03.11.2016 - 18 Verletzte nach schwerem Busunglück – Feuerwehr Karben übt den Super-GAU

Karben - Eine schwarze Rauchwolke auf der neuen Nordumgehung in Karben ist weithin sichtbar. Ein brennendes Auto, ein weiteres liegt auf dem Dach, ein Bus, besetzt mit schreienden Fahrgästen. Verletzte, teilweise eingeklemmt, schreien um Hilfe.
 
Frontal sei ein Pkw auf der Nordumgehung, Höhe der Abfahrt Okarben in einen Bus geknallt, so die Meldung. Durch die Wucht des Aufpralls verletzten sich die Fahrgäste. Ein Auto hinter dem Bus konnte nicht mehr bremsen und fuhr auf. Zwei weitere Fahrzeuge können ebenfalls nicht ausweichen, kommen ins Schleudern und fliegen über die Leitplanke die Böschung hinunter. Ein Auto fängt sofort Feuer, das andere bleibt auf dem Dach liegen.
 
Ein Horrorszenario für jeden Helfer, doch die Karbener Feuerwehr ist nun vorbereitet. Vorbereitet in der Hoffnung, dass diese Übungslage nie eintreten wird. In wenigen Wochen soll die neue Umgehungsstraße „Nordumgehung Karben“ eröffnet werden. Eine Erleichterung für viele Pendler, eine Entlastung für viele Karbener Bewohner. Doch gleichzeitig auch ein neuer Gefahrenpunkt, wie Bürgermeister Guido Rahn, der sich ein Bild vor Ort machte, die Strecke nannte. „Solche realitätsnahe Übungen sind wichtig“, so Rahn. Bei der Strecke könnten aufgrund zu hoher Geschwindigkeit oder Unachtsamkeit schnell schlimme Unfälle passieren.
 
Grund genug für Stadtbrandinspektor Christian Becker noch vor der Eröffnung einmal richtig zu proben. Zu einem bloßen „Feuer löschen“ fahren die Brandschützer schon lange nicht mehr. Seit mehreren Jahren steigt die Anzahl der Hilfeleistungseinsätze. Und gerade bei Verkehrsunfällen kommt es meist auf jede Sekunde an. Jeder Handgriff muss sitzen. Zu realen Bedingungen hierfür extra eine Straße zu sperren kommt eher selten vor. Da bietet sich eine noch nicht eröffnete Bundesstraße an.

Gegen 15.05 Uhr wurden alle sechs Stadtteile der Feuerwehr Karben, sowie das Deutsche Rote Kreuz alarmiert. In ganz Karben heulten die Sirenen. Nach nur etwas mehr als drei Minuten traf Stadtbrandinspektor Christian Becker und sein Stellvertreter Christoph Häusler vor Ort ein, das erste Löschfahrzeug noch nicht einmal acht Minuten nach der Alarmierung. „Alles in der Hilfsfrist“ weiß Becker „wenn man bedenkt, dass die Feuerwehrleute von zu Hause erst in ihr Gerätehaus müssen, sich dort umziehen und dann losfahren.“ In Hessen gilt eine Hilfsfrist von zehn Minuten. Nach 15 Minuten waren zwölf Fahrzeuge, sowie rund 80 Kräfte der Feuerwehr Karben und acht Fahrzeuge vom Roten Kreuz vor Ort. Zügig wurden mehrere Einsatzabschnitte gebildet. Trotz der Schreie ließ sich niemand aus der Ruhe bringen. Routiniert und mit einer hohen Professionalität gingen die Einsatzkräfte an die Sache. „Patienten sind in so einer Ausnahmesituation im völligen Stress, da können wir uns keine Hektik oder zusätzliche Panik erlauben“ so Becker. Aber auch eingeklemmte Personen mussten aus Fahrzeugen befreit werden. Doch auch hier saß jeder Handgriff.
 
Marco Wieja vom Roten Kreuz, das mit insgesamt 20 Kräften vor Ort war, zählte am Ende 18 zum größten Teil leicht Verletzte. „Wir wollten hier unter anderem das Zusammenspiel zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst testen“, gab Becker bekannt, „aber auch die Kommunikation der einzelnen Wehren untereinander.“ Bürgermeister Rahn fand die Idee und die Ausführung der Übung „klasse“. Auch der stellvertretende Kreisbrandinspektor Michael Kinnel war als Beobachter bei der Übung dabei. Seine Feuerwehr sei gut aufgestellt, so Rahn. Er erhofft sich mehr solcher Übungen, um Kleinigkeiten noch besser zu optimieren. Rahn wünscht sich, dass die Feuerwehr professionell vorbereitet ist, sprach sogar von einer Nachtübung. „Nachts hat man andere Eindrücke und zusätzliche Aufgaben, wie das Ausleuchten“, so der Bürgermeister.
 
„Wir wissen nicht, was uns die Nordumgehung bringt“, sprach Becker. Alles in allem, war er sich jedoch sicher, hat alles gut funktioniert. Auch sein Stellvertreter Christoph Häusler war zufrieden. „So eine Übung zu planen und durchzuführen ist immer eine Herausforderung. Dabei will man es so realitätsnah wie nur möglich durchführen. Das war sie definitiv.“ Becker dankte ausdrücklich der Feuerwehr Bad Vilbel und Dortelweil für die Vorbereitung und Technik, sowie den zahlreichen „Verletzten“.

Text und Bilder: Christian Becker, SBI Karben

Bildergalerie der Übung

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