22.12.2015 - Reichelsheim-Heuchelheim - Die Zukunft der Heuchelheimer Feuerwehr liegt in der Kooperation. Das teilten Vereinsvorsitzender Bernd Mayer und Wehrführer Oliver Günther während der Jahreshauptversammlung am Freitag mit.

Noch im vergangenen Jahr traten Mayer und Günther für den Neubau eines Feuerwehrhauses ein. Der Förderbescheid des Landes lag bereits vor. Dann zogen die Verantwortlichen die Reißleine – sie verzichteten auf die Baupläne. »Wir haben noch 16 Aktive in der Einsatzabteilung, von denen sechs kurz vor ihrem 60. Geburtstag stehen«, sagte Günther. Vier der Aktiven seien zwischen 40 und 50 Jahre alt, zwei zwischen 30 und 40 und vier zwischen 20 und 30. »Seit einem Jahr arbeitet unsere Jugendfeuerwehr gut mit der Reichelsheimer Jugendfeuerwehr zusammen, zu unseren Löschzwergen kommen Kinder aus Reichelsheim, Blofeld und Echzell, wir wollen künftig die Zusammenarbeit vertiefen«, sagte Mayer.

Ab Januar übt die Einsatzabteilung gemeinsam mit den Reichelsheimer Kameraden. »Dazu kommt, dass auf Stadtebene ergebnisoffen über neue Strukturen der Feuerwehren diskutiert wird.« Daher hätten die Heuchelheimer auf den Neubau verzichtet. Allerdings sei es für den Übergang nötig, ins fast 45 Jahre alte Domizil zu investieren, um die gröbsten Mängel zu beseitigen: Sicherere Elektrik und Türen, die Löcher im Flachdach beseitigen, zählte Mayer auf.

20 000 Euro für Mängelbeseitigung

Stadtverordnetenvorsteherin Lena Herget berichtete, dass dafür 20 000 Euro im Etat eingestellt seien. Die Stadt gebe zudem 50 000 Euro für den Diskussionsprozess mit Planungs- und Gutachterkosten zur Zusammenlegung der Stadtteilwehren aus. »Ich finde es gut, dass alle sechs Wehren an einem Tisch sitzen und gemeinsam über die Zukunft sprechen«, sagte Herget.

Vom Gutachten erhoffe sie sich, dass nicht nur die betriebswirtschaftlichen Aspekte beleuchtet werden. »Sondern auch die Zukunft des Vereinslebens, die Feuerwehr ist in unseren kleinen Stadtteilen mehr als nur eine Organisation mit der Aufgabe bei Bränden, Unfällen, Überschwemmungen und ähnlichen Ereignissen Hilfe zu leisten, sie ist ein Ort der Kultur und Feste und vor allem der Integration.«

Diese Diskussion sei kein Prozess für sechs Monate, sagte Bürgermeister Bertin Bischofsberger. »Es ist wichtig, dass sich die Wehren bereiterklärt haben, in Zeiten, in denen Einsatzkräfte und Nachwuchs fehlen, gemeinsam über die Zukunft zu diskutieren.«

Vize-Stadtbrandinspektor Bernd Philippi dankte den Heuchelheimern, dass die Wehr auf den Neubau verzichtet, das spare der Stadt rund 1 Million Euro. »Wir sind derzeit mit den Feuerwehren in einer Entwicklungsphase. Wenn wir die Wehren bewahren wollen, müssen wir vieles verändern.« Gemeinsam mit der Feuerwehr-Agentur werde beraten, wie es weiter gehen könne. Nach der ersten Diskussion sei mehr als die Hälfte der Wehren für einen gemeinsamen Stützpunkt eingetreten, Dreiviertel sei für Veränderungen. Philippi: »Es muss uns gelingen, die Menschen mitzunehmen. Was nützt ein Stützpunkt, wenn wir niemanden mehr haben, der die Geräte bedienen will und kann?«

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20 000 Euro wird die Stadt ins Heuchelheimer Feuerwehrhaus investieren.
Die Türen sind unsicher, die Elektrik marode, durchs Dach regnet es rein.

Text und Bild: Ines Dauernheim, freie Journalistin