14.03.2011 - (wk). Wegen eines Zimmerbrands im Altenpflegeheim „Haus Tannenhof“ in der Villenstraße  in Bad Salzhausen mussten in der Nacht zum Samstag 104 teils bettlägerige und gehbehinderte Bewohner in der Turnhalle der Haupt- und Realschule Nidda untergebracht werden. Starker Rauch machte die Evakuierung des Altenpflegeheims erforderlich. Bei dem Brand entstand ein Sachschaden in Höhe von 200 000 Euro. Über 200 Kräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten waren im Einsatz, um das Feuer zu löschen und sich um die Senioren zu kümmern. Die Polizei vermutet, dass ein im Bett rauchender Mann den Brand gegen 1 Uhr verursacht haben könnte. Die Ermittlungen der Kripo dauern an.

Der Bewohner des brennenden Zimmers hatte sich kurz nach dem Ausbruch des Feuers in Sicherheit bringen können. Neben dem Zimmer wurden auch der Flur sowie weitere Räume auf dieser Etage in Mitleidenschaft gezogen. Dieser Teil des Gebäudes ist vorerst nicht bewohnbar, daher konnten 39 Bewohner auch Stunden nach dem Brand nicht in ihre Zimmer zurückkehren. Sie wurden am Vormittag bis auf Weiteres auf andere Zimmer beziehungsweise auf eine Einrichtung in Schotten verteilt. Die übrigen 65 Senioren konnten am frühen Morgen wieder in ihre Zimmer zurückkehren. Laut ersten Erkenntnissen ist eine gründliche Renovierung des Gebäudetrakts erforderlich, in dem sich der schwarze beißende Qualm ausgebreitet hatte.

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Mitarbeiter der unterschiedlichen Rettungsdienste und der Freiwilligen Feuerwehren
leisteten bei der Evakuierung des Altenpflegeheims vorbildliche Arbeit. Fotos: Kunert

Die Freiwilligen Feuerwehren aus Bad Salzhausen/Geiß-Nidda und Nidda waren zuerst vor Ort, schnell war Stadtbrandinspektor Matthias Holland jedoch klar, dass die Kräfte nicht ausreichen würden, dass das Altenpflegeheim wegen des starken Rauchs geräumt werden muss. Unter der Leitung von Kreisbrandinspektor Otfried Hartmann wurden weitere Feuerwehren und Rettungsdienstorganisationen aus dem Kreis angefordert.

Während Mitarbeiter des Hauses mit der Unterstützung der Rettungsdienst-Mitarbeiter begannen, die Heimbewohner aus dem Haus zu holen, konzentrierten sich Feuerwehrkräfte darauf, die im Untergeschoss wütenden Flammen zu löschen. Die schlugen zu diesem Zeitpunkt auf der Rückseite des Hauses bereits meterhoch aus einem geborstenen Fenster an der Hauswand entlang.

Während der Löscharbeiten trafen immer mehr Rettungsdienstmitarbeiter ein. Unter der Leitung des organisatorischen Leiters Jürgen Nickel und des Leitenden Notarztes Dr. Reimund Prokein kümmerten sich vier Notärzte um die Rettung und Versorgung der 104 Senioren.

Der Chef des Restaurants „Poseidon“, Kiriako Kiriakidis, stellte den Rettungsdiensten sein Lokal in unmittelbarer Nähe des Altenpflegeheims zur Verfügung, um die alten Menschen samt Bett oder Rollstuhl vorübergehend dort unterzubringen. „Einfach unglaublich, wie dieses System der Hilfsbereitschaft hier in Deutschland funktioniert. Über 200 Menschen stehen nachts auf, um ehrenamtlich anderen in Not zu helfen. Da ist es doch selbstverständlich, dass ich meinen Teil dazu beitrage“, erklärte er.

Es war einer der ungewöhnlichsten Einsätze der vergangenen Jahre im Kreis. Als feststand, dass die 104 Menschen ihre Zimmer verlassen mussten, stellte sich die Frage, wo sie unterkommen könnten. An diesem Punkt griff der für solche Unglücksfälle durch Verantwortliche des Kreises und der Rettungsorganisationen ausgearbeitete Notfallplan. Darin sind in der Nähe von Einrichtungen wie dem „Haus Tannenhof“ Plätze ausgewiesen, zu denen Verletzte oder Gerettete im Unglücksfall gebracht werden können. In Bad Salzhausen ist es der Parkplatz vor dem „Poseidon“. Um die zum großen Teil bettlägerigen Patienten dorthin zu bringen, richtete der Rettungsdienst mit Tragen eine Kette ein. Vom „Poseidon“ aus ging es für die Senioren später mit dem Rettungswagen in die Turnhalle der Haupt- und Realschule.

Dort waren unzählige Helfer verschiedener Organisationen damit beschäftigt, Hand in Hand die Notunterkunft vorzubereiten. Sie stellten Feldbetten auf, richteten eine Verpflegungskette zum benachbarten DRK-Standort ein und dachten auch an Toilettenpapier und Papierhandtücher.

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In der Turnhalle der Haupt- und Realschule in Nidda wurde das Notquartier für die Senioren eingerichtet.

„Wer das alles beobachtet, der wünscht sich, dass sich Kritiker unseres ehrenamtlichen Rettungssystems das hier anschauen könnten“, sagte Bürgermeister Hans-Peter Seum. Er ärgerte sich darüber, dass es immer noch Menschen gebe, die dieses System aus Kostengründen infrage stellten. Zusammen mit dem Ersten Stadtrat Reimund Becker beobachtete Seum den Einsatz, um eventuell von städtischer Seite helfend eingreifen zu können. „Doch das war dank des großen Engagements nicht notwendig“, betonte Becker in den frühen Morgenstunden in einer kurzen Ansprache an die Rettungskräfte. Auch Otfried Hartmann, den die Kreisbrandmeister Ulrike Schneider und Lars Henrich bei der Einsatzleitung unterstützten, hatte nur lobende Worte für die Kräfte parat. Ihn habe vor allem überrascht, wie ruhig und besonnen der Einsatz abgelaufen sei.

Quelle: Kreisanzeiger online vom 14.03.2011