16.10.2008 - Sieben Einsätze hielten die jungen Feuerwehrleute auf Trab

Bleichenbach - „Personen aus brennendem Waggon gerettet und an Rettungsdienst übergeben; Feuer aus!“ So lautete die Meldung des Gruppenführers nach Beendigung des ersten Einsatzes im Rahmen der 24 Stunden-Übung der Jugendfeuerwehr Bleichenbach. Alle zwei Jahre üben die jugendlichen Feuerwehrleute den Ernstfall.

Im Rahmen eines Wochenendes hatten die Feuerwehrleute, aufgeteilt in zwei Gruppen, zahlreiche Einsatzszenarien zu bewältigen. Als ein absolutes Highlight, so die einhellige Meinung der Jugendlichen, war der Einsatz am Bahnhof Stockheim. Nach der Zustimmung der Stockheimer Wehrführung stand der Notfallmanager Becker der DB AG mit Rat und Tat zur Seite.

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Alle blicken gespannt in Richtung geöffnete Fenster, um die Wirkung des Lüfters zu beobachten.
Um die Übung noch realistischer zu gestalten organisierte Becker Schienenfahrzeuge. Ein Waggon wurde verraucht und vier „Opfer“ mussten gefunden und gerettet werden. Keine leichte Aufgabe, zumal die Jugendfeuerwehrleute nichts von alle dem ahnten, als sie gerade dabei waren ihre Betten im Feuerwehrhaus vorzubereiten. Der Alarmton wurde per Lautsprecher in alle Räume mit der anschließenden Durchsage „unklare Rauch-entwicklung am Bahnhof Stockheim“  übertragen.

Die Attrappen der Atemschutzgeräte haben mit dem tatsächlichen Gewicht eines Gerätes für die Einsatzabteilung nichts gemein, trotzdem kamen alle mächtig ins Schwitzen. Als die „Opfer“ gefunden und an den Rettungsdienst übergeben waren, der freundlicherweise vom Deutschen Roten Kreuz aus Bleichenbach gestellt wurde, konnten alle aufatmen und sich eine kleine Verschnaufpause gönnen.

Jetzt kam der neue Überdrucklüfter zum Einsatz und die Jugendlichen staunten nicht schlecht wie schnell und effektiv ein Waggon belüftet werden kann und jeglicher Rauch wie „weggeblasen“ ist. Gerne nutzten die Jugendfeuerwehrleute die Gelegenheit um hinter die Kulissen der Bahn zu schauen. Sie besichtigten eine Diesellok und ließen sich die Technik im Stellwerk erklären.

Feuerwehrleute müssen sich fit halten, also war Sport angesagt und alle konnten sich mal so richtig austoben. Nachtruhe war ein heißer Tipp, dem die Einsatzkräfte nur teilweise folgten. Sie wussten ja auch noch nicht, dass bis 16 Uhr des nächsten Tages noch sechs Einsätze folgen sollten.

Fehlalarm, Technische Hilfeleistung „Schlüssel im Gully“ und eine Ölspur waren eigentlich Routineeinsätze, die abgearbeitet wurden. So langsam machte sich Müdigkeit breit. Aber trotzdem waren alle mit vollem Eifer bei der Sache, zumal ein Gefahrgutunfall gerade als Alarmmeldung hereinkam.

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Dank dem Rettungsdienst konnte Christian Cimander schnell wieder den Dienst aufnehmen.
Jetzt konnten alle zeigen, dass die letzten Übungsstunden nicht umsonst waren. Ein Fahrzeug mit Anhänger hatte einen Behälter geladen, der undicht war. Eine rote Flüssigkeit lief aus und markierte den „gefährlichen“ Stoff. Dreihundert Liter drohten auszulaufen, jetzt war Eile geboten! Stockdunkle Nacht, es musste schnellstmöglich Licht her, das die Gruppe des LF 16 aufbaute. Die Gruppe des LF 8 ausgerüstet mit „Atemschutz“ baute aus Steckleiterteilen und einer Plane ein Auffangbecken auf. Die Flüssigkeit konnte aufgenommen werden, der GABC-Zug wurde durch die Übungsleitung „nachgefordert“. Plötzlich entstand Aufregung, einer der Feuerwehrleute war zusammengebrochen. Der Gruppenführer reagiert und fordert bei der Übungsleitung einen RTW und ein NEF nach. Das NEF war nicht verfügbar, aber der RTW traf kurze Zeit später ein und übernahm den „Patienten“.

Zwei Stunden Schlaf, der diesmal dankend und sofort angenommen wurde, standen zur Verfügung, bevor das Frühstück anstand. Feueralarm im Haarefeld, so lautete die nächste Alarmierung. Alle sprangen auf die Fahrzeuge und die Einsatzabteilung der Feuerwehr Bleichenbach hatte an diesem Sonntag Übungsdienst. Eine tolle Unterstützung, zumal sich die jungen Brandschützer immer schon einmal eine Übung mit den „großen“ gewünscht hatten. Aber es kam noch toller, Florian Ortenberg 22 hatte mit Ehrhard, Christian und Marcel Zahn, sowie Janina Gutmann die Wasserversorgung in der Feldgemarkung sichergestellt. Der RTW wurde ebenfalls mit alarmiert, sodass die Zugstärke schon überschritten war. Die Jugendlichen profitierten vom Know How der Profis. Das kontrollierte Abbrennen der Strohballen war hier die Taktikvorgabe.
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Abgekämpfte aber glückliche Feuerwehrleute beim Gruppenfoto mit allen Akteuren.

Ein weiterer Standardeinsatz war die angeforderte Tragehilfe. Florian Bleichenbach 42 rückte zur gleichen Zeit zu einer technischen Hilfeleistung zum Kinderspielplatz am Pfarrhaus aus. Eine Person galt es aus einer Notlage zu befreien. Pfarrer Jan Spangenberg verfolgte mit seinem Sohn Christian als „Zaungast“ das fachkundige Vorgehen der jungen Feuerwehrleute.

Das Mittagessen war so zwischendrin eher Nebensache. Die Übung schien sich dem Ende zu neigen, zumal die Betten schon abgebaut wurden, als plötzlich wieder die Alarmtonfolge erklang. Diesmal folgte die Durchsage: „Person in Schacht an der Saugstelle Lutherhof!“ Also wieder ausrüsten und ab in die Fahrzeuge. Auf der Anfahrt wurden schon die „Atemschutzgeräte“ angelegt und die Einteilungen der Mannschaft vorgenommen. An der Einsatzstelle angekommen erwartete die Jugendfeuerwehrleute ein wild gestikulierender Arbeitskollege des Verunfallten. „Plötzlich hat der nichts mehr gesagt und war weg“, so seine Aussage. Der Gruppenführer befahl den Einstieg in den Schacht und ließ ein Atemschutzgerät zur Frischluftversorgung in den Schacht reichen.

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Vorbereitung der Schachtrettung, hier saß jeder Handgriff.
Die andere Gruppe nahm die vierteilige Steckleiter und ein Standrohr vor. Hier bewährte sich das Üben mit Fabian Schäfer und Michael Zille, hatten sie doch das bauen einer Bockleiter mit Standrohr zur Schachtrettung mit den Jugendlichen vorher eingehend geübt. Übung macht den Meister und das trug hier Früchte. Ruck Zuck war die Bockleiter fertig und die Rettung konnte eingeleitet werden. Der RTW stand bereit und auch hier konnte der Patient erfolgreich gerettet an die Besatzung übergeben werden.

Die Abschlussbesprechung enthielt viel Lob für die außergewöhnlichen Leistungen, die die jungen Brandschützer unter Beweis gestellt hatten. Auch Burghard Emrich, stellvertretender Wehrführer, zollte den Jugendlichen Anerkennung. „Das war eine Leistung, die sich sehen lassen kann. Das habt ihr ganz toll gemacht“, so der Vizechef der Bleichenbacher Brandschützer. Stolz erfüllt ging es zurück zur Wache. Klarschiff machen war der letzte Auftrag an diesem Tag.

Viele, viele Helfer waren beteiligt und ein solches Wochenende ist ohne die Leute im Hintergrund nicht zu bewältigen. Ein ereignisreiches Wochenende ging zu Ende. Zufrieden und müde zogen das Betreuerteam vertreten durch Silvia Emrich, Sebastian Dreifert, Fabian Schäfer, Michael Zille und Florian Krause eine erfolgreiche Bilanz.

Text: Sebastian Dreifert