24.04.2012 – Politische Prominenz steht zur Feuerwehr – Auch LFV-Präsident Ralf Ackermann gratuliert

Friedberg (har). Ganz im Zeichen der Feuerwehr stand am Samstagabend die Stadthalle. Vor und neben der Halle konnten alle Fahrzeuge der Kernstadtwehr besichtigt werden und die meisten Besucher trugen eine blaue Uniform. Wer den Saal betrat, der blickte auf zahlreiche betagte Löschgeräte, zur Verfügung gestellt vom Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda, sowie auf die Darstellung eines aktuellen Einsatzes.

Grund war die akademische Feier, mit der die Kernstadtwehr den Veranstaltungsreigen zu ihrem 150-jährigen Jubiläum eröffnete. Die Gäste wurden im Foyer mit einem Glas Sekt begrüßt und für die musikalische Einstimmung sorgte die Stadtkapelle unter der Leitung von Guido Rotter mit Märschen und einem Musical-Medley.

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Historische Löschgeräte aus dem Feuerwehrmuseum in Fulda und eine aktuelle Einsatzdarstellung.

Durch den knapp dreistündigen Festakt führte „Nicht-Feuerwehrmann“ Mathias Schäfer, der als „Friedberger Ureinwohner“ mit seinen Kindheitserinnerungen den Abend humorvoll eröffnete. Immer wieder lockerte Schäfer die Veranstaltung mit Gedichten und Geschichten rund um die Feuerwehr ebenso auf wie die Stadtkapelle mit ihren Vorträgen, darunter einem Beatles-Medley und Melodien aus Italien.

Lange dauerte die Begrüßung der Ehrengäste, darunter Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender, Bürgermeister Michael Keller, der Erste Stadtrat Peter Ziebarth, der 1. Kreisbeigeordnete Helmut Betschel-Pflügel, der stellvertretende Kreisbrandinspektor Michael Kinnel und Stadtbrandinspektor Michael Stotz.

Als erster Redner betonte Hollender, dass „die Mehrheit der Bevölkerung Vertrauen in ihre Wehr hat“. Diese stehe für Professionalität, hohe Leistungsfähigkeit und gute technische Ausrüstung. Für die Zukunft müsse es gelingen, die Brandvermeidung weiter zu verbessern, aber die Wehr müsse sich auch den „veränderten Rahmenbedingungen der Stadt stellen“, so Hollender, der abschließend allen städtischen Wehren versicherte, dass diese „die volle Unterstützung des Stadtparlaments für eine zukunftsfähige Wehr“ haben.

Der gerade aus China zurück gekehrte Bürgermeister Michael Keller stellte die nahezu einmalige ehrenamtliche Organisation der Wehren im deutschsprachigen Raum in den Mittelpunkt seiner Rede. „Wir als Stadt haben die Aufgabe den Brandschutz zu organisieren, aber ohne die über 200 aktiven ehrenamtlich tätigen Mitglieder in den sechs städtischen Wehren wäre dies nicht machbar.“ „Wenn wir Feuerwehren ausrüsten, dann tun wir dies für die Stadt und nicht für die Feuerwehr“, verteidigte Keller die oft kritisierten Ausgaben für die Wehren der Stadt. An Wagner übergab Keller „zehn Euro für jedes Jahr“. Da konnte der Erste Kreisbeigeordnete Helmut Betschel-Pflügel nicht mithalten. „Ich wäre gerne vor Keller dran gewesen, ich habe nur einen Euro pro Jahr dabei“, meinte er lachend. „Die Feuerwehren sind für mich der einzige Verein, der das Ziel hat, den Menschen selbstlos zu helfen“ erklärte der „Nachbar der Bruchenbrückener Wehr und da erlebe ich hautnah, wenn die Wehrmitglieder ihre Einsätze fahren“, so der Erste Kreisbeigeordnete.

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Vorsitzender Bernd Wagner (li) erhält von LFV-Präsident Dr. Ralf Ackermann ein Präsent.

Als Festredner konnte Schäfer mit Ralf Ackermann, dem Präsidenten der Internationalen Vereinigung des Feuerwehr- und Rettungswesens den höchsten Repräsentanten der europäischen Wehren begrüßen. Der 53 Jahre alte Verwaltungsdirektor ist ferner Vizepräsident des Deutschen und Präsident des Hessischen Feuerwehrverbandes und als Kreisbrandinspektor Leiter des Gefahren- und Gesundheitszentrums des Kreises Offenbach. Ackermann nutzte seine Rede für „ein deutliches Ja zur Freiwilligen Feuerwehr als untrennbarer Teil unserer Gesellschaft“. Er stehe aber auch zur Neuorientierung und Neubewertung der Wehren, nicht zuletzt mit Blick auf die demographische Entwicklung der Bevölkerung. Noch immer gebe es einerseits Probleme der Akzeptanz in der Öffentlichkeit und daher müsse „der persönliche Einsatz besonders heraus gestellt werden“, so der Rodgauer. Andererseits erwarte der Bürger, „wenn er die 112 wählt, dass die Feuerwehr sofort kommt und hilft“. Wichtiger Bestandteil in den Wehren müsse angesichts der ständigen Veränderungen und Neuerungen die Fortbildung sein, denn „Feuerwehr heißt lebenslanges Lernen“. Breiten Raum in der Arbeit der Wehren müssen daher die Öffentlichkeitsarbeit und die Nachwuchswerbung nehmen, denn die Feuerwehr ist für Ackermann ein „fester Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge“. Ackermann wandte sich gegen unverständliche Tendenzen in der EU, wie die Diskussion um die Arbeitszeit bei Feuerwehren. „Wir müssen aktiv mitgestalten, um zu verhindern, dass ohne uns gestaltet wird“ erklärte der Festredner abschließend und übergab als Präsent des Landesfeuerwehrverbandes ein Relief des Landes Hessen an Bernd Wagner, der seit 2004 als Wehrführer und Fördervereinsvorsitzender an der Spitze der Kernstadtwehr steht.

Der ehemalige Wehrführer Volker Müller führte die Gäste durch die Geschichte der Wehr, deren Vorläufer vor der Gründung 1862 „chronologisch ein richtiges Problem sind“. Mit statistischen Zahlen aus dem letzten Jahr, einem Überblick über den Fahrzeugpark und die vielen Aktivitäten stellte Bernd Wagner die „Feuerwehr heute“ vor.

Anschließend überraschte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Bernd Fleck seinen Vorsitzenden mit einer Laudatio, in der er die Arbeit und das Engagement „unseres relativ jungen Wehrführers“ lobte und übergab ihm ein Weinpräsent. „Das stand jetzt nicht im Ablaufplan, darüber müssen wir uns im Vorstand noch unterhalten“, meinte Wagner lachend.

Der stellvertretende Kreisbrandinspektor Michael Kinnel wies in seiner Ansprache auf die immense Arbeit im Vorfeld eines solchen Jubiläums hin „und das wird dann noch so nebenbei bewältigt“. „Schnell wie die Feuerwehr ist nicht nur ein Sprichwort, denn alle Frauen und Männer, die heute Abend Uniform tragen, schützen uns alle und sind bereit für andere ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen“. Zusammen mit Bürgermeister Michael Keller und Bernd Wagner nahm Kinnel dann eine Reihe von Ehrungen vor. Gleich ein Dutzend Wehrmitglieder hatten die Voraussetzungen für das Hessische Leistungsabzeichen in verschiedenen Stufen erfüllt. Es waren Valentin Gangur und Sebastian Lang (beide Silber), Tim Becker, und Rene Marcel Damm (beide Bronze), Timo Knaupp, Sven Weil, Claudio Seipel, Michael Schlierbach, Patrick Müller und Peter Leßke (alle Eisen).

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Für 25 Jahre Mitgliedschaft im Feuerwehrverein erhielt Ralf Höhmann das Ehrenzeichen des Bezirksverbands in Bronze. Zusammen mit Oliver Philipp wurde Höhmann für 25 Jahre aktives Mitglied in der Einsatzabteilung mit dem Brandschutzehrenzeichen in Silber des Landes Hessen ausgezeichnet. Das silberne Ehrenzeichen des Bezirksverbands sowie das goldene Brandschutzehrenabzeichen des Landes für 40-jährige Mitgliedschaft und 40 Jahre aktiv in der Einsatzabteilung erhielten Volker Müller und Johannes Langsdorf.

20120424_Fbg_150J-7626Die für 25- oder 40-jährige aktive Mitgliedschaft ausgezeichneten Feuerwehrleute
mit Wehrführer Bernd Wagner (li), stellv. KBI Michael Kinnel (2. v.re.) und SBI Michael Stotz (re).

Dass auch der Nachwuchs der Wehr erfolgreich ist, hatten Till van Bömmel, Jan Eckhardt, Lea Höhmann und Fabienne Phillipp bewiesen. Sie erhielten von Bernd Wagner die Jugendflamme, Stufe eins, und da gab es viel Beifall für den Feuerwehrnachwuchs. Stadtbrandinspektor Michael Stotz überbrachte kurz die Grüße aller Stadtteilwehren. Ihm folgten Gratulanten der Wehren aus Bad Nauheim, Reichelsheim, Büdingen und dem nordhessischen Heringen (Werra), mit dem die Kernstadtwehr seit mehreren Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist.

Mit einem Ausblick auf die weiteren Festveranstaltungen, wie dem Tag der offenen Tür am 12. August, beendete Wagner die Festveranstaltung. Zuvor war  Hendrik Hollender noch einmal spontan ans Mikrofon geeilt, um allen, die an der Durchführung der Veranstaltung beteiligt waren, zu danken und um für eine Mitgliedschaft im Förderverein zu werben.

Text und Bilder: Harald Schuchardt