17.06.2013 – Bericht über den Einsatz der Wetterauer Führungskräfte
Wetteraukreis – Mit einer Anforderung der Abteilung V im Hessischen Innenministerium, welche an den Wetteraukreis gerichtet war, stand spätestens seit den Morgenstunden des 07.06.2013 fest, dass Personal von Feuerwehren des Wetteraukreises die Kräfte der Technischen Einsatzleitung des Landes Hessen mit Standort Dresden für die Dauer von 6 Tagen stellen sollten. Neben den bekannten „S Funktionen“ waren auch Fernmelder zu benennen, welche in die Technik einer IUK Zentrale sowie eines ELW 2 eingewiesen waren. Diese Kräfte sollten gemäß Marschbefehl am Folgetag spätestens um 12.00 Uhr in Dresden die Einsatzleitung in der TEL Hessen übernehmen. Intensive Bemühungen des Kreisbrandinspektors, seines Vertreters und 2 weiteren Kreisbrandmeistern führten dazu, dass den zuständigen vorgesetzten Behörden gegen 11.00 Uhr mitgeteilt werden konnte, dass ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung stand um diesen Auftrag zu erfüllen. Es wurde entschieden, dass die Einheit unter Führung des Ober-Mörler Gemeindebrandinspektors Michael Schäfer am Samstag, den 08.06.2013 um 05.00 Uhr, ab Friedberg die Reise nach Dresden antreten würde. Ein Vorauskommando fuhr bereits früher nach Dresden ab, um sich ein Bild über die Lage direkt vor Ort zu machen um die nachrückenden Wetterauer Kräfte in die Lage einzuweisen. Das Vorauskommando bestehend aus dem stellv. Kreisbrandinspektor Michael Kinnel (Bad Vilbel), dem Kreisbrandmeister Matthias Nickel (Glauburg) sowie Jürgen Seitz (Altenstadt) von der Werkfeuerwehr Infra Serv traf um 08.30 Uhr in Dresden ein. Da ein Einsatzschwerpunkt der Hessischen Feuerwehren im Dresdner Stadtteil Cossobaude lag, wurde dieser Stadtteil direkt angefahren. Das Elbehochwasser richtete dort schwere Schäden an. Betroffen waren vor allem Niederwartha und Gohlis sowie die Gebiete Cossebaudes jenseits der Meißner Landstraße. Diese musste wegen Überflutung tagelang gesperrt werden. Außerdem waren die Stromversorgung und die Kommunikationsversorgung zeitweise unterbrochen. Um das Wohnviertel An den Winkelwiesen zu schützen, errichteten die hessischen Helfer einen Sandsackwall. Wir nutzten die Gelegenheit mit den eingesetzten Einheiten zu sprechen. Schon auf der Anfahrt viel uns die starke Polizeipräsenz auf. Jede Straße des Stadtteils war durch massive Polizeieinheiten geschützt, Straßensperren waren aufgebaut. Später war im Radio zu hören, dass die Polizei Platzverweise gegen „Sperrmüllplünderer“ aussprechen musste.
Die TEL Hessen war in der Hülßenerstraße im ELW 2 des Hochtaunskreises untergebracht. Direkt gegenüber befand sich eine Schule in deren Schulhof die Einsatzfahrzeuge der hessischen Einheiten untergebracht waren, die Schulturnhalle diente u. a. als Schlafgelegenheit. Insgesamt befanden sich etwa 500 Einsatzkräfte in diesem Bereitstellungsraum. Die Einsatzübergabe erfolgte gegen 15.00 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Einsatz in Sachsen durch die Wetterauer Führungskräfte geführt. Die Einsatzabwicklung im ELW 2 erfolgte im zwei Schichtbetrieb, die Tagschicht begann um 07.00 Uhr und endete um 19.00 Uhr, wobei jeweils 30 Minuten vor Beginn der Schicht eine Einsatzübergabe erfolgte. Außerdem waren um 07.00 Uhr und 19.00 Uhr jeweils eine Lagebesprechung mit den eingesetzten Verbandsführern vereinbart worden. Der stellv. KBI informierte den Wetterauer KBI mindestens 2-mal täglich über die Lage. Da in dem Stadtteil Cossobaude u. a. die Kommunikationssysteme ausgefallen waren, wurde durch den Einsatzleiter Hessen der GW IUK des Wetteraukreises nachträglich angefordert um in diesem Stadtteil eine Kommunikationsinfrastruktur aufzubauen. Der Verband des DRK traf in den Morgenstunden des 09.06.2013 in Dresden ein. War am 08.06.2013 bis in die frühen Morgenstunden des 09.06.2013 die Lage relativ stabil und die eingesetzten Einheiten konnten Ihre Einsatzaufträge in Dresden erfüllen, eskalierte die Lage am 09.06.2013. Während die Pegelstände in Dresden leicht sanken, zog eine starke Unwetterfront auf Dresden zu, welche sich in den Randgebieten von Dresden insbesondere in der sächsischen Schweiz entluden. Für die Städte Bad Schandau, Reinhardtsdorf-Schöna, Rathmannsdorf, Königstein, Kurort Rathen, Pirna, Stadt Wehlen, Struppen, Heidenau, Dippoldiswalde, Schmiedeberg, Klingenberg, Glashütte, Hartmannsdorf-Reichenau, Freital, Wilsdruff, Tharandt, Rabenau, Bannewitz, Kreischa und Dorfhain wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Starkregen (bis zu 80 l pro m2), Hagelschlag und Schlammlawinen hatte diese Städte und Gemeinden massiv geschädigt, für die Bevölkerung wurden EVAK Stützpunkte eingerichtet, die gesamte Kommunikationsstruktur brach zusammen. Weder Telefon, Handy Netze, Funknetzte etc. standen zur Verfügung. Über 700 örtliche Einsatzkräfte waren tätig. An die TEL Hessen erging vom Sächsischen Innenministerium das sofortige Ersuchen, die Hilfsmaßnahmen in Dresden sofort einzustellen, die Einsatzstellen der Berufsfeuerwehr Dresden zu übergeben und alle Einheiten in den Landkreis Pirna zu verlegen. Diese Maßnahme wurde zeitnah durch die TEL umgesetzt. Bis in die frühen Morgenstunden war die TEL teilweise doppelt besetzt. Die hessischen Hilfskräfte wurden in den Landkreis Pirna entsandt, wurden jedoch auf Grund politischer Entscheidung dort nicht eingesetzt. Deshalb wurde der Einsatz abgebrochen, die Einheiten kehrten in den Bereitstellungsraum Hülßenerstraße unverrichteter Dinge zurück. Die Helfer verstanden die Welt nicht mehr. Erst am Folgetag erging erneut ein Hilfeersuchen an die TEL mit der Bitte im Landkreis Pirna tätig zu werden. Um nicht erneut die Einheiten zu verlegen, wurden Vorauskommandos zu den genannten Ortschaften entsandt, welche direkt mit den örtlichen Einsatzleitungen Kontakt aufnahmen, um konkrete Einsatzmaßnahmen abzustimmen. Die genannten Schadensstellen waren jedoch für die hessischen Katastrophenschutzeinheiten nicht mehr von Belang, da die örtlichen Einheiten größtenteils die Lage mittlerweile beherrschten. Nachdem sich die Lage weiterhin entspannte, wurde dem Hessischen Innenministerium empfohlen, die Einheiten aus Dresden früher als geplant wieder in die Heimatstandorte zurück zu führen und den geplanten Marschbefehl für weitere Hessische Einheiten nach Sachsen nicht umzusetzen. Die eingesetzten Helfer konnten deshalb 1 Tag früher als ursprünglich geplant nach Hause abrücken.
Fazit:
Für die Führungskräfte, welche in Sachsen in der TEL Hessen eingesetzt wurden, war es trotz der nicht immer positiven Begleitumstände eine riesen Erfahrung, die keiner so schnell vergessen und von denen auch jeder persönlich profitieren wird. Die 17 Mitgereisten haben vorbildlich miteinander zusammengearbeitet, die Stimmung war trotz der Einsatzhektik immer positiv. In Neudeutsch würde es heißen „Sie haben einen guten Job gemacht“ und einen positiven Eindruck hinterlassen. Hier ist zu bemerken, wie gut die Ausbildung der Hessischen Feuerwehren an der Landesfeuerwehrschule Kassel ist, das dort erlernte Wissen konnte abgerufen und umgesetzt werden. Die Bevölkerung ob unmittelbar betroffen oder nicht betroffen, war den Hessischen Einsatzkräften gegenüber für deren Hilfe sehr dankbar. Für uns aus dem Großraum Rhein Main, wo Nachbarschaftshilfe schon fast in Vergessenheit geraten ist, war es interessant auch einmal eine andere menschliche Seite kennen zu lernen. Matthias Nickel und ich sind uns einig, dass falls es noch einmal zu einer Schadenslage kommen sollte wo Wetterauer Hilfe benötigt würde, wir jederzeit auf die 17 Mitgereisten zurückgreifen würden. Deshalb gilt unser persönlicher Dank den Einsatzkräften der TEL Hessen, den Mitgliedern der IUK Gruppe Wetterau sowie den rückwärtigen Helfern in der Wetterau für deren Unterstützung. Wir konnten uns jederzeit aufeinander verlassen.
Eine Aufarbeitung des Einsatzes in der Wetterau mit den beiden Einsatzleitern und dem Gefahrenabwehrstab muss angestrebt werden.
Michael Kinnel
Einsatzbilder folgen später