18.09.2020 Übungs- und Brandsicherheitsdienst mal anders

Gambach (JS):  Schon im Juli war ein ganz besonderer Tag für die Feuerwehren der Stadt Münzenberg. Es sollte ein Tag voller Überraschungen werden, der sowohl einige Stunden aktiven Übungsdienst, als auch Brandsicherheitsdienst und einen Löscheinsatz beinhaltete. Darüber hinaus wurde noch Imagewerbung für die Feuerwehr gemacht und es fand ein kleiner Wettkampf zwischen dem Team Feuerwehr und dem Team Polizei statt.

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Fangen wir aber lieber mal ganz vorne an. Dieser Tag ist nur zustande gekommen durch die Planung von Frank Schrammel und Dieter Nicolai. Grundlage war eine Filmproduktion, die durch Frank Schrammel ins Leben gerufen wurde. Es handelt sich dabei um ein Low Budget Projekt, bei dem alle Beteiligten ehrenamtlich mitarbeiten. Kamerateam, Fotografen, Darsteller und auch die verschiedensten Gruppen, die in dem Film auftauchen. Im Film tauchten bereits unsere Kameraden als Partygäste auf und auch ein Harley Club spiele bereits im Film mit. Auf extra für die Dreharbeiten gesperrten Straßen fuhren die Biker als Eskorte der Hauptdarsteller mit. Der Drehtag mit der Feuerwehr kann nur noch durch einen Helikoptereinsatz getoppt werden.

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Kommen wir damit aber zu den Hauptdarstellern der Feuerwehren der Stadt Münzenberg. Ganz wichtig für diesen Drehtag war der 03 Dieter Nicolai. Der ein oder andere Schauspieler hat sich wohl auch gewundert, warum die Fahrzeugführer über Funk immer diesen 03 ansprechen. Den Feuerwehrleuten unter uns ist das natürlich klar, doch die Filmcrew wusste bis dahin nicht, dass 03 der Funkrufname des stellvertretenden Stadtbrandinspektors ist. Da Dieter selbst im Drehbuch rumgefuscht hatte, wurde aus einem kleinen Schuppen mit etwas Feuer dann doch ein fast bewohnbares Holzhaus mit einer etwas größeren Explosion. Nach dem Rechten an der Einsatzstelle, bzw. dem Filmset, hat auch die höchste Chefin der Feuerwehr der Stadt Münzenberg geschaut. Bürgermeisterin Tammer ist mit ihrem Dienst-E-Bike an dem Drehort vorbeigekommen, um zu schauen, was ihre Jungs und Mädels dort so machen.

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Bereits um 8.00 Uhr morgens startete der spannende Drehtag für die Einsatzkräfte. Treffpunkt war das Gerätehaus in Gambach für die ersten Einweisungen und die Kameraden wurden auf die Fahrzeuge verteilt. Auch die Kameradinnen haben ihren Platz gefunden. Eine auf dem MTW, eine auf dem ELW und die andere als Fahrzeugführerin des TLFs. Damit passte dann auch die Frauenquote in allen Führungsebenen. Als Löschzug ging es raus in Richtung Drehort. Der Bereitstellungsplatz war am Friedhof in Gambach, sodass bei der Alarmfahrt für den Film auch eine realistische Strecke zusammenkommt und die Einsatzkräfte durch unseren Song in ihre Rollen schlüpfen konnten. Von dem Bereitstellungsplatz ging es dann erstmal zu Fuß auf die erste Erkundungstour. Das Einlaufen der Feuerwehr am Drehort wurde auch von dem Fernsehteam des HRs gut in Szene gesetzt und in der Hessenschau als der Auftritt der Helden präsentiert. Bis dahin dachten wir eigentlich die Schauspieler wären die Helden vor Ort, nicht wir.
Das wir aber auch eine wichtige Rolle spielen wurde klar, als wir zusammen mit den drei Kollegen vom Rettungsdienst eine private Führung über das Set und durch die Hütte bekamen. Das Meisterwerk wurde in 92 Stunden harter Arbeit gebaut und soll in nur wenigen Stunden dann wieder in Schutt und Asche liegen. Nach der privaten Führung ging es zurück zu den Fahrzeugen. Die Anfahrt sollte nochmal geprobt werden und hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Fahrzeugaufstellung wurde geplant und es wurde vor dem Einsatz durchgesprochen, welcher Trupp welche Aufgabe übernimmt. Natürlich ist das alles schon in der FwDv3 festgeschrieben, jedoch gibt es da keine Hinweise darauf, wie ein Regisseur das alles gerne für seinen Film hätte. So kam es dann auch, dass wir die für die Feuerwehr überhaupt wichtigste Aufgabe im Einsatz ignorieren mussten. Es gab vor dem Filmeinsatz den Befehl, dass die Menschenrettung im Hintergrund steht. Eigentlich etwas, was für die Feuerwehr undenkbar ist und den Kameraden dann auch sehr schwer viel. Jedoch hat so eine Kamera im Rücken und vier weitere am Himmel eine erstaunliche Wirkung auf unsere Einsatzkräfte, dass sie trotzdem perfekt funktioniert haben und sowohl 03 als auch der Regisseur zufrieden waren.

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Bevor es aber zu dem Dreh des Einsatzes kommen konnte musste erstmal die Hütte präpariert und alles für die Explosion vorbereitet werden. Während den ganzen Vorbereitungen stand das TLF knapp 100m vom Drehort entfernt, mit der Schnauze Richtung Einsatzstelle, um im Falle einer Fehlzündung sofort einschreiten zu können. Das Risiko war sehr gering, da die Explosion von weit außerhalb der Holzhütte gezündet wurde. Bis hierhin stand aber ganz klar der Brandsicherheitsdienst im Vordergrund und wir sind lieber auf 150%tige Sicherheit gegangen.

Als alles fertig vorbereit war stand dann erstmal der Film im Vordergrund. Alle Fahrzeuge wurden zum Bereitstellungsplatz gefahren und der Countdown für die Zündung lief. Die Explosion lief wie geplant ab. Die Kameras haben alle wichtigen Szenen aufgenommen und für die Feuerwehr wurde es jetzt ernst. Die Hütte stand innerhalb von Sekunden in Vollbrand und es war Eile geboten, da dass Filmset ja noch für weitere Aufnahmen benötigt wird. Zwei Trupps unter Atemschutz gingen vor und brachten sehr schnell das Feuer unter Kontrolle. Im Unterboden waren noch kleine Glutnester aber die Dreharbeiten mussten weitergehen, bevor die Hütte komplett runter gebrannt ist.

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Nach dem ersten großen Löscheinsatz wurden die Kameraden immer mehr zu Schauspielern und es wurden auch viele Detailaufnahmen gemacht. In einem realen Einsatz würden wir nie zweimal hintereinander das Gerätefach öffnen, jedoch für den Film brauchen wir eine Reserveaufnahme, falls bei dem ersten Drehen nicht alles perfekt gepasst hat. Es wurden verschiedene Szenen noch gestellt, wo der Gruppenführer dem Angriffstrupp Befehle gibt, Lagemeldungen über Funk an den Einsatzleiter gibt und wie ein weiterer Trupp einen Außenangriff vorbereitet. Wir sind gespannt wie viel Filmmaterial wir auch als Imagewerbung bekommen. Fotos sind auf jeden Fall einige sehr schöne an der Einsatzstelle/dem Filmset entstanden.
Insgesamt waren die Kameraden und Kameradinnen über 12 Stunden am Filmset und mindestens eine Mannschaft war ständig in Bereitschaft. Zwischendurch wurde allerdings auch für das leibliche Wohl gesorgt und es gab genug Getränke an der Einsatzstelle. Besonders unsere Hauptdarsteller unter Atemschutz brauchten viel Flüssigkeit, da sie ständig gefordert wurden zum Löschen des Feuers und zum Retten der Schauspieler. Alles sollte möglichst dramatisch aussehen und es wurden des Öfteren Vergleiche zu „Alarm für Cobra 11“ gezogen.

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Gegen späten Nachmittag wurden dann noch die Szenen mit dem Rettungsdienst gedreht, bei dem unser Material noch als Requisite benötigt wurde. Erst gegen Abend wurden die Dreharbeiten beendet und unsere letzte Aufgabe des Tages stand bevor. Jetzt hieß es alle Glutnester zu finden, zu löschen und auch etwas die Einsatzstelle aufzuräumen. Die Schauspieler, die die Polizisten spielten, interessierten sich sehr für unser Handwerkszeug und somit wurden die Aufräumarbeiten zu einem kleinen Battle zwischen Polizei und Feuerwehr. Natürlich hat die Feuerwehr nachgegeben und den Polizisten den Triumpf mit dem Strahlrohr gegönnt. Der Kamerad, der sich geopfert hatte, hatte zum Glück noch trockene Wechselklamotten auf dem Fahrzeug. Die letzte halb stehende Wand der Holzhütte wurde aus Sicherheitsgründen dann auch noch umgelegt. Unsere Fahrzeugführerin hatte endlich auch die Chance sich mal die Hände schmutzig zu machen und schaffte es sogar die Polizei und den Regisseur zum Helfen zu motivieren.

Insgesamt war es ein sehr gelungener Tag, mit vielen aufregenden Filmszenen, einem lauten Knall, hohen Flammen und sehr viel Adrenalin am Drehort.

Links für weitere Informationen:

Video Hessenschau: https://www.facebook.com/swen.schreiber/videos/3102785083149035

http://irrtum-derfilm.de/

Fotos: https://www.orangeproduction.de/

https://www.hessenschau.de/kultur/hobby-regisseur-dreht-grossen-film-ohne-grosses-geld,no-budget-krimi-168.html
https://www.facebook.com/pages/category/Movie/Irrtum-Der-Film-328624764474502/