16.02.2008 - Vorsitzender Otfried Hartmann: "Sorgenvoll aber optimistisch blicken wir in die Zukunft"

Wetteraukreis - Wir schaffen zurzeit noch die an uns gestellten Aufgaben und wir schaffen sie gut. Dennoch zeichnete Kreisbrandinspektor (KBI) Otfried Hartmann bei der 36. Kreisverbandsversammlung der Wetterauer Feuerwehren in der Horlofftalhalle in Echzell ein recht düsteres Bild, als es um die Zukunft der Feuerwehren ging. Personal halten und gewinnen ist das Schlagwort. Die demographische Entwicklung gibt uns hier etliche Aufgaben auf.

Musikalisch eröffnet wurde die Versammlung durch den Musikverein Echzell, der unter der Leitung von Beate Fleischer stand. In seiner Eröffnungsrede konnte KBI Hartmann neben den Abordnungen von 122 Feuerwehren der 147 im Wetteraukreis vertretenen Feuerwehren auch zahlreiche Vertreter verschiedener Hilfsorganisationen, den Leitenden Notarzt Dr. Reinhold Merbs, Vertreter der Notfallseelsorge und die Kollegen KBI aus dem Hochtaunus- und Vogelsbergkreis begrüßen. Sein besonderer Gruß ging an den Ehrenvorsitzenden Günter Vogt und an KBI Gert Battenfeld, der als Vertreter des Landesfeuerwehrverbandes an der Versammlung teilnahm. Aus der Politik begrüßte er den Landtagsabgeordneten Klaus Dietz, den ersten Kreisbeigeordneten Oswin Veith, den Kreisbeigeordneten und Brandschutzdezernenten Ottmar Lich, sowie Abordnungen der im Kreistag vertretenen Parteien von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der Linkspartei.

 

Jahreshauptversammlung KFV
Stark vertreten bei der Kreisverbandsversammlung waren die Vertreter der Kreispolitik und Ehrengäste.

Nach einer würdevollen Totenehrung dankte Brandschutzdezernent Lich den Feuerwehren "im Namen aller Bürger" für ihren harten körperlichen Einsatz und den Mut und Willen, helfen zu wollen. Landkreis und Gemeinden seien zwar gesetzlich dazu verpflichtet, sich um die optimale Ausrüstung und Ausbildung zu kümmern, doch ohne Trainingsbereitschaft und den selbstlosen Einsatz der Männer und Frauen in der Wehr nützt das modernste Gerät nichts. Er dankte auch für eine erfolgreiche Jugendarbeit und wünschte allen Feuerwehrmännern und -frauen für ihr weiteres Engagement alles erdenklich Gute, vor allem aber, dass sie von ihrem Einsatz stets wohlbehalten zurückkehren. Die Moderation der Veranstaltung hatte wie in den Jahren zuvor der stellvertretende KBI Michael Kinnel übernommen, der den Hausherren, Bürgermeister Dieter Müller, begrüßte und ihm für die kostenlose Nutzung der Horlofftalhalle herzlich dankte. Müller zeigte sich erfreut, dass die Kreisverbandsversammlung in Echzell stattfand, stellte kurz die Gemeinde vor und wünschte der Versammlung einen guten Verlauf. Gert Battenfeld überbrachte die Grüße von LFV Präsident Ralf Ackermann. Auch er formulierte: Die Welt ist nicht mehr in Ordnung. Wir haben Probleme bei der Feuerwehr. Wir halten den Atem an, kommen die Feuerwehren noch rechtzeitig zur Einsatzstelle? Sind die freiwilligen Kräfte tagsüber noch erreichbar? Die zehn Minuten Hilfsfrist ist bald nicht mehr haltbar. Nicht die Feuerwehren alleine, auch die Politik ist gefordert gegenzusteuern. Battenfeld lobte die Verantwortlichen im Wetteraukreis, die seit langem versuchen, mit verschiedenen Aktionen diesem Trend zu begegnen.

Otfried Hartmann informierte in seinem Jahresbericht, dass die Wetterauer Feuerwehren in 2007 zu 2856 Einsätzen gerufen wurden. Beachtenswert war, dass die Brandeinsätze mit 770 um 31 Einsätze zugenommen, die Hilfeleistungseinsätze mit 1354 leicht abgenommen haben. Alle Wehren des Wetteraukreises waren im Einsatz bei dem Sturm Kyrill. Ungeliebt bleiben die unzähligen Ölspureinsätze. Mit 4183 Einsatzkräften davon 427 Frauen, bleiben die Zahlen konstant, wobei sich die Anzahl der Frauen leicht erhöht hat. Dramatisch entwickelt sich die Situation bei den Jugendlichen. Hochrechnungen zeigen auf, dass sich bis zum Jahr 2020 die Anzahl der Jugendlichen um die Hälfte halbieren wird. Die Situation der für die Feuerwehren interessanten Altersgruppen hat sich grundlegend gewandelt. 1965 gab es in dieser Altersgruppe 18 Prozent Schüler, 40 Prozent Auszubildende und 42 Prozent die bereits gearbeitet haben. Heute sieht das anders aus, so Hartmann. Die Anzahl der Schüler ist gestiegen auf 76 Prozent, die der Auszubildenden gefallen auf 24 Prozent und berufstätig sind nur noch 0,5 Prozent.

 

Jahreshauptversammlung KFV
Vorsitzender Otfried Hartmann überreicht Dieter Röder als Abschiedsgeschenk eine vollautomatische Kaffeemaschine.

Einen breiten Raum nimmt die Ausbildung der Einsatz- und Führungskräfte ein. 650 Feuerwehrmänner und -frauen wurden in den Sparten: Grund-, Trupp-, Maschinisten-, Atemschutz-, Funk-, CSA- und Motorkettensägen-Lehrgängen geschult. Positiv wertete Hartmann die Initiative von Dezernent Lich, der zu einer Zukunftsklausur geladen hatte. Die Bürgermeister und die Leiter der Feuerwehren diskutierten über die Möglichkeiten der Personalgewinnung und -haltung. Als ein ganz wichtiges Ergebnis der Veranstaltung bezeichnetet der KBI den Dialog con Politik und Feuerwehr. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes berichtete Hartmann von der Teilnahme am Hessentag in Butzbach und von dem Ausgang der Bemühungen um den verletzten Feuerwehrkameraden Kurt Seib aus Bad Vilbel. Verbände, Kreisfeuerwehr und Landesverband haben sich hier sehr stark engagiert. Die Anerkennung eines Dienstunfalls konnte erreicht werden. Für die Konzeption und den Bau eines Gefahrgutübungscontainers wurde Dieter Röder mit einem besonderen Geschenk bedacht.


Rechner Thorsten Eberhard berichtet detailliert über Ein- und Ausgaben. Die Kassenprüfer Elke Kapeller und Oliver Herwig bescheinigten ihm eine einwandfreie Kassenführung und beantragten die Entlastung des Vorstandes, dem einstimmig stattgegeben wurde.


Kreisjugendwart Marco Reis berichtet von 1683 Jugendlichen, die sich in der Jugendfeuerwehr engagieren. 114 Übernahmen in die Einsatzabteilungen stehen 359 Austritte entgegen. Reis stellte die Frage: Warum ist das so? Provokativ stellte er die Aussage in den Raum: Der Jugendwart ist unmotiviert, der Jugendwart ist motiviert und bekommt keine oder sehr wenig Unterstützung aus den Einsatzabteilungen. Reis plädierte für eine bessere Ausbildung der Jugendwarte und ihre Übernahme in das Ehrenbeamtenverhältnis.


Kreisstabführer Paul-Heinz Eckhardt berichtete von zwölf musiktreibenden Zügen, deren Mitglieder sich bei verschiedenen angebotenen Lehrgängen weiterbilden konnten. In einem Rückblick erinnerte er an das erfolgreiche Kreisfreundschaftsspielen in Himbach.


Edelgard Ludwig, Sprecherin der Frauen, berichtete von einem Workshop in Großen-Linden mit dem Thema "Frauen in der Feuerwehr - Frauen in die Feuerwehr". Neu war auch der Besuch eines Truppführer-Lehrganges im Werra-Meißner Kreis, der erstmals mit Kinderbetreuung stattfand. Sie informierte weiter über die Kampagne "Frauen am Zug", bei der bewusst provokant formulierte Aussagen und Überschriften über die Tätigkeiten und das Engagement von Frauen in der Feuerwehr enthalten sind.


Der Sprecher der Alters- und Ehrenabteilung Dieter Röder, berichtete von einem schönen Nachmittag den die Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilungen in Limeshain verbrachten. In diesem Jahr wird die Feuerwehr Ockstadt anlässlich ihres Jubiläumsfestes am Pfingstsonntag diese Veranstaltung ausrichten. Er dankte dem Kreisfeuerwehrverband für die Unterstützung bei diesen Veranstaltungen. Anschließend gab Röder bekannt, dass er nach 48 Jahren Feuerwehrdienst und mit Erreichen des 65. Lebensjahres für eine weitere Kandidatur bei den anstehenden Vorstandswahlen als Sprecher der Alters- und Ehrenabteilung nicht mehr zur Verfügung steht. Er skizzierte seinen "Feuerwehrlebensweg", dankte für die jahrzehntelange Kameradschaft und wünschte allen Kameraden Wohlergehen und eine gesunde Rückkehr von allen Einsätzen. Die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten dem sichtlich bewegten Dieter Röder minutenlang.


Bei den anstehenden Neuwahlen des Vorstandes des Kreisfeuerwehrverbandes Wetterau wurden alle Amtsinhaber einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Lediglich Heinz-Willi Lindt wurde als Sprecher der Alters- und Ehrenabteilung neu in den Vorstand bestellt.

Vorstand KFV

Der neue Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes Wetterau: v.l. Dieter Röder (ausgeschieden), Paul-Heinz Eckardt, Michael Kinnel, Otfried Hartmann, Michael Stortz, Thorsten Eberhard, Ottmar Lich (Dezerent), Marco Reis, Heinz-Willi Lindt und Robert Winkler. Es fehlt Edelgard Ludwig.

Text und Bilder: Robert Nolte

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