03.02.2014 - Die Schöpfungsgeschichte von Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann

 Von Pfarrer Heinz Weber - Evangelische Kirchengemeinde Echzell

Als der liebe Gott den Feuerwehrmann und die Feuerwehrfrau schuf, machte er bereits am sechsten Schöpfungstag Überstunden. Da erschien ein Engel und sprach: „Morgen, am Sonntag wolltest Du doch frei machen. Komm, es ist schon fünf vor zwölf. Mach Schluss für heute.“

„Das muss noch fertig werden!“ antwortete Gott. „Ein ganz wichtiges Modell! Weißt Du, wenn das nicht am siebten Tag fertig und bereit ist, können die anderen Geschöpfe auch nicht so recht und beruhigt  Sonntag feiern! Schau hier – das ist gar nicht leicht: Er soll pflegeleicht sein und doch stabil. Er soll Nerven wie Drahtseile haben und nicht so dünnhäutig sein, muss aber mit Einsatzanzug in einen Golf passen. Er soll zupacken können und gleichzeitig sanft Kätzchen von Bäumen locken. Er soll sich gleichermaßen aufrecht im Anzug und gebückt im Einsatz halten können. Er braucht einen guten Riecher, wo es in einem brennenden Haus noch jemanden zu retten gibt und einen nicht zu empfindlichen Geruchssinn mitten im Qualm. Er soll Mut zusprechen an Unfallorten und Tacheles reden, wo sich jemand mit Leichtsinn in Gefahr bringt. Er muss sofort auf Hochtouren funktionieren wenn er gerufen wird und soll gelassen bleiben, wenn er mal alles stehen und liegen gelassen hat und dann doch nur Fehlalarm war. Er sollte…“

„Stopp!“ rief der Engel dazwischen. „Das ist ein bisschen viel auf einmal!“

„Stimmt!“ pflichtete Gott dem Engel bei. „Deshalb habe ich eine riesige Portion Kameradschaft eingebaut. Das Modell funktioniert nur im Team optimal.“

„Ich sehe, Du hast an alles gedacht. Respekt! Wenn das Modell in Serie geht, wirst Du dafür viel Lob einfahren, Gott. ‚Dir zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr‘ – das wäre doch ein Slogan für Dein Modell Feuerwehrmann und Feuerwehrfrau.“

„Nicht schlecht!“ grinste Gott. „Aber weißt Du: Wenn das Modell erstmal ab morgen im Einsatz ist, wird es ihm gehen wie mir.“

„Wie Dir?“ wiederholte der Engel mit fragendem Blick.

„Wie mir!“ antwortete der Schöpfer. „Wütet die Flamme in Deinem Haus, rufst Du nach Gott und der Feuerwehr aus. Ist aber gelöscht das Flammenmeer, so vergisst Du Gott und die Feuerwehr.“

„Hoffentlich kommt das nie so!“ sagte der Engel traurig. Dabei fiel sein Blick in das Gesicht von Gottes Prototypen. „Da ist ein Leck!“ sagte der Engel und fuhr mit dem Finger über die Wange des Modells. „Du hast doch zu viel in ihn reingepackt – die Hülle schließt nicht richtig.“

„Das ist kein Leck“, sagte Gott. „Das ist eine Träne.“

„Wofür?“ wollte der Engel wissen.

„Sie fließt bei Freude, Enttäuschung und Schmerz!“ antwortete Gott. „Das haben die Feuerwehrfrau und der Feuerwehrmann nötig – ein Überlaufventil!“

„Du bist genial!“ staunte der Engel. „Dann kann ja Sonntag werden!“

Und Gott blies seinem Feuerwehrmann und seiner Feuerwehrfrau Atem ein und setzte sie in die Welt. „Jetzt kann Sonntag werden!“

„Gott zur Ehr‘ und dem Nächsten zur Wehr!“ rief der Engel fröhlich und in der Ferne läuteten die ersten Glocken.

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Pfarrer Heinz Weber

Bild: Thomas Wettig, FF Gettenau