30.06.2015 – Gemeinde stellt Krisenmanagementplan vor
Ranstadt - „Wir wollen keine Panik machen, nur Denkanstöße geben“ hatte Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel den Hintergrund der Info-Veranstaltung „Bevölkerungsschutz und Selbstvorsorge“ dieser Tage im Bürgerhaus Ranstadt begründet. Fast genau vor einem Jahr war Ranstadt Opfer von Überflutungen geworden. Jetzt stellte man den Krisenmanagementplan der Gemeinde vor. Und die Rathauschefin erhielt ein Riesenlob von Hagen Vetter, dem obersten Katastrophenschützer im Wetteraukreis. Vetter ist Fachdienstleiter „Zivilverteidigung und Katastrophenschutz“ im Landratsamt. „Sicher sein – richtiges Handeln in Notsituation“ sei ein offensiver Umgang mit dem Thema. Ranstadt ist aus Kreissicht die erste Kommune im Wetteraukreis, die diese Sache so beherzt angehe, hob Vetter hervor. Alle Kommunen im Wetteraukreis hätten Notfallpläne, aber keine redet darüber und bezieht auch noch die Bürger mit ein.
Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung der Gemeinde im Bürgerhaus Ranstadt zur Vorstellung des Krisenmanagementplans
Kein Wunder, so Reichert-Dietzel, sei der Selbstschutz der Bevölkerung doch eigentlich Verpflichtung für jeden Bürger und jede Bürgerin. Vorbereitet sein auf das Unvorbereitete? Wer kann das schon von sich sagen? Wer hat Lebensmittel und Wasser für zwei Wochen bevorratet? Wer hat im Evakuierungsfall innerhalb von fünfzehn Minuten Bargeld, Kleidung, Hygieneartikel, verordnete Medikamente, Schmerzmittel und die wichtigsten Papiere griffbereit? Was sind überhaupt die wichtigsten Papiere?
Vetter gab mehrfach Denkanstöße zur Vorsorge, auch wenn der Fall der Fälle wohl nie eintreten werde. „Doch das ist nicht die Frage des ob, sondern des wann und wo“. Und dabei gehe es in unseren Breiten nicht um Erdbeben oder Meteoriteneinschläge. Er dachte zurück an den Flugzeugabsturz bei Wölfersheim oder die Massenkarambolage auf der A45 im Schneetreiben. Als Horrorszenario wertete er bereits einen mehrtägigen Stromausfall. Heizungen und Kühlschränke fallen aus, Geldautomaten und Tankstellen funktionieren genauso wenig wie Kassen in Supermärkten oder Handys. Ein Super-GAU.
Die Gemeinde Ranstadt habe die Aufgabe über ihren Gefahrenschutz aufzuklären, brachte es Reichert-Dietzel auf den Punkt und stellte die hochkarätige Runde vor, die ihr Kommen ermöglicht hatte. Neben Gemeindebrandinspektor Volker Meub, den sie stellvertretend für ihre Ranstädter Brandschützer begrüßte, freute sie sich über Michael Ruppert vom Malteser Hilfsdienst, Heinz Euler von der Verkehrswacht, Gregor Rettinghaus von der Notfallseelsorge, Georg Schäfer vom Deutschen Roten Kreuz, Michael Kinnel als stellvertretenden Kreisbrandinspektor sowie die Stadtbrandinspektoren der Nachbarstädte, Lars Henrich aus Ortenberg und Michael Paulencu aus Reichelsheim.
Großer Bahnhof für die Infoveranstaltung zum Ranstädter Krisenmanagement: Michael Paulencu (Stadt Reichelsheim), Michael Kinnel (Stellvertretender Kreisbrandinspektor), Gemeindebrandinspektor VOlker Meub, Michael Ruppert (Malteser Hilfsdienst), Georg Schäfer (DRK), Heinz Euler (Verkehrswacht), Gregor Rettinghaus (Notfallseelsorge), Hagen Vetter (Wetteraukreis), Bürgermeisterin Cäcilia Reichert-Dietzel, Lars Henrich (Stadt Ortenberg) und Herbert Schneider (von links), der für die Ausstellung in und vor dem Bürgerhaus verantwortlich zeichnete.
In ihrer gemeinsam mit Meub dargebrachten Präsentation maßen beide dem Absatz 3 des ersten Paragraphen des „Hessischen Gesetzes über den Brandschutz, die allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz (HBKG)“ besondere Bedeutung bei. Dort steht, dass „der Brandschutz, die allgemeine Hilfe und der Katastrophenschutz den Selbstschutz der Bevölkerung durch die im öffentlichen Interesse gebotenen behördlichen Maßnahmen ergänzen“ soll. Der Selbstschutz sei also oberste Bürgerpflicht.
Die rund 50 anwesenden Bürgerinnen und Bürger erfuhren, wie Notrufe abgesetzt werden und wie man über Schadenslagen informiert wird. Beide warben für den Erwerb von Kenntnissen in Erster Hilfe oder dem Gebrauch von Feuerlöschern, die Beachtung von Baulichen Anforderungen beim Eigenheim und empfahlen aktuellen Impfschutz und Vorräte an Sandsäcken. Wer Wetterberichte und Nachrichten verfolgt, kann Großschadenslagen wegen Unwettern begegnen. Reichert-Dietzel abschließend: „Die Gemeinde Ranstadt will den größtmöglichen Schutz für ihre Bevölkerung sicherstellen. Dazu gehört die Aufgabe sich mit dem zu befassen, womit man nicht rechnet, und die Menschen auf ihren Selbstschutz hinzuweisen“. Nach Ausführungen von Heinz Euler zu Verkehrsunfällen überschrieb Michael Ruppert von den Maltesern seinen passenden Vortrag mit „Besser, wenn man vorbereitet ist“. Er sprach über Hilfs- und Meldefristen, das Üben der Selbsthilfe durch auffrischende Erste-Hilfe-Kurse und erzeugte ein Raunen in den Reihen, als erfragt wurde, wer die stabile Seitenlage demonstrieren könne. Einsatz und Standorte von Defibrillatoren sprach er genauso an, wie die breit gefächerten Empfehlungen des „Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“ zur Notfallvorsorge. Geworben wurde außerdem für Checklisten zur Vorbereitung auf das Unvorhersehbare und das Warnsystem fürs Mobiltelefon „KatWarn“.
Die Ranstädter Feuerwehren stellten ihre Fahrzeuge aus, die im Brandfall zum Einsatz kommen. Gemeindebrandinspektor Volker Meub (links) verfolgt den Aufbau mit Zufriedenheit
Beim Blick hinter die Kulissen konnte man auch erfahren, was die Ersthelfer "First Responder" in ihrem "Marschgepäck" mitführen
Text: Anika Schmid, Gemeindeverwaltung Rantstadt
Fotos: Stephan Lutz