18.01.2010 - Reichelsheim-Weckesheim - Es riecht nach altem Papier. Der Beamer projiziert das älteste vorhandene Protokoll einer Feuerwehrvorstandssitzung an die Wand. Beschriftete Schuhkartons stehen auf dem Tisch, darin sind Fotos gestapelt. In Kisten liegen weitere Fotoalben, Beitragsheftchen, Protokollbücher. Die Freitagsrunde im Feuerwehrhaus sammelt, sichtet, sortiert, um ein Bildband über 75 Jahre Feuerwehr in Weckesheim zusammenzustellen.

Heinz-Willi Lindt, Paul Thörmer, Dieter Mößer und Dieter Genz wissen genau, wie das Werk aussehen soll. 96 Seiten stark, mit vielen Fotos und Infos über ihre Wehr. Heute sind auch Ludwig Rieß und Gerhard Lung gekommen. Sie sollen erzählen, was sie aus den Anfangsjahren der Feuerwehr wissen. »Von 1935 bis 1950 haben wir keine Unterlagen gefunden«, erklärt Genz. Nun werden die Veteranen befragt, damit das Wissen über die ersten Jahre der Wehr nicht verloren geht.

Froh, dass sich die Alters- und Ehrenabteilung an dieses Puzzlewerk heranwagt, sind die heutigen Verantwortlichen der Wehr: Michael Paulencu, Thomas Piee, Karl-Heinz Rieß und Roland Lindt. Sie stimmen sich mit den Senioren ab und informieren über den Teil des Jubiläumsjahres, den sie verantworten: Festkommers mit großem Zapfenstreich, Übung und Tag der offenen Tür am Sonntag, »Teich in Flammen« mit Feuerwerk, »Spiel ohne Grenzen« der Feuersalamander und das Festwochenende vom 18. bis 20. Juni. »Bis dahin ist das Buch fertig«, verspricht Genz.

Das Raster, wie das Werk aussehen soll, steht. Mit Texten und Grafiken wollen die Senioren die Geschichte ihrer Wehr darstellen, dazu ganz viele Bilder von Einsätzen, Übungen, der Ausrüstung, aber auch von den Vereinsaktivitäten wie der Feldküche oder den Familienabenden zur Fastnacht. Sie sortieren die Fotos in die Kästchen mit den Aufschriften »Jugend«, »Wettkämpfe«, »Lehrgänge«, »Jubiläum«, »Fasching«, »Geräte«, »Übungen« und »Jugendspiele«. Immer wieder halten sie inne, staunen, wie sich die Ausrüstung gewandelt hat. »Wie durcheinander wir 1969 angezogen waren«, wundert sich Heinz-Willi Lindt. Über jedes Bild wird geurteilt: Ist es gut genug fürs Buch, ist das Motiv interessant? Wird eines nicht ausgewählt, verschwindet es nicht. »Wir zeigen alle beim Festkommers«, verspricht Genz.

»Es gab schon vor 1935 eine Feuerwehr in Weckesheim«, sagen die Feuerwehrleute. Irgendwer habe die Druckspritze, Baujahr 1890, und die Handspritze, Baujahr 1905, bedient. Noch heute werden diese historischen Löschhilfen zu Festen und Umzügen gezeigt. Unterlagen aus dieser Zeit waren nicht aufzutreiben. Nur die Erzählungen von Otto Rieß II. und Rudolf Strebert, an die sich die Älteren noch erinnern. Die beiden längst verstorbenen Feuerwehrmänner berichteten, sie hätten 1935 die freiwillige Feuerwehr gegründet. Die Organisationsform sei vorher eine andere gewesen, eine Pflichtfeuerwehr, vermutet die Freitagsrunde. Mitte der 1930er Jahre wollten die Gründer wohl die Freiwilligkeit in den Vordergrund rücken, meint Lindt. Die Bergleute, die in Weckesheim wohnten, waren in der Grubenwehr organisiert und brauchten in der Gemeinde nicht in der Pflicht-Feuerwehr zu dienen.

Gefeiert haben die Wehrleute daher immer das Gründungsjahr 1935. 1965 und 1985 luden sie ein, stellten Festschriften zusammen und boten ein umfangreiches Programm, daran können sich die Senioren noch gut erinnern. »Von Feier zu Feier sind immer weniger Veteranen dabei«, sagt Thörmer. Nun sollen diese Erinnerungen Einzug in den Bildband halten. Bis Ende April wollen sie fertig sein, damit pünktlich zum Fest im Juni der Verkauf starten kann.

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Immer freitags treffen sich die Feuerwehrsenioren in Weckesheim, um einen Bildband über
ihre Wehr zusammenzustellen. Zum Sichten der Bilder gesellen sich zum Team auch
ältere Feuerwehrmänner sowie die Aktiven (v. l.): Heinz-Willi Lindt, Ludwig Rieß, Dieter Genz,
Dieter Mößer, Paul Thörmer, hinten von links: Michael Paulencu, Thomas Piee, Gerhard Lung,
Karl-Heinz Rieß und Roland Lindt.


Die Weckesheimer Wehr feiert
Gleich an fünf Terminen wird das 75-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Weckesheim gefeiert. Mit einem Festkommers und Zapfenstreich startet die Wehr am Samstag, 20. März. Vom Bürgerhaus bis zum Feuerwehrhaus werden die Fackelträger beim Zapfenstreich ziehen. Die musikalische Leitung liegt bei Petra Winter, der Dirigentin des Feuerwehr-Musikzuges Blofeld. Den Zapfenstreich spielen die Blofelder gemeinsam mit dem Musikcorps aus Dorheim. Zum Tag der offenen Tür lädt die Feuerwehr für Sonntag, 18. April, ins Gerätehaus ein. An diesem Tag zeigen die Aktiven ihr Können in einer Übung. Am Samstag, 15. Mai, heißt das Motto »Teich in Flammen«, dann wollen die Wehrleute beim Fest am Anglerteich mit einem Feuerwerk glänzen. Sportlich wird’s am Samstag, 5. Juni: Dann tritt der Nachwuchs, die Bambinis im Alter von sechs bis zehn, zum »Spiel ohne Grenzen« am Feuerwehrhaus an. Vom 18. bis 20. Juni wird das 75-jährige Bestehen mit allerlei Programm im Festzelt am Feuerwehrhaus gefeiert. Im Jubiläumsjahr organisiert die Truppe, wie schon seit 1982, zur Fastnacht den Familienabend - los geht’s am Freitag, 22. Januar, um 20.11 Uhr im Bürgerhaus mit der Feierabendsitzung. Am Samstag, 23. Januar, 20.11 Uhr heißt das bunte Treiben »Kostümsitzung«. Den Abschluss der Kampagne bildet am Sonntag, 7. Februar, 14.11 Uhr der Kinderfasching im Bürgerhaus.

Quelle: Wetterauer Zeitung online vom 18.01.2010