25.10.2014 - Feuerwehrleuten Angst vor Flüssiggas genommen aber Respekt vermittelt
Reichelsheim - Frank Hegner dreht die Gasflasche auf den Kopf und richtet den Feuerstrahl Richtung Himmel. Er hat das austretende Gas einer Flüssiggasflasche direkt am Ventil entzündet und versucht gerade den Reichelsheimer Feuerwehrmännern die Angst, aber nicht den Respekt vor Flüssiggas zu nehmen. Wenige Tage nach dem Gasunfall in Ludwigshafen kommt den Reichelsheimern diese Unterweisung gerade recht.
Hegner ist Gas- und Wasser-Installationsmeister bei Rheingas in Brühl. Rheingas betreibt in Reichelsheim und einigen Stadtteilen Flüssiggasanlagen. Am vergangenen Samstag hatten die Feuerwehren aus Reichelsheim, Blofeld und Dorn-Assenheim die Möglichkeit wahrgenommen, eine der Anlagen in der Nähe des neuen Rathauses zu besichtigen. Hegner erklärte den Feuerwehrmännern das rund 6400 Liter fassende Flüssiggaslager und das Leitungssystem. Das Lager ist eines von zwei Tanksystemen, welche die Straßenzüge des Baugebietes "Auf der Oberbeunde" mit Flüssiggas versorgen. Als rheinische Frohnatur schafft es Hegner, selbst Feuerwehrmann, die Anlage und deren Sicherheitssysteme, sowie Tankvorgänge im lockeren kölschen Dialekt zu vermitteln. Rund eine Stunde nutzen die Feuerwehrmänner die Gelegenheit sich über die Flüssiggasanlage zu informieren. Sie wissen nun, wo im Falle eines Gasaustritts die Gaszufuhr abgestellt werden kann.
Nach einem Kaffee im Reichelsheimer Feuerwehrhaus zeigt Hegner, wann Flüssiggas ungefährlich ist und wann es gefährlich werden kann. Zunächst lässt er einige Stöße Flüssiggas aus einer Flasche entweichen. Sofort nehmen die Einsatzkräfte den typischen Gasgeruch war. Dieser Geruchsstoff wird dem Gas aber nur beigemischt, denn Flüssiggas ist normalerweise geruchsneutral. Mit einigen Versuchen demonstriert Hegner, ab welcher Konzentration ein Gas-Luft-Gemisch überhaupt erst zündfähig ist. In flüssigem Zustand hat das Gas eine Temperatur von rund -40° Celsius. Eine von Hegner in das Flüssiggas getauchte Rose zersplittert anschließend bei einem kräftigen Händedruck wie Glas.
Die weiteren Versuche führt Hegner lieber im Hof des Feuerwehrhauses durch. Er entzündet Gas, das aus einer Gasflasche entweicht und erklärt den Feuerwehrmännern, dass hierbei keinerlei Gefahr einer Explosion besteht. Imposanter wird die Flamme allerdings, als er die Flasche auf den Kopf dreht und das Gas in flüssiger Form austritt. Aber auch hier besteht keine Gefahr, beruhigt er die Feuerwehrmänner. In einem kleinen Experiment verdeutlicht er, wie schnell Gas aus einer Gasflasche entweichen kann. Noch während er mit einem der Feuerwehrmänner einen fiktiven Notruf per Telefon durchspielt, ist das Gas aus einer fünf Kilo Gasflasche durch das komplett geöffnete Ventil bereits entwichen.
Mit der Übergabe von aktuellen Lageplänen der Reichelsheimer Gasversorgungsanlagen, sowie einigen Dosen Lecksuchspray beendete Hegner seine rund zweistündige Vorführung.

Mit einer eindrucksvollen Stichflamme lässt Frank Hegner Flüssiggas aus einer Gasflasche entweichen.

Mit Nebenschwaden tritt Flüssiggas aus einer Gasflasche aus. Noch während eines fiktiven Notrufes, den Hegner mit einem der Feuerwehrmänner führt, ist das Gas aus der Flasche entwichen.

Blick in den Domdeckel des Gastanks bei der Flüssiggas-Anlage am Reichelsheimer Rathaus. Die Reichelsheimer Feuerwehr kennt sich nun mit den Armaturen und Sicherheitseinrichtungen aus.
Text und Bilder: Alexander Hitz, Feuerwehr Reichelsheim