01.04.2010 – Feuerwehr Bad Vilbel geht neue Wege – Gourmet-Werkstatt als Partner gewonnen

Bad Vilbel/Bad Nauheim (rwi) – Es gibt sicherlich keinen Feuerwehrmann und keine Feuerwehrfrau, die diese Situation nicht kennen: Die Feuerwehr wird mitten in der Nacht alarmiert und nach einiger Zeit knurrt der Magen.  Einsätze der Feuerwehr lassen sich eben nur schlecht vorplanen und passen selten zu den Essenszeiten.

Die Feuerwehr Bad Vilbel geht nun neue Wege um diesen unseligen Zustand zu ändern. Seit 2002 betreibt sie den Abrollbehälter Betreuung (AB-Betreuung). Gerade die Mitglieder der Brandschutzaufsicht, mit Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann an der Spitze, riefen dieses Sonderfahrzeug schon oft an die verschiedenen Einsatzstellen im Wetteraukreis. Bei der Auswertung dieser Einsätze über einen längeren Zeitraum kamen Bad Vilbels Stadtbrandinspektor Matthias Meffert und Wehrführer Mario Migdalski zu folgendem negativen Ergebnis: Bedingt durch den Standort an der südlichen Grenze des Wetteraukreises, dauert es trotz satellitenunterstütztem Navigationsgerät oft sehr lange, um entlegene Einsatzstellen zu erreichen. Einige Male soll es sogar vorgekommen sein, dass Feuerwehrleute beim Eintreffen des AB-Betreuung bereits auf der Rückfahrt zu ihren Standorten waren. Ein weiteres Manko war die angebotene Verpflegung. „Dick Supp“ mit Würstchen ist mitten in der Nacht nicht jedermanns Sache. Auslöser für diese Betrachtung waren die beiden Großbrände innerhalb von 24 Stunden in Bad Nauheim im Januar. Die große Frage war nun: Wie kann diese Situation verbessert werden?

Unkonventionell wurde über einen Standort in besserer, zentralerer Lage nachgedacht. Ein anderer Arbeitskreis kümmerte sich um das Verpflegungsangebot. Erste Überlegungen, die im Kreisgebiet zahlreich vorhandenen Fastfood-Restaurants einzubeziehen, wurden schnell wieder verworfen. Verschiedener Studien zufolge sind viele Atemschutzgeräteträger wegen Übergewicht nicht mehr tauglich. Nicht nur deswegen sollte die angebotene Verpflegung ausgewogen sein und modernen Ernährungsgesichtspunkten entsprechen. Ein weiterer Knackpunkt war die Verfügbarkeit. Das beste Angebot ist uninteressant, wenn es nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden kann.

Irgendwann konzentrierten sich alle Überlegungen auf Bad Nauheim. Vorteile sind die relativ zentrale Lage im Wetteraukreis mit sehr guter Verkehrsanbindung und mit der „Gourmet-Werkstatt Rhein-Main-Wetterau“ direkt neben dem Feuerwehrstützpunkt. Die Gourmet-Werkstatt ist nach eigener Aussage nach der Lufthansa die zweitgrößte und modernste Großküche Deutschlands, also ein idealer Partner für die Feuerwehren.

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Der AB-Betreuung wird ab sofort noch öfter als bisher an den Einsatzstellen zu sehen sein. An der neuen
Beschriftung ist die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Gourmet-Werkstatt zu erkennen.
Der Obstkorb soll auf die frische und vollwertige Verpflegung hinweisen.

Gespräche wurden geführt und eine Vereinbarung getroffen, dass der auf drei Monate befristete Probebetrieb am 1. April beginnen soll. Zunächst wird der AB-Betreuung auf einem Trägerfahrzeug als Dauerleihgabe bei der Feuerwehr Bad Nauheim abgestellt. Langfristig ist als Standort eine separate Halle auf dem Gelände der Gourmet-Werkstatt geplant. Während des Testlaufs ist die Versorgung in den Abend- und Nachtstunden von 20 Uhr bis 4 Uhr morgens gesichert. Zu den anderen Zeiten hat die Gourmet-Werkstatt keine Kapazitäten frei, da die Verpflegung der Patienten in den angeschlossenen Krankenhäusern oberste Priorität hat. Aber Feuerwehren sind es gewohnt unkonventionelle Wege zu gehen. Die Führung der Feuerwehr Bad Nauheim hat bereits zugesagt, diesen Engpass tagsüber durch ihre bei vielen Lehrgängen erprobte und bewährte Mannschaft der Feldküche zu schließen.

In der Probephase werden bei jedem Feuerwehreinsatz, an dem mehr als drei Fahrzeuge beteiligt sind, die rufbereiten Mannschaften aus Bad Vilbel und Bad Nauheim zur Gourmet-Werkstatt alarmiert. Deren Mitarbeiter bestücken derweil den AB-Betreuung mit einer ausreichenden Anzahl verschiedener Gerichte. Durch das erprobte Cook & Chill-Verfahren stehen den hungrigen Feuerwehrleuten an der Einsatzstelle dann innerhalb von Minuten warme Menüs zur Verfügung. Vorgesehen sind zunächst drei Menüs zur Auswahl, darunter immer einmal Schnitzel aber auch eine vegetarische Variante. Auch ein einheitlicher Nachtisch und frisches Obst gehören dazu. Ob auch eine Suppe angeboten werden soll, ist noch nicht endgültig entschieden und hängt von der Akzeptanz der Einsatzkräfte ab. Nicht verzehrte und noch verschlossene Menüs werden ohne Qualitätsverlust wieder von der Gourmet-Werkstatt zurück genommen. Somit muss nur das bezahlt werden, was auch gegessen wurde.

Auch innerhalb der Stadtverwaltung von Bad Vilbel ist man von diesem Serviceangebot begeistert. Bad Vilbels Erster Stadtrat Jörg Frank sieht sogar finanzielle Vorteile für die angespannte Haushaltslage der Feuerwehr: „Durch den Wegfall der Vorratshaltung sparen wir Ausgaben in mehrstelliger Höhe ein.“ Frank kann sich auch vorstellen, durch das stark verbesserte Angebot einen kleinen Obolus von den Feuerwehrleuten zu kassieren, entfallen doch durch die vollwertige Verpflegung am Einsatzort Kosten im privaten Haushalt. Die an jeder Einsatzstelle immer gern gesehenen Zuschauer sollen jedoch den vollen Preis für die Mahlzeit entrichten.

Bad Nauheims Bürgermeister Bernd Witzel und Brandschutzdezernent Peter Baumann sehen durch diesen Deal eine Aufwertung der Feuerwehr Bad Nauheim. Im Jahr der Landesgartenschau sei diese Vereinbarung nach dem kreisweiten Atemschutzverbund die zweite große Sache, die mithilft das Defizit des städtischen Haushalts zu verringern. Witzel überlegt auch, ob der AB-Betreuung außerhalb der Einsätze auf dem großen Parkplatz am Kurpark die Verpflegung der vielen Besucher übernehmen könnte, die mit einem Bus anreisen.

Für KBI Hartmann steht der Erfolg dieses neuen Serviceangebots außer Frage. „In Zeiten, in denen wir vielerorts sinkende Mitgliederzahlen feststellen, müssen wir alles dafür tun, dass sich die Feuerwehrleute bei uns wohl fühlen.“ Hartmann ist bekanntlich für gutes Essen immer zu haben. Nach seiner Einschätzung erfährt der alte Spruch „Ohne Mampf keinen Kampf“ nun eine ganz neue Bedeutung.

Um die Bedürfnisse der Einsatzkräfte an der Basis möglichst gut zu treffen haben die Verantwortlichen von Feuerwehr und Gourmet-Werkstatt eine Umfrage gestartet, an der sich möglichst viele Personen beteiligen sollten. Gerne bieten wir hier online die Möglichkeit der anonymen Abstimmung. Weitere Vorschläge in schriftlicher Form sind natürlich gerne willkommen. Die Redaktion wird sie sammeln und an die zuständigen Arbeitskreise weiterleiten.

Die Umfrage wird in jedem Artikel innerhalb der Rubrik Allgemeines angezeigt.