu 72 Stunden adäquat gekühlt werden. In der Praxis ist dies durch die Feuerwehr vor allem auf vielbefahrenen Verkehrswegen oder auch in Großgaragen nur bedingt oder mit größtem Aufwand durchführbar. Abhilfe schafft ein Container, der das gelöschte Fahrzeug aufnimmt und dann mit Wasser geflutet werden kann, um den verbauten Energiespeicher über die erforderliche Zeit zu kühlen.

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Einen solchen Container besitzt seit Kurzem die Firma Kran Burgard aus Butzbach. Der „Red-Maxx“ der Firma Ellermann Eurocon GmbH ist ein Abrollbehälter, der flexibel an die Einsatzstelle transportiert werden kann. Ein Kran der Firma hebt das gelöschte Fahrzeug an der Einsatzstelle in den „Red-Maxx“ und bringt beides zu einem speziellen Quarantäneplatz auf dem Firmengelände. Alternativ kann der Pkw auch mit der im „Red-Maxx“ verbauten maschinellen Zugeinrichtung über die öffenbare Heckklappe in den Container gezogen werden. Auf dem Quarantäneplatz wird der Container mit Wasser geflutet und somit ein weiterer Brand sicher vermieden. Für die Phase vor und während des Transportes kann die Gefahr der Ausbreitung von Feuer und Rauch durch eine von der Feuerwehr Butzbach eigens für Pkw-Brände vorgehaltene großformatige „Lösch“-Decke wirksam vermindert werden.

Zwei wichtige Autobahnen führen an Butzbach vorbei und gehören somit zum Einsatzgebiet der Feuerwehr der Stadt Butzbach – die BAB 5 und die BAB 45. Hinzu kommen etliche Kilometer Bundes- und Landstraßen. Es liegt auf der Hand, dass die Zusammenarbeit der Bergungsfirma und der Feuerwehr bei Verkehrsunfällen eng miteinander verläuft. Die Abläufe gehen auf beiden Seiten routiniert vonstatten. Das Teamwork und das gegenseitige Verständnis über die Zuständigkeiten klappt.

Butzbacher Feuerwehrleute sowie weitere Feuerwehrleute aus dem Wetteraukreis folgten der Einladung der Firma Kran Burgard zu einer Vorführung mit dem AB-HV (Abrollbehälter Hochvolt) „Red-Maxx“. Hier wurden die genauen Abläufe getestet und beobachtet. Der Abrollbehälter hat eine Gesamtlänge von 6,40 Metern, eine Höhe von 1,23 Metern und ein Fassungsvermögen von 14.000 Litern.

Ein Unfallwagen wurde präpariert und der Abrollbehälter direkt vor den Wagen in Position gebracht. Nach dem Öffnen der Klappe des Behälters wurde die Seilwinde, die eine Masse bis zu 5.400 Kilogramm ziehen kann, an der Abschleppöse des Unfallwagens befestigt. Zügig wurde der Wagen in den Container gezogen. Das Butzbacher Tanklöschfahrzeug TLF 4000 lieferte das Wasser für die Befüllung des Abrollbehälters. Zwei B-Schläuche fluteten innerhalb weniger Minuten den Behälter. Das Unfallfahrzeug befand sich nach dem Einfüllen von 5.000 Litern schon bis zur Hälfte im Wasser. Somit wäre der gewünschte Kühleffekt der Batterien, die sich in der Regel im Fahrzeugboden befinden, wahrscheinlich schon erreicht. Je nach Fahrzeuggröße und bauart kann mehr oder weniger Wasser notwendig sein.

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Nach dem vollständigen Kühlvorgang, spätestens nach 72 Stunden, kann das Wasser wieder aus dem Abrollbehälter gepumpt werden. Da es nun mit Schadstoffen aus dem havarierten Fahrzeug kontaminiert ist, muss das Wasser gesondert, als Gefahrgut entsorgt werden. „Hier sind noch einige Fragen offen“, so Geschäftsführer Andreas Burgard.

Kran Burgard sucht stets nach neuen Verfahren in Sachen Bergung und trägt mit seinen Geräten auch einen Teil zum Einsatzerfolg der Feuerwehr bei. In diesem speziellen Fall hat Kran Burgard kreisweit als erste Bergungsfirma die Möglichkeit, havarierte Elektro- bzw. Hybridfahrzeuge adäquat zu bergen. Mit dem Abrollbehälter Hochvolt sorgen die Fachleute auch nach der Bergung am Unfallort für die Sicherheit vor weiteren Schäden an Material und Umwelt.

Der AB-HV (Abrollbehälter Hochvolt) „Red-Maxx“ der Firma Kran Burgard kann bei Bedarf über die Polizei angefordert werden.

Text und Bilder: Feuerwehr der Stadt Butzbach